Olympisches Boxturnier: Fehlschlag für Maxi Klötzer

Maxi Klötzer unterliegt Zareen Nikhat / Foto: Screenshot sportschau.de

DBV-Athletin mit einstimmiger Punktniederlage gegen Doppelweltmeisterin Zareen Nikhat aus Indien. 23-jährige Deutsche lässt Zukunft offen.

Maxi Klötzer unterliegt Doppelweltmeistern Zareen Nikhat

Wie bitter: Sie streicht mit dem bandagierten rechten Handrücken über die Nasenspitze, blickt dabei nach unten auf den Ringboden, klettert aus dem Seilquadrat die Treppe runter: Maxi Klötzer. Wenige Sekunden zuvor das Urteil. Niederlage, einstimmig durch die fünf Punktrichter. Die 23jährige Chemnitzerin ist am Sonntag mittag aus dem olympischen Boxturnier in Paris ausgeschieden. Bereits nach dem Auftaktfight, dem Sechzehntelfinale im Halbfliegengewicht (bis 50 Kilgramm), dem leichtesten Frauen-Limit bei den Sommerspielen unter den fünf Ringen.

Klötzers Gegnerin: Zareen Nikhat aus Indien. Ihres Zeichens Doppelweltmeisterin, ein Star in ihrer Heimat – und die Goldhoffnung auf dem Subkontinent. Den ersten Schritt hat die Titelaspirantin gemacht. Im Achtelfinale wartet nun eine weitere Topathletin, die Chinesin Wu Yu, gleichfalls WM-Titelträgerin.

Dabei sieht es für die DBV-Athletin in der stimmungsvollen „North Paris Arena“ auf dem Messegelände Villepinte in Seine-Saint-Denis richtig gut aus. In der ersten Runde jedenfalls. Die am Bundesstützpunkt Frankfurt/Oder trainierende Klötzer dominiert von der Ringmitte aus ihre Kontrahentin. Setzt klare Treffer, vor allem mit Links-rechts-Kombinationen gegen den Kopf. Von den Rängen skandiert die angereiste Anhängerschar: „Maxi, Maxi“, deutlich über die Außenmikrofone hörbar. Und: Drei der fünf Punktrichter sehen nach den ersten drei Minuten Klötzer vorn.

Maxi Klötzer im Kampf gegen Zareen Nikhat / Foto: Screenshot sportschau.de

Während der Rundenpause sagt Trainer René Benirschke: „Maxi, weiter so explosiv, ja?“ Sein Schützling nickt. Gong zur zweiten Runde. In der ersten Minute ist Klötzer die Aktivere, behält die Initiative. Zunächst. Nikhat wird aber stärker, fightet, zielt auf den Körper der Deutschen. Und es wird nickliger. Mitte der Runde eine Ringeinlage, beide klammern, winden sich. Klötzers Handlungen werden unkontrollierter, teils agiert sie mit wilden Schwingern. Dem marokkanischen Ringrichter wird es irgendwann zu bunt, verwarnt beide. Klötzer wegen zu tiefen Kopfes, Nikhat wegen Haltens. Knapp ist es, sehr knapp. Nach der zweiten Runde werten drei der Unparteiischen unentschieden, zwei votieren für die Inderin.

Die letzte, dritte Runde wird den Ausschlag geben. Hopp oder Top. Wieder hallen „Maxi, Maxi“-Sprechchöre durch die Arena. Klötzer richtet nochmals ihren Kopfschutz zu recht, fokussiert Nikhat. Die nimmt die Offerte an, geht in den Infight – und rackert sich an der rund 15 Zentimeter kleineren DBV-Boxerin ab. Beide mobilisieren ihre Reserven, scheinen arg strapaziert, beinahe erschöpft. Hände beiderseits gehen zumeist ins Leere. Klötzers Problem: Nikhats Auftritt wirkt unter dem Strich agiler, tonangebender – vor allem nach hinten raus.

Das meint auch das Quartett der Punktrichter: 0:5 (26:29, 27:28, 26:29, 27:28, 27:28) gegen Klötzer. Einhelliges Votum. Nur, was nun? Klötzer auf Sportschau.de: „Ich habe mein Leben wirklich nur zu diesem Jahr geplant. Ich werde jetzt die nächsten zwei Monate Abstand vom Boxen nehmen und überlegen, wie ich weitermache.“ Bleibt zu hoffen, dass Maxi Klötzer nach der Auszeit wieder das Kribbeln verspürt, ihre Handknöchel bandagiert – und im Seilquadrat den Kampf annimmt. So wie gegen Zareen Nikhat.

Übrigens: zwei heiße Eisen hat der DBV noch im Feuer. Am heutigen Sonntag um 20 Uhr steigt die Olympia-Party des kurzfristig ins deutsche Team gerückte Magomed Schachidov im Halbmittelgewicht bis 71 Kilogramm. Der Münchner Löwe tritt gegen Tiago Muxanga aus Mosambik an, Afrikas Vizemeister von 2023. Und am Montag mittag wird der Superschwere Nelvie Tiafack durch den Ring powern – vor den Fäusten wartet dann der Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev.

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1 Kommentar

  1. Es gibt etliche deutsche Kämpfer und Kämpferinnen in den alternativen Weltverbände, die keine DOSB Mitglieder sind. Es gibt sogar deutsche Welt-und Europameister/innen. Diese Damen und Herren übersteigen teilweise sogar überdeutlich das allgemeine Kämpferniveau des DBV. Doch sie werden bei diesen Turnieren nicht mal gesichtet. Mehr als das: der DBV kennt nicht mal die Termine. Was kann man denn überhaupt noch erwarten, wenn deutsche Talente so arrogant missachtet werden und die arme Maxi zumindest im Damenbereich alleine um die Ehre des deutschen Boxsports kämpfen muss?

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