Olympisches Boxturnier: Nelvie Tiafack hat Bronze sicher!

Nelvi Tiafack vs. Diego Lenzi / Foto: Screenshot Eurosport

Der Superschwere DBV-Athlet siegt im Viertelfinale gegen den „Italo-Hengst“ Diego Lenzi – einstimmig. Im Halbfinale wartet der Usbeke Bakhodir Jalolov. Oha!

Wenige Augenblicke noch, beide sitzen auf Plastikstühlen in der kleinen Wartezone. Vis-à-vis. Vier, fünf, sechs Sekunden, dann der Aufruf in die Halle, in den Ring. Das anstehende Gefecht im Viertelfinale des olympischen Boxturniers der Superschweren (plus 92 Kg) in Paris: Nelvie Tiafack versus Diego Lenzi. Der „Italo-Hengst“ im roten Dress muss als erster in das Seilquadrat. Lenzis Mine wirkt angespannt, er reckt den rechten Arm beim Einlaufen in die Höhe, nickt ins Publikum. Volle Hütte in der in der „North Arena“ der französischen Hauptstadt, 7.000 Zuschauer, ausverkauft.

Schnitt, Tiafack ist dran, seine Name tönt über die Lautsprecher. Ab in die sportliche Schlacht. Locker, fast lässig ist sein Auftritt in blau. Er weiß, er kann es packen, will es packen. So wird es auch kommen. Mit Bravour.

Nelvi Tiafack vs. Diego Lenzi / Foto: Screenshot Eurosport

Runde eins, erster Gong. Nelvie stürmt in die Ringmitte, stellt seinen Kontrahenten, eine Kampfansage. Sprichwörtlich. Die Auftaktaktionen: ein paar Schwinger. Treffen nicht, schinden aber Eindruck. Dann die eine oder andere Kombination, linke Führhand, rechte Gerade. Wischer, Treffer, alles dabei. Lenzi muss sich orientieren, sucht den Infight, powert. Wenig Zählbares kommt dabei heraus. Obacht, doch, ein Konter mit der Hammerrechten sitzt. Dennoch, vier von fünf Punktrichter haben den Deutschen vorn auf ihren Zetteln. Zu Recht. Tiafacks Heimcoach Lukas Wilaschek sagt in der Ringpause: „Du bist da, weiter so.“

Nelvi Tiafack vs. Diego Lenzi / Foto: Screenshot Eurosport

Und weiter geht’s, Runde zwei. Tiafack behält anfangs die Initiative, bleibt beweglich in Hüfte und Oberkörper, bietet selten ein Ziel für den 23-jährigen Bologneser. Der müht sich. Mitte des zweiten Durchgangs wird er aktiver, Schlachtrufe für den Italiener hallen über das Seilgeviert: „Diego, Diego“, deutlich über die Außenmikros hörbar. Bloß, wo bleiben seine gefürchteten überfallartigen Attacken? Die bleiben aus, weitgehend zumindest. Nicht nur das: Tiafack agiert weiter souverän, hat den Überblick, platziert seine linke Führhand zielsicher an Lenzis rechter Schläfe. Mit Kawumm, mit Effekt. Cut! Tiafack ist weiter in Front, auf drei der Punktezettel. Coach Wilaschek beschwört seinen Schützling bei der Auszeit zwischen Runde zwei und drei: „Nelvie, drei Minuten noch, drei Minuten Konzentration!“.

Nelvi Tiafack vs. Diego Lenzi / Foto: Screenshot Eurosport

Der Musterathlet vom SC Colonia 06 versteht die Order seines Übungsleiter, befolgt die Marschroute. Und zwar so: Tiafack nimmt das Tempo raus, macht auf passiv, beinahe teilnahmslos, tänzelt um Lenzi. Aber, nicht doch. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit feuert er eine Links-rechts-Kombination ab. Wilaschek reicht das nicht, fordert den zweiten Angriff. Lenzi wird wütender, braucht klare Hände. Wann auch sonst, er muss liefern, er liegt hinten. Zwecklos. Dem „Hengst“ geht die Puste aus. Nichts brennt mehr an für Tiafack. Logisch, einhellig die Punktrichter in ihrem finalen Urteil: 29:28, 29:28, 30:27, 30:27, 29:28 für den Topathleten im DBV-Jersey! Das heißt: Halbfinale, Bronze ist sicher!

Fazit: Tiafack hat die Show souverän runtergerockt, wie schon im Achtelfinale gegen den Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev am Montag. Unser letzter Deutscher im olympischen Boxzirkus gegenüber Sportschau.de: „Ich muss es selber noch realisieren.“ Hey, mach´ das!

Und nun? Ja, jetzt kommt es knüppeldick. Bakhodir Jalolov wartet schon. Der virtuose Rechtsausleger aus Usbekistan hat im Viertelfinale den Australier Teremoana Teremoana sportlich-elegant heim gen Down Under geschickt. Gleichfalls einstimmig. Tiafack versus Jalolov, am Mittwochabend dann. Live, in Farbe, Action pur! Last uns einfach eines: Uns drauf freuen!

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