Artur Beterbiev bezwingt Dmitrii Bivol über die Punkte!

Riyadh, Saudi Arabia: Artur Beterbiev v Dmitry Bivol, IBF, WBC, WBA and WBO Undisputed Light Heavyweight.
12 October 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.
Artur Beterbiev with all of the belts after his win.

In Riad fand der Kampf um sämtliche Gürtel im Halbschwergewicht statt. Es wurde ein hochklassiger und würdiger Kampf, über das Urteil wird jedoch gestritten.

Am Samstag war Riad in Saudi-Arabien erneut der Mittelpunkt der Boxwelt. Ein großes Event wurde auf die Beine gestellt, mit zahlreichen Kämpfen sowie Showacts, und der krönende Abschluss erfolgte durch den Undisputed-Kampf im Halbschwergewicht zwischen Artur Beterbiev (21-0) und Dmitrii Bivol (23-1).

Die Vorzeichen vor dem Kampf waren klar: Beterbiev hatte sämtliche Kämpfe vorzeitig gewonnen und galt als einer der gefährlichsten Puncher, gewichtsklassenübergreifend. Bivol hingegen war bekannt als einer der technisch versiertesten Boxer. Beide Kämpfer gehörten zu den Top 10 der P4P-Rangliste, wodurch diese Paarung um sämtliche Gürtel ein mehr als würdiges Highlight darstellte. Am Ende hielt der Kampf seine Vorschusslorbeeren, obgleich er auch Fragen aufwarf.

Den ersten Vorteil konnte Beterbiev bereits vor dem Kampf sichern, denn der Boxring war einer der kleinsten, die überhaupt zulässig sind. Da Bivol für seinen beweglichen Stil bekannt ist, war dies ein evidenter Nachteil für ihn.

Bivol begann sehr dominant

Riyadh, Saudi Arabia: Artur Beterbiev v Dmitry Bivol, IBF, WBC, WBA and WBO Undisputed Light Heavyweight.
12 October 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Trotz des kleinen Rings machte es Bivol zu Beginn sehr clever. Er bewegte sich geschickt, bot kein statisches Ziel und schlug konstant mit dem Jab, wodurch er Beterbiev beschäftigte. Wenn Beterbiev mehr Risiko einging und zu harten Powerpunches wechseln wollte, konterte Bivol prompt und schien den Kampf im Griff zu haben. Doch in der vierten Runde kam Beterbiev besser in den Kampf und trieb Bivol vermehrt vor sich her. Insgesamt war Beterbiev der aggressivere Boxer, der mehr Schläge abfeuerte, jedoch nicht unbedingt häufiger traf. Viele seiner Schläge landeten auf der Deckung von Bivol, der im Rückwärtsgang deutlich effektiver wirkte.

In den Runden 4 bis 8 war es überwiegend Beterbiev, der zwar nicht jeden Schlag ins Ziel brachte, aber dennoch deutlich mehr investierte. Zeitweise kam es zu sehenswerten Schlagabtäuschen zwischen den beiden gebürtigen Russen, was die Boxfans begeisterte.

Offener Kampf in den späteren Runden

Riyadh, Saudi Arabia: Artur Beterbiev v Dmitry Bivol, IBF, WBC, WBA and WBO Undisputed Light Heavyweight.
12 October 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Da Beterbiev die ersten Runden abgeben musste, lief er einem Rückstand hinterher. Mit einer offensiven Herangehensweise versuchte er dies auszugleichen, was teilweise gelang. Doch es gab auch Runden, in denen Bivol mehr überzeugen konnte, etwa in Runde 9, als er mit harten Kombinationen zum Körper punktete. Beterbiev konzentrierte sich hingegen überwiegend auf das Headhunting, was Bivol größtenteils abwehrte. Schläge zum Körper hätten vermutlich mehr Erfolg gehabt, doch Beterbiev setzte diese nur sparsam ein. Wenn er mal auf den Körper zielte, reagierte Bivol deutlich sensibler, was darauf hindeutete, dass er diese Schläge nicht gut wegsteckte.

Nach der zehnten Runde bekam Beterbiev von seiner Ecke die Ansage, dass er zurückliege und einen Knockout benötige. Dies hätte durchaus der Realität entsprechen können – oder es war eine bewusste Strategie des Trainers, um den Kämpfer zu motivieren. In der elften Runde ging Beterbiev jedenfalls aggressiv vor und setzte Bivol schwer zu, doch dieser überstand die Runde.

Ein offenes Gefecht ging schließlich in die letzte und zwölfte Runde. Beterbiev versuchte erneut, Druck auszuüben, während ein sichtbar erschöpfter Bivol viel clinchte und so den Druck aus den Aktionen nahm. Gelegentlich setzte er zu Spurts an, doch es war keine saubere Runde mehr – beide Boxer hatten ihre letzten Kräfte mobilisiert. Dennoch blieb es ein spannendes Gefecht, das nun von den Punktrichtern entschieden werden musste.

Über das Punkturteil wird diskutiert

Am Ende müssen auch enge Kämpfe gewertet werden. Einer der Punktrichter sah den Kampf 114-114 unentschieden, während die anderen beiden Punktrichter Beterbiev mit 115-113 und 116-112 vorne sahen. Damit gewann Beterbiev per Mehrheitsentscheidung und ist der neue Undisputed-Champion im Halbschwergewicht! Die Bewertung war nicht einfach: Beterbiev war der aggressivere Boxer und der Initiator vieler Aktionen, zeigte dabei jedoch weniger Präzision, was man auch Bivols Defensive zuschreiben muss. Dieser hingegen war zwar sparsamer mit seinen Schlägen, aber deutlich effektiver. Seine Spurts waren zudem immer wieder Highlight-Sequenzen. Daher könnte man das Urteil als Geschmackssache betrachten, je nachdem, welche Kriterien die Punktrichter höher gewichtet haben.

Die Wertung von 116-112 zugunsten Beterbiev wird jedoch von vielen als zu einseitig betrachtet. Bivol gewann sicherlich die ersten drei Runden sowie Runde 9, was bedeutet, dass man Beterbiev alle anderen Runden hätte geben müssen – ein befremdliches Urteil. Einige Beobachter, darunter Weltmeister Shakur Stevenson, machten ihrem Unverständnis Luft. Dennoch gab es auch Stimmen, die Beterbiev bei dem engen Kampfverlauf ebenfalls vorne sahen. Letztendlich könnte dieser Ausgang die perfekte Grundlage für ein Rematch bilden.

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