Trans – und intersexuelle Sportler: ein Drahtseilakt zwischen sportlicher Fairness und Gleichberechtigung

Der Fall um die algerische Boxerin Imane Khelif sorgt aktuell für reichlich Wirbel bei den Olympischen Spielen in Paris. Während bis zum gestrigen Tage noch allseits die Ansicht kursierte, dass es sich bei der algerischen Sportlerin um einen Transgender-Athleten handeln würde, gibt es nun Hinweise darauf, dass es sich bei der Sportlerin nicht um eine Transgender-, sondern um eine intersexuelle Athletin handelt.

Wo genau liegt der Unterschied?

Hierzu gibt es bereits reichlich Berichterstattung in den Medien. Kurz zusammengefasst: Intersexuelle Athleten haben von Geburt an tatsächlich sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale. Dies ist also keinesfalls eine „Laune“, sondern auch tatsächlich biologisch nachvollziehbar. Es kann sich zum Beispiel um Personen handeln, die männliche Chromosomen (also X und Y) haben, jedoch dem äußeren Erscheinen nach weibliche Personen sind. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar.

Oftmals verbringen diese Personen ihre Kindheit bis zur Pubertät in ihrer optischen Geschlechterrolle, sprich als Junge oder Mädchen und fallen dann durch eine veränderte, erwartete Geschlechterentwicklung im Rahmen der Pubertät auf. Personen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen haben zum Beispiel möglicherweise keine Periode. Häufig wird dann bei Arztbesuchen zur Abklärung dieses Umstandes erst herausgefunden, dass eine entsprechende Konstellation der Intersexualität vorliegt.

Dieses hochkomplexe Thema in einem einzigen Artikel vollumfassend darzustellen, ist schlichtweg nicht möglich. Dies ist auch nicht Ziel dieses Artikels, sondern vielmehr soll auf die sportliche Teilnahme intersexueller Athleten bei Sportarten, in denen es eine Geschlechtertrennung und/oder Gewichtsklassen gibt, eingegangen werden.

Auch hier übersteigt es den Rahmen dieses Artikels, eine vollumfassende Darstellung darzubieten. Für weitere Informationen sei auch auf die bereits erfolgte Berichterstattung von Boxen1 verwiesen.

Transgender/intersexuelle Boxerinnen in Paris: Ein medizinisches und sportliches Dilemma

Eine Zuordnung von intersexuellen Sportlern in die klassischen Geschlechtergruppen männlich und weiblich ist gar nicht so trivial. Es ist zum Beispiel anzumerken, dass weibliche Sportlerinnen mit einem maskulinen Chromosomensatz auch hormonell maskuline Merkmale aufweisen können. Als Beispiel ist hier ein erhöhter Testosteronwert mit entsprechender Muskelausprägung zu nennen. Somit bleibt die Frage zu beantworten: ist es fair, eine intersexuelle Sportlerin mit männlichen Geschlechtsmerkmalen oder Chromosomen bei den Frauen starten zu lassen? Tut man ihr aber möglicherweise auch unrecht, sie einfach bei den Männern starten zu lassen? Umgekehrt gilt natürlich dasselbe: haben Sportler mit weiblichen Merkmalen Nachteile, wenn sie bei den Männern starten müssen?

Diese Frage beschäftigt nicht nur das olympische Komitee, sondern auch die Dachverbände verschiedenster Sportarten. Weitere Fälle intersexueller Sportler finden sich zum Beispiel auch in der Leichtathletik oder dem Skisport. Der Drahtseilakt zwischen einer geschlechterunabhängigen Gleichberechtigung und der sportlichen Fairness ist aktuell noch nicht geklärt. Betroffene Personen einfach grundsätzlich von der Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen auszuschließen, wäre genauso unzureichend gedacht, wie solchen Sportlern einer Teilnahme grundsätzlich nach eigenem Gusto zu ermöglichen.

Die Sportwelt steht somit vor einem großen Rätsel, das aktuell nicht gelöst ist.

Somit bleibt uns von Boxen1 momentan nur übrig, über diese Umstände zu informieren und alle Leser um einen sachlichen Umgang mit dieser Thematik zu bitten. Die Zukunft wird zeigen, wie die Weltverbände, das olympische Komitee und in der Folge dann auch die nationalen Boxverbände agieren werden.

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4 Kommentare

  1. Was da passiert ist ekelhaft!
    Wenn schon, eine Transe gegen eine andere Transe antreten.
    Man könnte mit derselben Begründung auch sagen Mann ist Mann und einen Fliegengewichtlicher gegen einen Schwergewichtler antreten lassen.
    Hier werden Frauen wieder diskriminiert, eben Ekelhaft. Qlympia ist für mich gestorben!

    • Leseverständnis ist nicht deine Stärke, huh? Imane ist NICHT trans, grundgütiger noch eins!

      Super gemacht, liebe Redakteure, nachdem ihr erst falsche Meldungen und unbestätigte Behauptungen weiter aufgebauscht und die Welle mit angetrieben habt, interessiert es jetzt niemanden mehr, was wirklich bestätigt wird. Schön, dass ihr es zumindest eingestanden habt, aber ihr habt das tagelang hier einfach laufen lassen und die Stimmung mit angeheizt und jetzt könnt ihr schreiben, was ihr wollt – die Leute haben jetzt ihre Meinung und damit Basta! Korrekturen und Richtigstellungen verpuffen jetzt wirkungslos im aufgeheizten Raum.

      Ist euch eigentlich klar, dass ihr (und all die anderen) Imane damit in Gefahr gebracht habt? Transgender werden in Algerien verfolgt und ins Gefängnis geworfen, es brauchen nur eine Handvoll der falschen Leute glauben, Imane sei eigentlich ein Mann und die Behörden auf sie hetzen. Super gemacht, ganz toll… Alles für einen reißerischen Artikel mit ganz viel Meinung…

      Davon mal abgesehen, ist eben nicht offiziell bestätigt worden, dass sie XY Chromosomen hat. Ein einziger Funktionär der IBA hat das behauptet – bestätigt wurde das nie. Nur, dass es Auffälligkeiten bei diesen Test gab – aber das heißt nicht automatisch, dass bedeutet, Imane hat xy Chromosomen. Inter (und es heißt geschlechtlich, verdammich noch eins, nicht sexuell, es ist keine Sexualität, Menschenskinder, ist das so schwer?!) kann auch in anderen Varianten auftreten, als das eine komplett weiblich gebaute Person XY Chromosomen hat. Wie recherchiert ihr eigentlich? Wenn man schon darüber schreibt, dann ist es nicht zu viel verlangt, ein Mindestmaß an sauberer Recherche zu betreiben und die richtigen Terminas zu benutzen

      • Intersexuelle Menschen sind keine Transgender… richtig!
        Aber nicht jeder intersexuelle Mensch ist automatisch eine Frau… das läßt sich biologisch relativ sicher klären/feststellen… wenn es dann wirklich gewollt ist.

  2. Danke für den sachlichen Artikel Dr. Haladyn!
    Nicht jeder intersexuelle Mensch ist automatisch eine Frau… die Wahrheit liegt im Detail… es gibt sogenannte XY – Frauen mit eben dieser Chromosomkombination… nun kommt allerdings der entscheidende Fakt… vermutlich ca. eine von 20.000 Personen hat diese Besonderheit… im Sport muß es aber zu einer absolut individuellen Betrachtung jeder einzelnen dieser Personen kommen… hat er/sie den natürlichen Hormonhaushalt eines Mannes ist er ganz eindeutig ein Mann… Testosteronblocker anzuwenden um das zu unterdrücken ist faktisch Doping weil diese wiederum andere Dopingmittel maskieren und selber auf der Dopingliste stehen.

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