Olympisches Boxturnier: Magomed Schachidov scheitert nach Punkten

Magomed Schachidov unterliegt Tiago Muxanga / Foto: Screenshot sportschau.de

Eine Szene, die Bände spricht: Er hält die Hände vors Gesicht, verzieht die Mundwinkel, kneift dabei die Augen zusammen. Er weiß, Chance verpasst; eine, die vielleicht nie wiederkommt.

DBV-Athlet findet kein Rezept gegen Aufwärtshaken des Mosambikaners Tiago Muxanga

Der Halbmittelgewichtler des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV), Magomed Schachidov, unterliegt bei seinem Erstauftritt im Sechzehntelfinale des olympischen Boxturniers in Paris. Das Votum der fünf Punktrichter: 1:4. Triumph für den Mosambikaner Tiago Muxanga, den Vize-Meister Afrikas von 2023. Schachidov verlässt den Ring unter den fünf Ringen: als Geschlagener.

Magomed Schachidov.

Dabei hätte es eine schöne Erzählung werden können: Der Münchner Löwe wurde nachnominiert, rückte erst am Donnerstag in das DBV-Team. Der Grund: Bei der Europaqualifikation 2023 im polnischen Krakau zog Schachidov gegenüber Tuğrulhan Erdemir noch nach Punkten den Kürzeren. Der Türke wurde aber im Nachhinein wegen eines Dopingverstoßes vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) disqualifiziert. Das freigewordene Olympia-Ticket konnte der 29-jährige Deutsche einlösen.

Zum Fight-Report: Zwei Faustkämpfer, zwei Mentalitäten. Schon beim Einlaufen ist das spürbar. Schachidov betritt am Sonntagabend mit starrem Blick die „North Paris Arena“. Dazu mit viel Körperspannung, möglicherweise zu viel. Muxanga hingegen wirkt lockerer, tänzelt vom Kabinentrakt zum Hochring.

Ring frei, Runde eins. Schachidov agiert aus der roten Ecke, versucht von der Mitte des Seilgevierts zu dominieren. Muxanga ist auf der Hut, blockt, kontert. Schachidov weicht mittels Meidbewegungen aus. Dennoch, der Mosambikaner ist variabler, virtuoser in seinen Schlägen. Vor allem mit seiner Spezialität: dem rechten Aufwärtshaken. Der sitzt ab und an, schlägt beim gebürtigen Tschetschenen ein. Das goutieren die Punktrichter. Alle sehen den Fighter aus Maputo nach der ersten Runde vorne. Das wurmt DBV-Cheftrainer Eddie Bolger in der Ringpause. Der engagierte Ire mahnt seinen Schützling, aktiver zu werden, mehr Hände ins Ziel zu bringen.

Die zweiten drei Minuten in dem Gefecht sind ausgeglichener. Schachidov nutzt nun besser seinen Reichweitenvorteil, meidet den Clinch im Infight, geht auf Distanz, kann seinen Kontrahenten bisweilen an den Seilen stellen. Drei von den fünf Punktrichtern votieren für den Nachnominierten. Sprich: Noch ist nichts verloren, Hoffnung keimt auf. Coach Bolger beschwört Schachidov, alles in die Waagschale zu werfen, diese einzigartige Gelegenheit bei Olympia zu ergreifen.

Letzte Runde, die unauffällige Unparteiische gibt das Signal. Los geht’s – und wie. Muxanga stürzt vorwärts, sucht die Entscheidung. Schlagsalven, eine nach der anderen, beide kassieren. Schachidov gelingt es kaum noch, auf Abstand zu boxen. Mit offenem Visier, ohne Defensive geht das Ring-Duo zu Werke. Und wie gehabt: Muxanga punktet mit seinem rechten Uppercut, ausschlaggebend für den Sieg. Nur der US-amerikanische Punktrichter sieht den DBV-Fighter in Front – Resultat: 27:30, 28:29, 27:30, 28:29, 29:28 für den Mosambikaner.

Zwischenbilanz des olympischen Boxturniers aus deutscher Sicht: Zwei des DBV-Trios sind raus. Bereits am Sonntagmittag musste sich die Halbfliegengewichtlerin Maxi Klötzer der indischen Doppelweltmeisterin Zareen Nikhat geschlagen geben. Die Chemnitzerin verlor einstimmig nach Punkten 0:5. Deutschlands letzte Olympia-Hoffnung ist nun der Superschwere Nelvie Tiafack. Der Pfundskerl vom SC Colonia wird am heutigen Montagmittag den starken Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev vor den Fäusten haben. Erster Gong ist um 12.52 Uhr.

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