Olympisches Boxturnier: Nelvie Tiafack chancenlos im Halbfinale

Nelvie Tiafack unterliegt Bakhodir Jalolov / Foto: Screenshot

Es gibt Personen, denen möchte man aus dem Weg gehen, nicht begegnen. Jedenfalls so lange wie möglich. Bakhodir Jalolov ist einer davon.

Der Usbeke Bakhodir Jalolov zieht souverän ins Finale ein. Für den DBV-Athleten bleibt Bronze

Der Superschwergewichtler (ab 92 Kg) aus Usbekistan gilt als nahezu unbezwingbar im olympischen Boxen. Und das hat „The Big Usbek“ am Mittwochabend im Halbfinale in Paris eindrucksvoll unter Beweis gestellt – gegen Nelvie Tiafack, den Topathleten des Deutschen Boxsportverbands (DBV). Das deutsche Kraftpaket bleibt chancenlos, unterliegt im gut gefüllten, traditionsreichen Stade Roland Garros mit 0:5 (27:30, 26:30, 27:30, 27:30,27:30). Jalolov zieht damit ins Finale ein, Tiafack hat sich Bronze erkämpft. Glückwunsch, Nelvie!!

Aber der Reihe nach, Runde für Runde – und zum Prolog. Schon Jalolovs Augenspiel beeindruckt, er blickt beim Einzug in die Arena entschlossen, beinahe starr. Und doch wirkt er locker-lässig, überspringt mit einem Satz die Ringseile und reißt abwechselnd die Arme nach oben. Der Usbeke dokumentiert: „Ich bin siegesgewiss, und nichts und niemand kann mich aufhalten.“

Nelvie Tiafack vs. Bakhodir Jalolov / Foto: Screenshot

Entsprechend agiert Jalolov nach dem ersten Gong der ersten drei Minuten. Tiafack versucht sich zu orientieren, bleibt aber passiv. Jalolov hingegen ist der Chef im Seilgeviert, von Beginn an. Er fährt nach Belieben blitzschnell seine rechte Führhand aus und studiert den Deutschen dabei konzentriert. Ab und an feuert der usbekische Rechtsausleger eine satte Kombination ab. Das reicht. Alle fünf Punktrichter sehen ihn vorn.

Tiafacks Ringecke weiß, ihr Schützling muss agiler werden, Akzente setzen. Aber auch im zweiten Durchgang das gleiche Bild. Jalolov gibt sich keine Blöße, nutzt geschickt seinen Reichweitenvorteil. Dem Athleten vom SC Colonia 06 gelingt es nur ausnahmsweise, die Distanz zu überwinden. Zählbares kommt dabei nicht heraus. Im Gegenteil, Jalolov kontert jede Attacke – und punktet weiter fleißig.

In der zweiten Ringpause redet Heimcoach Lukas Wilaschek auf Tiafack ein, aus der geschlossenen Doppeldeckung solle er seine Aktionen starten. Und eh, der Deutsche braucht in Runde drei einen Niederschlag, um auf den Punktezetteln heranzukommen. Aber es hilft nichts. Jalolov beherrscht das Duell, dreht in den letzten 30 Sekunden noch einmal auf, hämmert zwei, drei Schlagsalven auf den Körper von Tiafack. Aus, Ende, vorbei!

Nelvie Tiafack vs. Bakhodir Jalolov / Foto: Screenshot

Fazit: Jalolev ist nicht umsonst amtierender Olympiasieger (2020 Tokio) und Doppel-Weltmeister (2023 Taschkent, 2019 Jekaterinburg). Ein Dominator im Ring, aktuell eine Klasse für sich im Klassement der Superschweren. Das war in den beiden Fights zuvor auch so: Im Achtelfinale musste Omar Shiha aus Norwegen und im Viertelfinale Teremoana Teremoana jr. aus Australien dran glauben. Ungefährdete Punktsiege.

Aber, keine Frage: Tiafack stand zu Recht in der Vorschlussrunde von Olympia in Paris. Der DBV-Faustkämpfer schickte zuerst Mahammad Abdullayev aus Aserbaidschan, dann Diego Lenzi aus Italien sportlich-virtuos nach Hause. Gleichfalls klare Nummern, gleichfalls zwei einstimmige Triumphe.

Nur, deutsche Boxsportfreunde müssen neidlos anerkennen: Gegen den 30-jährigen aus der Kleinstadt Sariosiyo im äußerten Südosten Usbekistans reichte es diesmal noch nicht. Jalolev, der zwischen Amateur- und Profi-Sektor pendelt, dürfte auch im Finale am Samstagabend der Favorit sein. Dann wird er es mit dem Spanier Ayoub Ghadfa zu tun haben, der sich in einem knapperen Gefecht gegen den französischen Lokalmatadoren Djamili-Dini Aboudou durchsetzen konnte.

Fazit des Fazits: Tiafack hat gewissermaßen die Ehre des DBV-Trios gerettet, das Minimal-Ziel von Sportdirektor Michael Müller erfüllt: eine Medaille für Deutschland. Das ist es dann aber auch schon als Ausbeute beim olympischen Boxturnier. Zuvor waren Maxi Klötzer im Halbfliegengewicht (bis 50 Kg) und Magomed Schachidov im Halbmittelgewicht (bis 71 Kg) nach Punktniederlagen ausgeschieden. Wohlgemerkt: Beide bereits bei ihren Auftaktkämpfen. Kurzum, Tiafack hat´s mit seinem Kämpferherz herausgerissen!

Nelvie Tiafack.
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