BoxRec verbannt die WBA, die jetzt mit Fight Fax kooperiert

BoxRec hat die WBA offiziell aus allen Statistiken und der BoxRec-Website gestrichen. Die Box-Datenbank reagiert damit auf eine neue Kooperation der WBA mit einem alten Rivalen.

BoxRec streicht die WBA: Die Hintergründe

Wer heute auf BoxRec gesurft ist und sich den Rekord eines Boxers angeschaut hat, der bei der World Boxing Association Titelkämpfe bestritten hat, dem wird aufgefallen sein: die Kämpfe stehen noch da, allerdings sind die WBA-Titel verschwunden. BoxRec hat die WBA aus ihrem System verbannt, nachdem bekannt wurde, dass der älteste der Weltboxverbänden mit dem neu ins Leben gerufenen ehemaligen Konkurrenten „Fight Fax“ kooperieren wird.

Wie der Instagram-Kanal „supremeboxing“ außerdem schreibt, soll sich Fight Fax an Kampfdaten, Layouts und Bilder von BoxRec bedient haben, was man durchaus in Teilen so bestätigen kann. Vor allem bei weltweit unbekannteren Boxern ist es auffällig, dass die bei BoxRec hinterlegten Fotos verwendet wurden, was nachfolgendes Beispiel des bekanntesten deutschen Journeyman Mazen Girke verdeutlicht. Aus rechtlicher Sicht sehr fragwürdig…

Mazen Girkes Profil auf Fight Fax
Mazen Girkes Profil auf BoxRec

„Fight Fax“, das 1984 als „Computer Boxing Update“ gegründet wurde, war der Vorläufer von BoxRec. Als es das weltweit bekannte Rekord-Portal noch nicht gab, mussten sich Promoter, Matchmaker, Manager, Sponsoren und sogar das FBI die Kampfrekorde über andere Quellen besorgen. Neben diverser nicht aktueller Rekord-Literatur in Form von Büchern und Magazinen gab es einen Dienstleister, der die Rekorde computergestützt und aktuell verwaltet sowie berechnet und diese zunächst per Fax weltweit auf Anfrage versendet hat: Fight Fax.

BoxRec etablierte sich dann ab 2005 zunehmend und war über die nächsten Jahre die neue Website für Boxstatistiken. Nun hat BoxRec die World Boxing Association aus ihren Aufzeichnungen gestrichen, weil sie plant, den alten Rivalen, der wie Phönix aus der Asche wieder aufsteigen will, zu unterstützen. Dass die WBA und Fight Fax kooperieren wollen, gab man in einem Newsletter bekannt, der BOXEN1 vorliegt. Darin schreibt man: „Große Neuigkeiten! Die WBA ASIA hat uns die Möglichkeit gegeben, Fight Fax auf ihrer WBA ASIA Convention 2024 in Vietnam vorzustellen! Die Veranstaltung findet vom 9. bis 11. August statt. Lasst uns Geschichte schreiben und einen neuen Anfang für neue statistische Erkenntnisse in der Boxbranche machen.“

Fight Fax

Fight Fax hat sich zum Ziel gesetzt, BoxRec den Rang abzulaufen und (wieder) die baldige Nr. 1 der Kampfrekord-Websites zu werden. „Fight Fax hat sich zum Ziel gesetzt, die Nr. 1 Quelle für umfassende Boxinformationen zu sein. Wir stützen uns bei der Übermittlung und Überprüfung von Informationen auf ein von der Community betriebenes Modell, das durch ein „Anti-Betrugs“-System unterstützt wird, um die Genauigkeit zu gewährleisten. Unser Einsatz von Automatisierung eliminiert Verzerrungen in den Boxerbewertungen und Ranglisten und liefert unseren Nutzern die zuverlässigsten Daten.“

Wird Fight Fax das bessere BoxRec?

Für einige mag das „neue Fight Fax“ wie gerufen zu klingen. In der Vergangenheit musste sich BoxRec immer wieder Vorwürfe anhören, die eigenen Rankings zu manipulieren. Und tatsächlich gibt es viele Boxer, die Platzierungen haben -egal ob gut oder schlecht-, die nicht immer nachvollziehbar sind.

Fight Fax wird künftig vermehrt auf die Mithilfe der Box-Community setzen, wie World Boxing News zitiert: „Da wir wachsen, kann es gelegentlich zu Verzögerungen bei den Aktualisierungen kommen. Mit der Unterstützung und dem Feedback unserer engagierten Community sind wir jedoch bestrebt, die Zuverlässigkeit unserer Plattform zu verbessern. Ihre Beiträge sind entscheidend dafür, dass wir die wichtigste Quelle für Boxstatistiken werden. Gemeinsam können wir eine vertrauenswürdige Quelle für Boxbegeisterte aufbauen.“

Dass BoxRec den Weltverband gestrichen hat, ist für die Titelträger der WBA dennoch bedauerlich, vor allem für die, die sich mit internationalen Titeln schmücken und so auf Anfragen für große Kämpfe hoffen, deren Matchmaker BoxRec als Quelle für kommende Gegner nutzen. Als derzeit einzig zugängliches und anerkanntes Portal für Boxranglisten und Rekorde werden nun auch große Champions wie Usyk, Canelo, Bivol usw. nicht mehr als Weltmeister der World Boxing Association geführt – jedenfalls nicht bei BoxRec. Genau da schauen aber viele Menschen rein, vor allem zu Recherchezwecken.

WBA wird nicht das erste Mal von bekannten Box-Websites gestrichen

WBA Präsident Gilberto Jesus Mendoza (Mitte)

Für die WBA ist es indes nicht das erste Mal, dass sich eine Website von der Anerkennung des Verbandes distanziert. Besagte Website World Boxing News (WBN) hat den Verband, der früher noch NBA (National Boxing Association) hieß, zuletzt 2021 verbannt. Hier war vor allem die Titelflut bestehend aus Interims- und regulärem Weltmeister sowie (dem eigentlich einzig wahren Weltmeister) Superchampion, dem später hinzugefügten Gold- sowie International-, Continental-, Inter-Continental-Champion, usw. der ausschlaggebende Grund. Man wollte die Titelflut in den letzten 10 Jahren schon mehrfach eindämmen, stattdessen wurde es gefühlt nur schlimmer. Derzeit hat die WBA in 18 gelisteten Gewichtsklassen ganze 35 „Weltmeister“ – und das nur bei den Männern. Zwischendurch war man bei damals nur 17 Gewichtsklassen – das Bridgerweight wurde erst kürzlich eingeführt- bei nur noch 23 Weltmeistern, was ein Schritt in die richtige Richtung war. Kein Wunder also, dass auch WBN erneut erwägt, die WBA wieder als Boxverband zu ignorieren.

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2 Kommentare

  1. Die WBA sollte grundsätzlich von der Liste der anerkannten Weltverbände gestrichen werden. Ihre Spielchen mit der Vergabe von gleich drei WM- titeln war eigentlich das Aus in Sachen Seriösität. Ausserdem sind die Weltranglisten bei der WBA mit Abstand die absurdesten unter den häufig recht absurden Ranglisten der grossen Verbände.

  2. Das Alter eines Verbandes kann nicht die Seriosität ersetzen. Die WBA hat sich über viele Jahre selbst unglaubwürdig gemacht.

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