Am Freitag in Tschechien: Senad Gashi vs. Mustapha Amadu ll

Das Rematch: Senad Gashi vs. Mustapha Amadu.

Am Freitag erfolgt die dritte Veranstaltung der AAA Fighting Series. Im Hauptkampf kommt es zum emotionalen Rematch.

Die Spannung steigt, nur noch wenige Tage bis zur großen dritten AAA Fighting Series-Veranstaltung. Im beschaulichen Rozvadov steht das King’s Resort in Tschechien. Eines der größten Casinos Europas, das sich speziell für Pokerspieler einen internationalen Namen gemacht hat. Am Freitag werden zwar weiterhin Menschen ihr Glück in Rozvadov suchen, zugleich findet aber eine hochklassige Kampfsportveranstaltung statt. Ein volles Programm erwartet die Boxsportfreunde. Im Hauptkampf kommt es zum großen emotionalen Rematch.

Das Rematch: Repeat or Revenge ? 

Mustapha Amadu siegt überraschend beim ersten Kampf gegen Senad Gashi. Quelle: Access All Artists

Am 22. Dezember fand bereits die zweite AAA Fighting Series-Veranstaltung in Rozvadov statt. Teil der Fightcard war der Kampf zwischen Senad Gashi (28-4) und Mustapha Amadu (4-0). Amadu war als Ersatzgegner auf die Card gerutscht und galt als klarer Außenseiter gegen den renommierten Gashi, der zuvor einen starken Kampf über 12 Runden um die Interimsweltmeisterschaft der WBC in Südafrika lieferte. Dieser Kampf hatte jedoch zur Folge, dass er sich für Rozvadov nicht gezielt vorbereiten konnte. Da Gashi jedoch im Vorfeld dem Veranstalter sein Wort gab und zu seinem Wort steht, kämpfte er drei Wochen nach dem großen Titelkampf in Tschechien erneut.

Vermutlich dachte Gashi, dass er gegen Amadu schon bestehen würde, doch er irrte sich. Der Herausforderer, der ein guter Amateurboxer war, aber im Profiboxen noch nicht viel gezeigt hatte, konnte die deutsche Boxszene schocken! Amadu boxte aktiv und mutig und präsentierte eine höhere Workrate an dem Abend. Gashi blieb zu abwartend, obgleich ihm im Kampf ein sehenswerter Niederschlag gelang. Am Ende vergingen acht Runden und der Kampf wurde Amadu zugesprochen. Damit war die Überraschung perfekt, doch es gibt einen Haken. Es handelte sich um einen inoffiziellen Showkampf, der nicht in die Wertungen einfließt. Bitter für Amadu, der aber im Rematch nun die Chance zur offiziellen Wiederholung des Erfolgs hat.

Hitzige Gemüter bei der Pressekonferenz

Eklat auf der Pressekonferenz: Amadu beschüttet Gashi mit Wasser.

Nun hat Amadu zwar keinen offiziellen Eintrag erhalten, doch der Sieg wiegt schwer. Er hat sich als Underdog gegen den renommierten Senad Gashi durchgesetzt und sich damit auf die Landkarte des Boxsports gesetzt. Vorher war er kein Unbekannter, da er ein guter Amateurboxer war und auch in den sozialen Medien, insbesondere auf TikTok, an Popularität gewonnen hatte. Doch dieser Umstand bedeutete nicht, dass er automatisch als Profiboxer wahrgenommen wurde, was sich durch den Erfolg gegen Gashi schlagartig änderte.

Nach dem ersten Kampf gab es im Internet einen verbalen Schlagabtausch zwischen beiden Männern. Immer wieder schossen sie gegeneinander und gaben Statements ab. Man spürte, dass ein Rematch zwingend notwendig war. Nach über einem halben Jahr werden sich beide Streithähne nun endgültig im Ring wiedersehen und ihre Differenzen sportlich austragen. Es gab jedoch noch einen kleinen Eklat: Bei einer Pressekonferenz in Köln kochten die Emotionen hoch, und Amadu schüttete Gashi Wasser ins Gesicht, was natürlich nicht die feine englische Art ist. Ob es im Anschluss zu rechtlichen Konsequenzen am Landgericht Berlin kommen wird inkl. 114 Prozesstage, bleibt abzuwarten.

Wie sehr sitzt der Stachel zwischen den beiden Männern wirklich? Beefs können auch gut für Promozwecke verwendet werden. Ein „Wasserangriff“ ist verschmerzbar und lenkt die Aufmerksamkeit noch einmal eine Stufe höher auf den Kampf. So genau kann man das vermutlich nicht beziffern, aber eine Antipathie ist sicherlich zwischen den beiden vorhanden.

Gashi hat den größeren Druck

Kevin Lerena und Senad Gashi beim Wiegen in Südafrika. Im Hintergrund Lennox Lewis.

Und wie geht es nun aus, das große Rematch? Das wird sich am Freitag zeigen, doch eines ist sicher: Den größeren Druck hat tendenziell Senad Gashi. Er ist der renommierte Profiboxer, der im November noch vor den Augen von Lennox Lewis um die Interimsweltmeisterschaft gegen Kevin Lerena (30-3) kämpfte. Grundsätzlich muss er als Favorit betrachtet werden. Dennoch bewies Amadu im Dezember, dass ihm die Ausgangssituation als unerschrockener Herausforderer durchaus liegt, der nichts zu verlieren hat.

Verlieren können am Ende jedoch beide Boxer. Amadu will natürlich seinen Erfolg auch offiziell bestätigen, was ihn schlagartig als Profiboxer relevant erscheinen lässt – selbst international betrachtet. Für Gashi hingegen wäre eine weitere Niederlage ein echtes Debakel. Wenn er zu den besten Schwergewichten des Landes zählen möchte, dann darf er diesen Kampf nicht verlieren.

Ist Gashi im Rematch noch der klare Favorit? Mit einer gezielten Vorbereitung kann man deutlich mehr von ihm erwarten. Er wird jedoch auch seine Herangehensweise vielleicht etwas ändern müssen. Er ist oft abwartend und sucht die Lücken beim Gegner, wo er mit den Haken als Konter gefährlich wird. Amadu hingegen weist die stärkere Workrate auf und bleibt somit über die Punkte enorm gefährlich für Gashi. Zudem kommt hinzu, dass Amadu nun auch eine intensive Vorbereitung genossen hat, bei der er verletzungsfrei geblieben ist. Er dürfte in absoluter Topform nach Tschechien anreisen und im Rematch nochmals gefährlicher erscheinen.

Entsprechend dürfen sich die Boxsportfreunde auf ein emotionales und spannendes Highlight freuen!

Die letzte Hürde vor der Juniorenweltmeisterschaft

Fightposter zur AAA Fight Series: Ilyas Can Kali vs. Zeuz Varguez Soberanis.

Auf der Undercard werden sechs weitere sanktionierte Profikämpfe stattfinden, darunter auch der WBF-Titelkampf von Ilyas Can Kali (11-0). Der Bielefelder gehört nicht gerade zu den schüchternen und zurückhaltenden Boxern des Landes. Er ist jung, laut und von sich selbst stark überzeugt. Im Profiboxen gehört das jedoch durchaus zur normalen Tonalität, insbesondere in Übersee. Dorthin würde Can Kali auch gerne wechseln und kämpfen. Von Bielefeld nach Vegas – ein steiniger Weg, doch Can Kali glaubt an sich und seinen sportlichen Werdegang.

Was ihn auszeichnet, ist sein Boxstil. Er ist kein statisches Weltergewicht, das in der Doppeldeckung verharrt. Er boxt sehr beweglich in der sogenannten Philly Shell, wo viel mit der Schulter gearbeitet wird. Ein Boxstil, den beispielsweise Floyd Mayweather Jr. (50-0) erfolgreich zelebriert hat. Damit fällt Can Kali in Deutschland durchaus auf, da er für nationale Verhältnisse unkonventionell und spannend boxt.

Nun wartet am Freitag mit Zeuz Varguez Soberanis (9-2) ein junger Mexikaner im Duell der Prospects. Zeuz ist erst 21 Jahre jung und vielversprechend gerankt. Man kann sicherlich von ihm erwarten, dass er typisch mexikanisch nach vorne geht, den Druck aufbaut und viel im Infight arbeitet. Das ist natürlich unangenehm, aber Can Kali verfügt gerade über die technischen Fähigkeiten, seinen Kontrahenten mit gezielten Kontern zu treffen.

Insgesamt ein wirklich ansprechendes Duell zweier junger Männer. Can Kali möchte die Bühne bei AAA nutzen und auf sich aufmerksam machen. Im weiteren Verlauf des Jahres soll es dann zu einem Juniorenweltmeisterschaftskampf kommen. Zeuz Varguez Soberanis ist der letzte Test vor dem großen Titelkampf.

Eliteamateur ist hungrig auf seinen zweiten Profikampf

Ibragim Bazuev vs. Yevgenii Makhteienko.

Mit Ibragim Bazuev (1-0) steht noch eine sehr spannende Personalie auf der Undercard. Er stammt aus der Kampfsporthochburg Dagestan, die etliche Starkämpfer in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Bazuev ist nach Deutschland gekommen und kämpfte für die Nationalmannschaft. Er hat im Amateurbereich große Erfolge erlangt, jedoch qualifizierte er sich leider nicht für die Olympischen Spiele – ein schwerer Schlag für den einstigen Eliteamateur, dass er beim größten und wichtigsten Format nie dabei gewesen ist.

Nun versucht er sich jedoch im Profibereich und möchte dort durchstarten. Im Mai des vergangenen Jahres gab er sein Profidebüt, nun folgt also der zweite Kampf seitdem. Er trifft auf den erfahrenen Yevgenii Makhteienko (11-17). Makhteienko ist schon 10 Runden mit dem P4P-Superstar Dmitrii Bivol (23-0) gegangen und stoppte den ehemaligen IBO-Titelträger Sven Fornling (15-2).

In den letzten Jahren summierten sich jedoch die Niederlagen für Makhteienko, und er hat sicherlich auch an Leistungsfähigkeit verloren. Dennoch ist es kein schlechter Test für Bazuev. Er hat praktisch keinerlei Profierfahrung, wird sich aber gegen einen renommierten Mann schon im zweiten Kampf stellen. Das spricht auch für seinen Background, dass man dort keinen einfachen Gegner sucht, sondern direkt auf Qualität setzt.

Anas El Abid – ein starkes Prospect

Anas El Abid vs. Michal Chludil.

Das Mittelgewicht Anas El Abid (13-1) gehört zu den spannenden Prospects in Deutschland. Der Aachener hat sein Studium aufgegeben, um seinen Traum vom Profiboxen zu erfüllen. An der Seite von Mo Weber wurde er IBO-Juniorenweltmeister und bekam dann eine Titelgelegenheit in Frankreich, wo er gegen den physisch starken Ismael Seck (13-8-2) unterlag. Das war ein schwerer Schlag für El Abid, der einen starken Kampf lieferte. Seine Kondition baute in den hinteren Runden jedoch ab, und der Ringrichter hat ihn dann ohne einen Niederschlag aus dem Kampf genommen, was auch ziemlich vorschnell gewesen ist. El Abid führte zu dem Zeitpunkt auf den Scorecards.

Nun möchte er das alles hinter sich lassen und in Rozvadov neu angreifen. Sein kommender tschechischer Kontrahent Michal Chludil (3-2-2) verspricht keine leichte Aufgabe zu werden. Er mag zwar einen numerisch recht beschaulichen Rekord haben, aber er stellt sich immer wieder starken Aufgaben. Im April des vergangenen Jahres holte er beispielsweise ein starkes Unentschieden in Kanada gegen Jan Michael Poulin (10-1-3), wo ein Punktrichter ihn klar vorne sah mit 59-55. Vermutlich hätte er den Kampf in Tschechien problemlos erhalten. Eine knappe Niederlage erfolgte dann in Malta, in Österreich gab es ein Unentschieden. Chludil ist wehrhaft und steht in Kämpfen auf Augenhöhe.

Das kann man nun auch am Freitag erwarten, dass Chludil einen ausgeglichenen Kampf gegen El Abid abliefert. Für den Deutschen wird es entscheidend sein, dass er sein technisches Boxen sauber anbringt und sich dadurch den benötigten Vorteil verschafft. Eine gute Ansetzung.

Die weiteren Profikämpfe auf der Undercard

Samvel Gasoyan vs. Enes Kirmizitoprak.

Samvel Gasoyan (1-0) vs. Enes Kirmizitoprak (16-8-1), Schwergewicht: Gasoyan ist ein Trainingspartner von Amadu und feierte sein Profidebüt im Februar bei einer Veranstaltung von Fatih Altunkaya. Nun wartet im zweiten Profikampf mit dem Türken Kirmizitoprak durchaus ein numerisch gefährlicher Gegner, der 16 Profikämpfe schon gewonnen hat. Doch Kirmizitoprak konnte noch nie einen Kampf gewinnen gegen einen Mann mit positiver Kampfbilanz. Von daher sollte das kein Problem für Gasoyan sein.

Hamza Salahudin (11-0) vs. Dominik Ameri (23-24), Halbschwergewicht: Salahudin ist der Sprössling eines ehemaligen Profiboxers. Seine Kampfbilanz liest sich bislang richtig gut: 11 Siege, 10 davon vorzeitig, und er ist schon in den Top 90 auf Boxrec. Zuletzt konnte er mit dem Argentinier Cesar Rene Cuenca auch einen Ex-Weltmeister bezwingen, der allerdings aus dem Superleichtgewicht kam. Salahudin hat die wirklichen Tests in seiner Karriere noch nicht erhalten. Zunächst stand ein Nigerianer als Gegner fest, doch nun verdichtet es sich, dass Ameri der kommende Gegner sein wird. Dieser hat zuletzt Leon Bauer einen starken Kampf über 8 Runden geboten! Doch es stellt sich die Frage, wie fit er wirklich als kurzfristiger Ersatzgegner ist.

Mit Rafe Parwani (4-0) wird noch ein junges Talent im Supermittelgewicht kämpfen. Eigentlich war ein starker Georgier als Gegner angedacht, der Parwani alles abverlangt hätte, doch nun gab es einen Gegnerwechsel. Die Paarung hat dadurch an Qualität verloren. Das macht aber auch nichts, weil es sich hierbei um Aufbaukämpfe auf den kostenlosen Prelims handelt.

Weitere Kämpfe sind geplant

Wird im Co-Mainevent stehen: Bözemann.

Die sieben Paarungen sind Profiboxkämpfe, allerdings bietet die Fightcard noch Showkämpfe. Darunter wird auch der Rapper Bözemann vertreten sein, den man durchaus im Boxring schon häufiger gesehen hat, darunter auch auf einer Universum-Veranstaltung. Der stolze AAA Fighting Series-Champion verteidigt „seinen Gürtel“ im Co-Main Event.

Des Weiteren werden auch MMA-Kämpfe im Boxring ausgetragen. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt allerdings im Boxen.

Tickets sind noch vorhanden – PPV auf Fighting.de

PPV zu Gashi vs. Amadu ll

Und wie kann man das Spektakel am Freitag verfolgen? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen wird ein PPV-Livestream auf Fighting.de angeboten. Dieser kostet 11,95 € im Vorkauf, am Kampftag 14,95 €. Wer sich das Event ohnehin anschauen möchte, sollte es im Vorfeld erwerben und dadurch 3 € sparen.

Zugleich gibt es noch die Gelegenheit, sich die Kämpfe vor Ort im King’s Resort anzuschauen. Tickets gibt es ab 89 €. Das Event beginnt um 19 Uhr.

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