Undisputed-Kampf am Samstag: Artur Beterbiev vs. Dmitrii Bivol

Artur Beterbiev vs. Dmitry Bivol.

In Riad findet der große Kampf um sämtliche Gürtel im Halbschwergewicht endlich statt. Es ist eine langersehnte Traumpaarung.

Das lange Warten hat bald ein Ende. Es gibt zwar in jeder Woche zahlreiche starke und interessante Paarungen, doch nur eine Handvoll in sämtlichen Gewichtsklassen, die wirklich jeden ansprechen dürfte. Eine dieser großen Paarungen war im Mai das Undisputed-Duell im Schwergewicht zwischen Oleksandr Usyk (22-0) und Tyson Fury (34-1-1), das Usyk für sich entscheiden konnte.

Aber auch im Halbschwergewicht überragen zwei Boxer seit Jahren. Die Rede ist natürlich von Artur Beterbiev (20-0) und Dmitrii Bivol (23-0). Beide vereinen sämtliche relevanten Gürtel im Halbschwergewicht und gelten zudem als P4P-Boxer. Einen würdigeren Kampf um die Vorherrschaft im Halbschwergewicht kann es also nicht geben! Wenig verwunderlich, dass Boxsportfreunde auf der ganzen Welt seit Jahren diesen Kampf unbedingt sehen wollten – und wie so oft erhielt man ihn lange nicht. Zum Glück haben sich potente Geldgeber in Saudi-Arabien gefunden, die nun regelmäßig solche Paarungen realisierbar erscheinen lassen. Zwar kann und sollte man das moralisch kritisch betrachten, doch ihr Einfluss darauf, dass große Kämpfe tatsächlich zustande kommen, ist unbestritten.

Aber was ist nun von dem großen Halbschwergewichtskampf zu halten, der live auf DAZN im PPV übertragen wird?

Dmitrii Bivol – der grandiose Techniker

Dmitrii Bivol deklassierte eindrucksvoll Saul „Canelo“ Alvarez.

In der „Kingdom Arena“ in Riad, Saudi-Arabien, wird Dmitrii Bivol als leichter Favorit in den ausgeglichenen Kampf gehen. Bivol ist seit über sieben Jahren WBA-Weltmeister, doch sein Durchbruch im Mainstream kam nur allmählich. Anfangs galt er als vielversprechender Puncher, doch in den stärkeren Kämpfen holte er vermehrt Punktsiege statt Knockouts. Es stellte sich heraus, dass Bivol über großartige, klassische osteuropäische Boxfähigkeiten verfügt – ein dominanter Jab, perfektes Distanzgefühl, Variabilität und auch Geschwindigkeit – doch die Finisher-Qualitäten suchte man vergeblich.

Seinen endgültigen Durchbruch erreichte Bivol im Mai 2022, als er das schaffte, was viele für unmöglich hielten: Er besiegte Saul „Canelo“ Alvarez (62-2-2) in dessen „Wohnzimmer“ Las Vegas nach Punkten! Dieser Triumph brachte ihm die Anerkennung, die ihm schon lange zustand. Bivol wurde fortan als technischer Weltklasseboxer angesehen, der jeden Gegner spielend leicht ausboxen kann. Nach diesem Erfolg bezwang er auch den physisch starken Mexikaner Gilberto Ramirez (46-1), und Bivol festigte seinen Platz in den P4P-Ranglisten.

Doch auch für einen Boxer wie Bivol, der bereits Weltmeister ist und in den P4P-Listen auftaucht, gibt es immer noch Raum, seine Legacy auszubauen. Ein Sieg über Artur Beterbiev im anstehenden Kampf wäre ein entscheidender Schritt, um sich als absolute Boxlegende in die Geschichtsbücher einzutragen.

Artur Beterbiev – die zerstörerische KO-Maschine

Artur Beterbiev (rechts) bei seinem WM-Sieg gegen Joe Smith Jr. (links).

Auf der Gegenseite steht der russische Landsmann Artur Beterbiev, der einen makellosen Kampfrekord vorweisen kann: 20 Kämpfe, die er allesamt vorzeitig gewann. Perfekter geht es nicht. Fast die Hälfte dieser Kämpfe waren zudem Weltmeisterschaftskämpfe, was seine Bilanz noch beeindruckender macht. Es ist eine Sache, gegen schwächere Gegner KO-Siege einzufahren, aber auf höchstem Niveau eine solche Dominanz zu zeigen, ist mehr als beeindruckend! Kein Wunder also, dass Beterbiev ebenfalls in den P4P-Rankings vertreten ist. Im The Ring-Ranking ist Beterbiev auf Platz 6, während Bivol Platz 7 belegt. Bei den renommierten Transnational Boxing Rankings liegt Bivol auf Platz 4 und Beterbiev auf Platz 8.

Ein Problem bei Beterbiev ist jedoch seine körperliche Verfassung. In letzter Zeit laborierte er häufiger mit Verletzungen, weshalb der Kampf gegen Bivol schon im Sommer verschoben werden musste. Im Januar wird Beterbiev 40 Jahre alt und hat zudem eine lange Amateurkarriere hinter sich, was bedeutet, dass er sich wahrscheinlich nicht mehr in seiner physischen Prime befindet. Dennoch wird er sich für diesen einen großen Kampf in seiner Karriere bestens vorbereiten. Für beide Boxer ist dies der größte Kampf ihrer Karriere, und das Ergebnis wird einen maßgeblichen Einfluss auf ihre Legacies haben. Auch wenn der Kampf für Beterbiev spät kommt, ist er sicherlich nicht zu spät, um noch eine großartige Leistung im Ring zu zeigen.

Doch auch bei Bivol gab es zuletzt einige Störfaktoren. Seine Ex-Frau meldete sich wiederholt im Internet zu Wort und versuchte, ihm durch die Veröffentlichung persönlicher Informationen, wie etwa vergangener Verletzungen, zu schaden. Diese öffentliche Schlammschlacht könnte vor einem so bedeutenden Kampf für einen Sportler natürlich alles andere als ideal sein.

Eine Prognose zum Kampf

Ein würdiges P4P-Duell also um die Vorherrschaft im Halbschwergewicht. Ein besseres Duell findet man in dieser Gewichtsklasse nicht, und auch gewichtsklassenübergreifend zählt es zu den besten Kämpfen, die man sich nur wünschen kann. Der Kampf folgt dem klassischen Muster: Ein boxender Techniker trifft auf einen brachialen Puncher. Bivol dürfte einer der besten Techniker P4P sein, während Beterbiev unbestritten über die größte Schlagkraft verfügt. Tendenziell setzt sich in solchen Duellen oft der Techniker gegen den Puncher durch.

Wenn man sich Bivols Statistiken ansieht, fallen besonders seine herausragenden defensiven Fähigkeiten auf. Er versteht es, Angriffe geschickt auszuweichen und seine Gegner kaum Treffer landen zu lassen, was eine seiner größten Stärken ist. In seinen letzten Kämpfen wirkte er jedoch phasenweise etwas offener und kassierte klare Treffer, was darauf hindeuten könnte, dass er unbedingt wieder einen vorzeitigen Sieg wollte. Gegen Beterbiev wird er jedoch maximale Wachsamkeit in der Defensive an den Tag legen müssen, um einen Punktsieg zu sichern.

Für Beterbiev ist die Marschroute klar: Er muss den Vorwärtsgang einlegen und so viel Schaden wie möglich anrichten. Ideal wäre es, Bivol an den Seilen oder in der Ecke zu stellen und dort zu bearbeiten. Das wird extrem schwierig gegen einen flinken und cleveren Boxer wie Bivol, der ständig den Jab einsetzt und den Rückwärtsgang hervorragend beherrscht. Doch Beterbiev hat die brachiale Power, um selbst einen technisch versierten Gegner wie Bivol möglicherweise zu stoppen.

Ein Blick auf die Undercard

Vollständige Fightcard: Beterbiev vs. Bivol.

Chris Eubank Jr (33-3) vs. Kamil Szeremeta (25-2-2) #32, Mittelgewicht:
Mit Chris Eubank Jr erhält die Undercard einen bekannten Namen, der auch im deutschsprachigen Raum große Popularität genießt. Eubank Jr war bei Kalle Sauerland unter Vertrag und gibt nun sein Promoter-Debüt bei Boxxer. Sein Gegner, der ehemalige polnische Europameister Kamil Szeremeta, ist in seinen letzten Kämpfen nicht besonders überzeugend aufgetreten und stellt sportlich keine echte Herausforderung für Eubank Jr dar. Diese Paarung wirkt handverlesen und wenig spannend.

Fabio Wardley (17-0-1) #19 vs. Frazer Clarke (8-0-1) #42, Schwergewicht:
Ende März trafen beide Schwergewichte in einem packenden Kampf aufeinander, der als Unentschieden gewertet wurde. Es war eines der besten Schwergewichtsduelle des Jahres und ein Rematch nur folgerichtig. Wardley ist bekannt für seine actionreichen Kämpfe, während Clarke, ein technisch versierter olympischer Boxer, gegen Wardleys Schlagkraft jederzeit in Schwierigkeiten geraten könnte. Dieser Rückkampf ist das klare Highlight der Undercard.

Jai Opetaia (25-0) #3 vs. Jack Massey (22-2) #22, Cruisergewicht:
Opetaia verteidigt seinen IBF-Titel und gilt als einer der stärksten Kämpfer im Cruisergewicht. Jack Massey, der zuletzt als Europameister überzeugte, wirkt als Gegner solide, aber nicht als große Herausforderung für Opetaia. Dennoch könnte es ein interessanter Kampf werden, auch wenn er keinen großen Hype auslöst.

Ben Whittaker (8-0) #56 vs. Liam Cameron (23-6) #95, Halbschwergewicht:
Whittaker, der für seine Showboating-Auftritte im Ring bekannt ist, hat aber zuletzt etwas von seiner Schlagkraft eingebüßt, was ihn in seinen letzten beiden Kämpfen über die Runden zwang. Nun steht er vor seinem bisher härtesten Test gegen Liam Cameron, der sich nach einer Dopingsperre vielversprechend zurückgemeldet hat. Ein ordentlicher Test für den aufstrebenden Whittaker.

Skye Nicolson (11-0) #1 vs. Raven Chapman (9-0) #5, Federgewicht:
Ein Frauenkampf in Riad ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Sichtbarkeit des Boxsports in der Region zu erhöhen. Nicolson, die in den letzten Jahren für Aufsehen sorgte, verteidigt ihren WBC-Titel gegen die ungeschlagene Britin Chapman. Der Kampf wird vermutlich über die volle Distanz gehen, mit Nicolson als Favoritin.

Die Veranstaltung wird vom lokalen Boxer Mohammed Alakel eröffnet, der sein Profidebüt gegen Jesus Gonzalez (3-2) im Superfedergewicht gibt. Insgesamt bietet die Undercard einige spannende Kämpfe, obgleich auch überwiegend keine spektakulären Highlights, die jedoch in Kombination mit dem hochkarätigen Hauptkampf sicherlich ein sehenswertes Event abbilden.

Übertragung findet im PPV auf DAZN oder YouTube statt

Beterbiev vs. Bivol auch auf YouTube verfügbar.

Die Veranstaltung wird im deutschsprachigen Raum über DAZN als PPV für 20 € zu sehen sein. Abonnenten können das Event direkt auf DAZN dazubuchen. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, den Kampf auf YouTube zu buchen. Die Übertragung beginnt am Samstag um 18 Uhr.

5/5 - (4 votes)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein