Bakhodir Jalolov – König seiner Klasse.

Bakhodir Jalolov gewinnt nach Tokio nun auch in Paris, zum zweiten Mal in Folge die Goldmedaille im Super-Schwergewicht.

Olympisches Boxturnier: Der Usbeke bringt den Spanier Ayoub Ghadfa an den Rand des Knockouts und holt souverän Gold bei den Superschweren.

Es ist der krönende Abschluss des vierzehntägigen Boxturniers in Paris. Die Kolosse des olympischen Faustkampfes wuchten in den Ring, stellen sich der sportlichen Konfrontation im Königslimit (plus 92 Kg): Bakhodir Jalolov aus Usbekistan und Ayoub Ghadfa aus Spanien.

Samstagabend, kurz vor 23 Uhr: Eine Stimme aus dem Lautsprecher ruft die beiden Finalisten in das Seilquadrat der zum Boxtempel umgebauten Tennisanlage Roland Garros. Der finale Schlagabtausch wird ein Fest! Und was für eins, vor allem für den Triumphator: „The Big Usbek“. Jalolov, der König seiner Klasse bezwingt seinen spanischen Gegner, bringt ihn an den Rand des Knockouts. Ergebnis: 30:27, 30:26, 29:28, 30:27, 30:27 – oder: Gold für Jalolov!

Bakhodir Jalolov aus Usbekistan und Ayoub Ghadfa aus Spanien.

Und das kommt so: Es ist spürbar im Publikum, alle wissen, es ist der boxerische Höhepunkt der Pariser Spiele. Die Kulisse ist beim ersten Gong da. Schlachtrufe, Chöre, Fanfaren, ohrenbetäubend. Rechtsausleger Jalolov spielt gewissermaßen mit, hat seine Hammer-Linke gleich zu Beginn fest im Anschlag, setzt ein, zwei Ausrufezeichen. Ghadfa wird vom kanadischen Ringrichter Wade Peterson ermahnt, den Kopf hochzunehmen.

Der flinke, technisch-taktisch virtuose Usbeke nimmt einen Gang raus, wartet ab. Der Spanier mit marokkanischen Wurzeln wittert eine Lücke. Denkste! Jalolov bietet kein festes Ziel; Luftloch, mehr nicht. Und dann, Achtung: 30 Sekunden vor Rundenschluss, der amtierende Olympiasieger und Doppel-Weltmeister aus der usbekischen Provinz macht Ernst, eine satte Linke schlägt bei Ghadfa ein: Volltreffer! Peterson zählt den Mann im blauen Dress an. Jalolov setzt sofort nach, ballert munter weiter, harte linke Hände landen platziert an Ghadfas Kopf und zeigen Wirkung. Der spanische Athlet verdreht die Pupillen, ist sichtlich angeknockt und rettet sich in die Ringpause.

Bakhodir Jalolov und Ayoub Ghadfa.

Puh, durchatmen! Runde zwei. Jalolov sucht die Entscheidung, den Direktkontakt. Ghadfa scheint das Päuschen in seiner Ecke aber gutgetan zu haben. Fängt sich, setzt selbst zwei, drei Treffer. Nur, viel Zählbares kommt dabei nicht heraus, aber es zeigt eines: Kämpferherz, auf die Bretter will er nicht gehen. Davon unabhängig, Jalolov dominiert den Fight, liegt auf den Punktezetteln in Front. Uneinholbar, wenn in den letzten drei Minuten nichts anbrennen sollte.

Nein, nichts brennt mehr an. Der Ausnahmeathlet aus der Ex-Sowjetrepublik Usbekistan behält das Heft in der Hand, lauert auf den Moment, auf den einen Moment des finalen Schlags im Finale. Bruchteile einer Sekunde später: „Wumms!“ Da ist sie wieder, die Power-Linke Jalolovs. Ghadfas Knie scheinen abermals weich zu werden, er wankt, fällt aber nicht. Wie gehabt. Zwanzig Sekunden noch, zehn, fünf: Gong! Geschafft! Jalolov ist Olympiasieger, zum zweiten Mal nach seinem Triumph in Tokio.

Bakhodir Jalolov zog nach seinem Titelgewinn sein Trikot aus und legte es in die Mitte des Rings. Wohl ein Symbol dafür, dass er nun seine Ausflüge zum Amateurboxen beendet und er sich künftig nur noch seiner Profikarriere widmet.

Resümee: Der aus Marbella an der Costa del Sol stammende Ghadfa war ein würdiger Finalist. Der aktuelle Europameister kassierte kräftig, boxte aber mit. Halt soweit er konnte gegen den sportlich übermächtigen Jalolov. Im Olympia-Achtelfinale hatte Ghadfa den Kasachen Qamschybek Qongqabajew knapp mit 3:2 aus dem Turnier geworfen, im Viertelfinale den armenischen Athleten Dawit Tschalojan hingegen klar mit 5:0. Der weitere Belastungstest dann in der Vorschlussrunde. Dort wartete der französische Lokalmatador Djamili-Dini Aboudou. Die Punktrichter werteten einmütig zugunsten Ghadfas (29:28, 29:28, 29:28, 30:27, 29:28), auch wenn die Runden eher eng waren.

Und Jalolov? Der hatte im Halbfinale dem Deutschen Nelvie Tiafack keine Chance gelassen, diktierte das Gefecht nach Belieben – und siegte unangefochten mit 5:0 (27:30, 26:30, 27:30, 27:30, 27:30). Im Achtelfinale musste schon Omar Shiha aus Norwegen den Kürzeren ziehen, im Viertelfinale Teremoana Teremoana jr. aus Australien. Kurzum, der Superschwere Jalolov ist eines: schwer zu schlagen, sehr schwer. Anders ausgedrückt: Jalolov, der König seiner Klasse.

Bakhodir Jalolov. Konzentriert er sich nun alleine um seine Profikarriere?
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