Am Samstag: Das große Marco Huck-Comeback gegen Lazaridis

Marco Huck und Evgenios Lazaridis.

Der ehemalige Cruisergewichtsweltmeister gibt am Samstag sein Comeback auf DAZN. Dabei zeigt sich, dass er weiterhin viel Beachtung erfährt.

Er ist wieder zurück! Marco Huck (42-5-1) gibt am Samstag sein langersehntes Comeback im Boxring. Der ehemalige große Cruisergewichtsweltmeister hat eine fast 4-jährige Boxabstinenz hinter sich und kann es kaum erwarten, seine Fäuste am Samstag im Estrel Convention Center in Berlin fliegen zu lassen. Als Gegner wird Evgenios Lazaridis (19-5) fungieren, der mit einer Größe von fast 2 Metern physisch sehr imposant und auch gefährlich erscheint. Doch eines ist sicher: Wenn der ehemalige große Cruisergewichtsweltmeister ein Comeback gibt, dann wird dafür kein dankbares Fallobst verpflichtet, sondern adäquate und starke Gegner, die einen Hauptkampf auf DAZN rechtfertigen.

Was sich direkt zeigte, ist die Tatsache, dass Marco Huck immer noch als ehemaliger Weltmeister viel Aufmerksamkeit erfährt. Beispielsweise gibt es in dieser Woche tolle Weltmeisterschaftskämpfe in den USA zu sehen, doch darüber herrscht kollektives Schweigen in Deutschland. Neben der Fußball-Europameisterschaft ist eines der zentralen Themen wirklich das Comeback des Altmeisters Huck. Das kann man gut oder schlecht finden, aber es zeigt sich einfach, dass Huck auch noch im Jahr 2024 über eine gewisse Relevanz verfügt.

Dennoch wirft das Comeback von Huck einige Fragen auf. In welcher Verfassung präsentiert er sich im Jahr 2024 in einer für ihn doch recht neuen Gewichtsklasse? Und wie geht er mit der Größe von Lazaridis um?

Huck – auf welches Leistungsvermögen blickt er 2024 noch?

Boxen: World Boxing Super Series, Ali-Trophy, Cruisergewicht, Viertelfinale, WBO-Weltmeisterschaft, Berlin, 09.09.2017
Oleksandr Usyck (UKR) – Marco Huck (GER)
© Torsten Helmke

Nun muss man Huck gewiss nicht mögen, und man kann ihm vorwerfen, dass er in seiner Weltmeister-Regentschaft häufig nicht die stärksten Pflichtverteidigungen bestritten hat. Doch eines bleibt: Er blickt auf eine großartige Karriere zurück, mit großen Kämpfen, Siegen und auch Niederlagen. Durch seine Präsenz kam beispielsweise der Boxsuperstar Oleksandr Usyk (22-0) nach Deutschland. Heute kaum denkbar, dass der Ukrainer in Deutschland nochmals kämpfen würde – aber vor einigen Jahren war das noch der Fall.

Die Liste der großen Namen, denen Huck in seiner langen Karriere im Ring begegnete, ist lang. Doch seit der Niederlage gegen Usyk hörte es allmählich auf damit. Huck gab noch im Juni 2018 einen gelungenen Schwergewichtskampf gegen Yakup Saglam (49-8) in München, der auf Sport1 im linearen Fernsehen übertragen wurde. Ein Jahr später gab es noch einen Kampf in den USA, bei dem Huck einen vorzeitigen Sieg in der ersten Runde aberkannt bekam, weil er nach dem Break-Kommando noch nachgeschlagen hatte. Zuletzt war er im September 2020 im Einsatz, als er den stark übergewichtigen Dennis Lewandowski (19-6) in Braunlage einstimmig nach 10 Runden auspunktete. Lewandowski hat inzwischen rund 30 kg abgenommen und ein erfolgreiches Comeback eingeleitet, doch zu jener Zeit wog er über 150 kg und war entsprechend nicht in guter körperlicher Verfassung.

Eine der zentralen Fragen ist natürlich, inwiefern Hucks Kondition im Schwergewicht aktuell noch ausreicht. Man kann auf den Lewandowski-Kampf verweisen, bei dem Huck schon 10 Runden im Schwergewicht ging. Doch dies ist mittlerweile fast 4 Jahre her, und er verfügt seitdem über keinerlei Wettkampfpraxis. Im November wird er 40 Jahre alt, und so genau wird wohl niemand wissen, wie er sich im Jahr 2024 auch konditionell schlagen wird.

Corona und regelmäßige Absagen führten zur langen Abstinenz

Derweil war die lange Pause bei Huck in dieser Form auch nicht geplant. Zum einen spielte die Corona-Pandemie eine Rolle, die es schwer machte, Boxveranstaltungen auf die Beine zu stellen. Zum anderen musste Huck auch zwei geplante Boxevents kurzfristig absagen. Einmal gab es den „Brexit Battle“ gegen Joe Joyce (16-2), bei dem nach einem schwachen Ticketvorverkauf Huck eine Trainingsverletzung erlitt. Im Mai 2023 sollte es dann schon zum Comeback gegen Lazaridis in Braunlage kommen, doch auch dieses Event wurde abgesagt, weil sich Huck an der Schulter verletzt haben soll.

Nun befinden wir uns allerdings wenige Tage vor dem Kampf und das Event steht soweit noch, wodurch man endlich davon ausgehen kann, dass einem Comeback des Ex-Weltmeisters nichts mehr im Wege stehen wird.

Lazaridis konnte gegen Kabayel und Aliev Akzente setzen

Foto: Team SES / P. Gercke

Auf der Gegenseite im Hauptkampf wird der Grieche Evgenios Lazaridis stehen, der mit einer beeindruckenden Größe von 1,98 m aufwarten kann. Lazaridis lebt und kämpft schon einige Jahre in Deutschland und trägt den Kampfnamen Achilles. Im Juli 2020 traf er in Magdeburg auf den deutschen Schwergewichtsstar Agit Kabayel (25-0), wobei er durchaus eigene Akzente im Kampf setzen konnte. Kabayel, der auch mit einer Verletzung an der Schlaghand zu kämpfen hatte, gewann sehr glanzlos gegen den großen Griechen. Rückblickend muss man sagen, dass diese Punktniederlage durchaus eine gute Leistung von Lazaridis war.

Im September 2023 gab es dann bei Universum einen Kampf gegen den 2,02 m großen Olympiateilnehmer Mourad Aliev (11-0), in dem Lazaridis ebenfalls einstimmig nach Punkten verlor. Früh hatte er Probleme gegen Aliev und wurde in der zweiten Runde auch niedergeschlagen, doch Lazaridis biss die Zähne zusammen. Er überstand die schwierige Anfangsphase und ging mit Aliev über die vollen 10 Runden, wobei er insbesondere in den hinteren Runden auch gute Momente hatte.

Gegen starke Gegner bewies Lazaridis also, dass er mithalten kann. Auf der anderen Seite gab es in seiner Karriere bislang nicht die großen Siege, die er einfuhr. Der vielleicht beste Erfolg stammt aus dem Jahr 2015, als er den späteren deutschen Meister Boris Estenfelder (11-3-1) bezwang. Das ist natürlich alles nicht sonderlich beängstigend für einen großen Ex-Weltmeister – auf der anderen Seite kann man sich für ehemalige Erfolge in der Gegenwart auch nichts holen.

Umso länger der Kampf geht – umso höher sind die Chancen für Lazaridis

Verbrachten zuletzt zwei Monate gemeinsam im Sparring: Sascha
Zakhozhyi (i.), Oleksandr Usyk (m.) und Evgenios Lazaridis / Foto: Fächer Sportmanagement

Den Kampf einzuordnen, ist nicht sonderlich einfach. Zum einen hat man einen ehemaligen Weltmeister, der auf große Erfolge im Cruisergewicht zurückblickt. Doch er wird in diesem Jahr noch 40 Jahre alt, hat im Schwergewicht kaum etwas vorzuweisen, wenn man den Povetkin-Kampf ausklammert, und bringt eine Menge Ringrost mit. Mit Lazaridis wartet ein physisch starker Mann, der ein absolut solider Boxer ist und problemlos 10 Runden gehen kann.

Vermutlich wird Huck in den Anfangsrunden große Gefahr ausstrahlen. Er ist berüchtigt für seine Spurts und kann in diesen Momenten großen Schaden anrichten. Lazaridis wird sicherlich auf seine Reichweitenvorteile setzen und versuchen, den kleineren Huck auf Distanz zu halten. Wenn er dies effektiv in der ersten Kampfhälfte schafft, könnte der Faktor Kondition entscheidend sein. Hierbei weiß niemand so genau, wie gut Huck aufgestellt ist. Es ist also durchaus möglich, dass Lazaridis in den hinteren Runden vielleicht den Kampf auch übernimmt. Zwischen früher Niederlage und spätem Sieg ist gefühlt alles möglich, was den Kampf durchaus interessant erscheinen lässt. Bei den polnischen Buchmachern gilt Huck als komfortabler Favorit mit 1,1-6,5.

Eines ist jedoch sicher: Wenn Huck, der in Interviews das bescheidene Ziel angab, nochmals Weltmeister zu werden – und das im Schwergewicht –, dies realisieren möchte, dann muss er am Samstag liefern. Ein gewisses Interesse ist mit seiner Person auch noch im Jahr 2024 verbunden, doch wenn er gegen Lazaridis nicht überzeugen sollte, werden auch die letzten ehemaligen Zuschauer das Interesse verlieren. Ein Sieg ist Pflicht.

Tommy Punch verteidigt seinen WBO Europameister-Titel

Tommy Punch mit Kenan Hukic.

Auf der Undercard wird zudem Tahir Kahrovic, auch bekannt als Tommy Punch (21-0), einen Titelkampf bestreiten. Punch wurde im vergangenen November WBO-Europameister im Cruisergewicht mit einem Punktsieg in Aschaffenburg über Emil Markic (36-5). Das war bislang der Höhepunkt seiner Karriere, denn zuvor hat er eher Aufbaugegner herausgefordert. Doch diese Phase seiner Karriere hat er hinter sich und blickt nun auf die großen Kämpfe in der Zukunft.

Ein Schritt dahin wird die Titelverteidigung gegen den ungeschlagenen Serben Miljan Djordjevic (16-0) sein. Djordjevic ist 32 Jahre alt und seit 2018 Profi, zuvor kämpfte er auch schon bei den Amateuren. Seine Gegner hatten überwiegend eine negative Kampfbilanz und die starken Siege sucht man vergeblich. Nun wird sich das gegen Punch ändern, und er bekommt seine Titelmöglichkeit bei der WBO. Beide Männer sind noch ungeschlagen, wodurch das sicherlich kein schlechtes Aufeinandertreffen bedeutet.

Ungeschlagener Cakiqi ist heiß auf den neunten Profierfolg

Boxen: KUC Boxing & Agon Boxing, Boxgala „Fight to Gold“, Falkensee, 06.04.2024
Viktor Cakiqi (GER) – Yeison Gonzales (VEN)
© Torsten Helmke

Natürlich dürfen auf einer Berliner Veranstaltung keine Boxer aus Berlin fehlen. So wird beispielsweise der 21-jährige Victor Cakiqi (8-0) im Weltergewicht auf Mihail Burlac (3-5-1) treffen. Cakiqi kommt aus drei vorzeitigen Siegen in Serie und hat zuletzt einen spektakulären KO-Sieg über Yeison Gonzalez (19-12) feiern können auf der Weltmeisterveranstaltung von Culcay vs. Murtazaliev im April. Nun wartet auf den jungen Mann mit albanischen Wurzeln mit Burlac ein Moldawier, der zuletzt in Italien zu überzeugen wusste. So bezwang er beispielsweise überraschend den zuvor ungeschlagenen Christian Gasparri (10-1) und siegte daraufhin ebenfalls vorzeitig. Burlac hat gerade einen guten Lauf in seiner Karriere und scheint auch über ausreichend Punch zu verfügen, um eine gewisse Gefahr auszustrahlen. Zudem ist er noch nie in seiner Karriere gestoppt worden, was gegen die Schlagkraft von Cakiqi auch entscheidend sein kann. Das ist entsprechend ein solider Test für den jungen Cakiqi.

Auf der weiteren Undercard wird im Supermittelgewicht Maher Ayada (9-0) auf Eliasu Sulley (10-1) treffen. Zudem werden Shokran Parwani (18-1), Abu Yusupov (7-0-1) und Turpal-Ali Visaitov (7-0) ebenfalls Kämpfe bestreiten.

Zugleich ist noch eine Influencer-Geschichte dabei. Ein gewisser Eric Sindermann trifft auf Jörg Hansen, wobei es im Vorfeld dieser Begegnung einen „Tortenangriff“ gegeben hat. Wer dem etwas Positives abgewinnen kann, wird entsprechend am Samstag auf seine Kosten kommen. Zudem werden zahlreiche Kickbox-Kämpfe stattfinden.

Übertragung weltweit auf DAZN – Veranstaltungsdatum irritiert

Live weltweit auf DAZN: Huck vs. Lazaridis.

Das Event wird am Samstag vom Streaminggiganten DAZN weltweit übertragen. Die Maincard ist dort für 21 Uhr geplant. Die Prelims beginnen ab 18 Uhr als KOK World Series. Hierfür wird ein Abo auf DAZN benötigt. Im Super Sports-Paket ist man ab 25 € dabei. Zudem besteht die Möglichkeit, das Event auf Fight+ im Abo für 10 $ zu sehen. Dort kann man auch die gesamte Card verfolgen, inklusive einiger hochklassiger Kickboxkämpfe, die im Zuge der KOK’121 World Series in Berlin präsentiert werden.

Allerdings irritiert der Veranstaltungstag, da zeitgleich die deutsche Nationalmannschaft um 21 Uhr ihr Achtelfinalspiel bei der Europameisterschaft bestreiten wird. Man hätte zumindest damit rechnen müssen, dass am 29. Juni die deutsche Mannschaft ein EM-Spiel bestreitet. Das wirkt nicht gerade professionell, wenn man bei solch einem Massenevent noch nebenbei etwas veranstalten will. Es bleibt zumindest zu hoffen, dass der Hauptkampf nach dem Ende des Fußballspiels beginnt. Für den Ticketverkauf wird sich dies jedoch sicherlich negativ auswirken.

Karten auf Eventim sind noch vorhanden

Wer Lust hat auf eine Menge Kampfsport in Form von tollen Kickboxkämpfen sowie Boxkämpfen, inklusive Marco Huck im großen Schwergewichtshauptkampf, der kann sich noch ein Ticket vor Ort im Estrel Hotel in Berlin sichern. Das Event beginnt um 18 Uhr, Tickets sind ab 47,50 € erhältlich.

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