Am Samstag in Südafrika: Roarke Knapp vs. Jorge Garcia Perez

Fightposter: Roarke Knapp vs. Jorge Garcia Perez

Im Hauptkampf des Abends verspricht der IBO-Titelkampf einiges an Action. Die Undercard besticht durch Ausgeglichenheit.

In Südafrika findet am Samstag eine spannende Boxveranstaltung in Kempton Park statt. Das Emperors Palace lädt erneut zu hochklassigen Kämpfen von Golden Gloves Promotions ein. Im November des vergangenen Jahres war dies ebenso der Fall, als Senad Gashi (28-4) um den WBC-Interimstitel im Bridgerweight gegen Kevin Lerena (30-3) unterlag. Auch in dieser Woche werden wieder tolle Paarungen stattfinden, die Boxsportfreunde auf der ganzen Welt nach Südafrika blicken lassen, obgleich das Boxxer-Event in UK natürlich etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren wird.

Eine der Besonderheiten an Kempton Park ist, dass die Örtlichkeit auf 2.000 Metern Höhe liegt, was sich natürlich auf die Kondition auswirkt. Insbesondere für Auswärtsboxer kann dies zu einer großen Hürde werden. Ein mexikanischer Auswärtsboxer wird auch im Hauptkampf des tollen Boxabends stehen, wo es einen Titelkampf um die IBO-Krone geben wird.

Roarke Knapp – ein harter Offensivgeist

Roarke Knapp trifft Dante Jardon via Leberhaken. Quelle: Roarke Knapp Instagram

Der Hauptkampf um den IBO-Titel im Superweltergewicht lautet Roarke Knapp (17-1-1) gegen Jorge Garcia Perez (29-4). Knapp ist ein aufstrebender südafrikanischer Boxer, der in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung genommen hat. Im November 2019 musste er seine erste und einzige Profiniederlage gegen den Landsmann Brandon Thysse (16-4-1) verkraften. Zu der Zeit war es nicht absehbar, dass Knapp einige Jahre später zur vielversprechenden erweiterten Weltspitze gehören würde. Im Juni 2022 konnte er sich jedoch im Rematch gegen Thysse knapp durchsetzen und lieferte fortan nur noch überzeugende Kämpfe.

Mit Dante Jordan (36-10), Ahmed El Mousaoui (35-6-1) und Przemyslaw Zysk (19-2) hat er zuletzt drei wirklich gute Siege feiern können. Zysk ging mit dem Actionbrawler Sam Eggington noch 12 Runden in England, wurde aber von Knapp frühzeitig gestoppt, was man durchaus als Statement verbuchen musste. Knapp ist ein harter Offensivboxer, der gerne am Mann viel arbeitet, mit Powerpunches agiert und seine Möglichkeiten für Leberhaken sucht. Seine Kämpfe sind von einer hohen Intensität geprägt, die insbesondere den neutralen Zuschauer wirklich begeistern lassen. Durch seine Weiterentwicklung in der Gesamtheit als Boxer ist er noch vielversprechender als ohnehin schon.

Im Dezember hätte er eigentlich bei Wasserman Boxing einen Hauptkampf gegen Josh Kelly (15-1-1) in England bestreiten sollen, der aber durch eine Handverletzung Knapps abgesagt werden musste. Nun soll seine Verletzung vollständig auskuriert sein und er bekommt die Gelegenheit, um den IBO-Titel zu boxen, was sein bisheriges Karrierehighlight darstellt.

Jorge Garcia Perez verspricht ein tolles Match-Up

Jorge Garcia Perez.
Quelle: Zanfer Boxing Instagram

Auf der Gegenseite steht Jorge Garcia Perez, der ebenfalls 27 Jahre alt ist. Wenn man BoxRec heranzieht, dann trifft die Nummer 20 (Knapp) auf die Nummer 27 (Garcia), was durchaus sehr stimmig erscheint. Garcia blickt auf eine Profierfahrung von fast 11 Jahren zurück und wechselte entsprechend sehr früh in das Profilager, wie es in Mexiko häufiger vorkommt. Seine hohe Erfahrung im Profibereich ist ein Faktor. Mit Carlos Ocampo (35-3) und Etoundi Michel William (16-0) musste er in den letzten Jahren zwei Niederlagen verkraften. Der Kampf gegen William war jedoch ziemlich eng, was sich auch beim Resultat widerspiegelte. Insgesamt ist Garcia kein technischer Feingeist, der überaus geschwind erscheint. Dafür bringt er einiges an Power mit, was sich auch dadurch zeigt, dass er 24 seiner 29 Siege vorzeitig holte. Auch seine Nehmerqualitäten erscheinen vielversprechend, da er bei 4 Niederlagen noch nie am Boden war.

Vermutlich würde ein schneller Mover wie Kelly dem Mexikaner nicht sonderlich liegen, aber ein harter Offensivgeist wie Knapp, der selbst zum Körper geht, ist ein mehr als vielversprechendes Match-Up. Das verspricht wirklich harte und intensive 12 Runden zu werden, in denen beide Boxer etliche Momente haben werden. Ein großartiger Hauptkampf auf dem Papier, der nebenbei auch ein toller IBO-Titelkampf ist. Zudem ist der Kampf auch für die großen Weltverbände relevant, da Knapp aktuell die Nummer 11 der WBC und die Nummer 13 der IBF ist. Garcia hingegen ist die Nummer 9 der WBO.

Shervantaigh Koopman stoppte Brandon Thysse

Shervantaigh Koopman beim Sieg über Brandon Thysse.

Im Co-Mainevent wird ebenfalls ein Kampf im Superweltergewicht stattfinden. Shervantaigh Koopman (13-0), der auch ein Trainingspartner von Knapp ist, konnte zuletzt einige starke Siege verbuchen. Beispielsweise stoppte er im September Brandon Thysse, der zuvor mit Knapp zwei tolle und enge Kämpfe bestritten hatte. Allerdings schien Thysse in letzter Zeit allgemein etwas an Leistungsfähigkeit eingebüßt zu haben, was sicherlich hineinspielte. Jedenfalls ist Koopman zu einem Mann mit internationalem Profil herangewachsen und verspricht eine spannende Personalie zu sein. Er ist technisch gut, hat einen starken Jab und entwickelt zugleich auch ausreichend Punch, um die Gegner zu erschüttern. Nun wartet jedoch der bisher größte Test auf ihn.

Wendy Toussaint überzeugte auch bei Niederlagen

Wendy Toussaint trifft seinen Kontrahenten. ©dhs PHOTOgraphy

Koopman trifft nun auf den US-Amerikaner Wendy Toussaint (15-2), der ursprünglich aus Haiti stammt. Er ist ein Schützling des renommierten Promoters Joe DeGuardia von Star Boxing, der Superstars wie Joe Smith Jr. (28-5) und Chris Algieri (25-4) erfolgreich vertreten hat. Toussaint mag zwar auf dem Papier tendenziell nicht mehr den Schritt zu einem Weltmeisterschaftstitel vollziehen können, doch seine beiden Niederlagen sollte man nicht überbewerten. Gegen den Weltklassemann Charles Conwell (19-0) lieferte er einen guten Kampf, ehe er in der neunten Runde gestoppt wurde. Vor einem Jahr verlor er dann noch einen Kampf auf DAZN gegen Ardreal Holmes Jr. (15-0), der maximal kontrovers in den USA diskutiert wurde. Die meisten Beobachter sahen Toussaint als Sieger an, der jedoch auf der Veranstaltung des Promoters von Holmes Jr. auswärts kämpfte.

Nun stehen diese beiden Niederlagen zwar in der Bilanz und Koopmans weiße Weste ist noch unbefleckt, aber davon sollte man sich nicht zu stark täuschen lassen. Toussaint dürfte tendenziell etwas unterschätzt werden und ist ein sehr ernstzunehmender Gegner für Koopman. Zwar bleibt der Südafrikaner Favorit, auch durch das Heimspiel in 2.000 Metern Höhe, aber Toussaint verfügt zweifellos über ausreichend Qualität, um einen engen und starken Kampf abzuliefern. Auch das Co-Mainevent ist entsprechend sehr vielversprechend und sehenswert.

Ein Duell im Minimumgewicht verspricht hohes Tempo

Beaven Sibanda.
©beaven_the_one Instagram

Mit Beaven Sibanda (6-0) gegen Siphamandla Baleni (21-6-2) erfolgt noch ein Duell im Minimumgewicht. Je niedriger die Gewichtsklassen, desto besser wirkt sich das bekanntlich auf die Qualität der Kämpfe aus. Entsprechend kann man bei dieser Paarung auf viel Action setzen. Baleni ist der erfahrenere Boxer zwischen den beiden. Der 33-Jährige kämpfte bereits zweimal um den IBO-Titel gegen den starken Ayanda Ndulani (13-2-1), wobei er jeweils knapp nach Punkten verlor. Das war ärgerlich, da er Ndulani zuvor bezwingen konnte, als es nicht um den IBO-Titel ging. Baleni wird vermutlich keinen großen Titel mehr gewinnen können in seiner Karriere, ist aber mit seiner internationalen Erfahrung ein echter Prüfstein für aufstrebende Boxer.

Ein solch aufstrebender Boxer ist sicherlich Sibanda. Das 22-jährige Talent aus Simbabwe ist ungeschlagen, hat aber einen überwiegend leeren Kampfrekord vorzuweisen. Zuletzt bezwang er immerhin Mthokozisi Ngxaka (7-2-1), aber Baleni wird eine andere Kategorie in der Gegnerwahl darstellen. Der Kampf ist interessant und stimmig, da er ein Duell zwischen Alt und Jung bedeutet, bei dem sich die nächste Generation gegen die bewährte Kategorie B beweisen muss. Die Buchmacher sehen den Kampf sehr ausgeglichen und haben Sibanda knapp vorne mit 1,72 zu 2,15. Ein wirklich sehr interessanter Minimumgewichtskampf also. Wenn Baleni, der in den Top 15 der WBC gerankt ist, nochmals angreifen möchte, dann muss er den jungen und hungrigen Sibanda bezwingen.

50/50 Kampf auch im Schwergewicht

Chris Thompson.
©chris_thewolf_thompson Instagram

Was liegt diametral zum Minimumgewicht? Das glorreiche Schwergewicht. Dort wird es ebenfalls zu einer sehr spannenden Paarung kommen. Chris Thompson (12-6-1) trifft nämlich auf Juan Roux (6-1). Thompson konnte im Juni 2022 seinen besten Karriereerfolg über Joshua Pretorius (9-8) einfahren. Zuletzt bestritt er drei Auswärtskämpfe gegen große Namen wie Bakhodir Jalolov (14-0), bei denen er jedoch konstant das Nachsehen hatte. Roux war hingegen ein vielversprechendes Schwergewicht, ehe er im März 2022 gegen Joshua Pretorius verlor. Seitdem hat er keinen Kampf mehr bestritten.

Den Quervergleich gewinnt zwar Thompson dadurch, aber er kommt aus vier Niederlagen am Stück. Roux ist grundsätzlich kein schlechter Mann, verblieb aber nun zwei Jahre inaktiv. Der Kampf ist durchaus spannend und schwer zu deuten, weil hinter beiden Personalien Fragezeichen stehen. Entsprechend ist das in diesem Kontext eine gute Schwergewichtspaarung, obgleich sie sehr weit von der Weltspitze entfernt ist. Die Buchmacher sehen Thompson als knappen Favoriten mit 1,75 zu 2,1. Entsprechend hat man hier erneut ein Duell auf der Undercard, das enorm ausgeglichen erscheint. Ein echtes Qualitätsmerkmal also bezüglich des Matchmakings.

Übertragung auf SuperSport

Leider wird es lediglich eine Übertragung auf dem südafrikanischen Pay-TV-Sender SuperSport geben. Am Samstag wird das Event um 19:30 Uhr auf SuperSport Variety 4 übertragen.

5/5 - (4 votes)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein