Samstag, 12. Oktober 2024
HERQUL-Gewinner BOXEN1
Start Blog Seite 354

Boxen im Norden-Jubiläums-Gala am 3. Oktober in der „Großen Freiheit 36“

Am 3. Oktober kann nun die seit 18 Monaten ausverkaufte Jubiläums-Gala der Hamburger Promotion „Boxen im Norden“ in der Grossen Freiheit 36 endlich stattfinden. Promoter Thomas Nissen: „Wir fiebern mit unseren Fans auf das Wiedersehen.“ Dazu haben sich die Hamburger einiges einfallen lassen.

Rafael Bejaran will seinen WM-Titel zurück!

Unvergessen ist die „Blutschlacht von St.Pauli“, in der „Karibik Tiger“ Rafael Bejaran 2017 gegen den Südafrikaner Nkulenko Mhlongo mit Abbruchsieg nach der 6. Runde den Weltmeistertitel der WBF errang.

Erst danach folgten die für Bejaran großen Kämpfe gegen Jack Culcay (IBF-Eliminator) und Fedor Chudinov (WBA-International), die er knapp und unglücklich verlor. Danach stoppten private Schicksalsschläge den karibischen Supertechniker.

Sein Comeback 2021 gegen Florian Wildenhof und in Superform gegen Landry Kore brachte Bejaran (39) zurück in die Top 100. WBF-Präsident Howard Goldberg meldete sich danach persönlich aus Kapstadt, regte Rafael’s Titelkampf an. Gegen den titelerfahrenen Belgier Islam Teffahi (22-9-2/5KO) geht es nun am 3.10. im Hauptkampf über 10 Runden um den WBF Inter-Continental-Titel

Foto: Torsten Helmke

Promoter Thomas Nissen: „Die WBF mit ihren Wurzeln in den Boxnationen USA und England zählt mit jährlich weltweit über 80 Titelkämpfen zu den großen Verbänden. Für uns ist das Vertrauen in die handelnden Personen sehr wichtig. Mit dem Europa-Boss Chris Rösen hat die WBF einen sehr erfolgreichen und honorigen Geschäftsmann an seiner Spitze. Sowas zählt im Hamburger Hafen, wo der Handschlag noch Bedeutung hat“

Sollte Bejaran in diesem äußerst engen Kampf auf Augenhöhe ein Sieg gelingen können, wäre er Pflichtherausforderer auf den WM-Titel und im Weltrang Top 50. „Die Fans können sich auf zwei beweglich rasante Spitzenboxer freuen. Wir sind mit dieser Paarung glücklich“ resümiert auch Nissen.

KO-Cruiser Elvir Sendro greift nach Interconti-Titel

Nach 8 glatten Knockout-Siegen versucht Hamburg’s 1,95-Cruiser Elvir „Axel“ Sendro (26) nun „alle Neune“ hin zu bekommen. Gegen den MMA-Champion Feras Alnimer (31, Moskau) trifft er auf einen top trainierten 1,90-Mann mit Wurzeln in Tajikistan.

Foto: Torsten Helmke

„Dieser Gegner stellt eine riesige Herausforderung für Sendro dar. Ein Knockout wird kaum möglich sein. Vielmehr braucht Elvir eine gute Reaktion und schnelle Beine“ weiß sein Trainer-Team um die Gefahren dieses Kampfes. Mit dem Titel des WBF-InterContinental im Cruiser winkt ein „großer Wurf“ in der rasanten Karriere des scheinbar nicht auszubremsenden Sendro.

„Diamond“ Fai Phannarai bringt ihre Titel in die Wohnstube

Vor 2 Jahren machte die 18-jährige Fai Phannarai ihren Debüt-Kampf in der Grossen Freiheit, bei dem sie von Jürgen Blin mit dem „Pauli Boxing Award“ für aussergewöhnliches Talent ausgezeichnet wurde.

Foto: Torsten Helmke

Das dies kein Irrtum war, bewies Fai inzwischen mit 8-0-0 (4 KO)-Bilanz und dem Gewinn der Internationalen Deutschen Meisterschaft (BdB) und WBC-Junioren-Weltmeisterschaft im Superbantam. Phannarai: „Beide Gürtel bringe ich mit in die Grosse Freiheit. Ich freue mich riesig endlich wieder die ganzen Fans sehen zu können.“

Nach dem Kraftakt der 8 Profikämpfe in 21 Monaten „verordneten“ Trainer und Promoter der jungen Senkrechtstarterin eine „Phase des Wiedersehens“ mit Freunden und Bekannten. In Hamburg boxt Phannarai jetzt 6 Runden gegen die tschechische Kickbox-Queen Vera Kubickova.

Rock & Soul mit Live Acts

New Yersey-Soul-Legende Troy Afflick, Altrocker Geff Harrison und Musical-Star Kathy Savannah Krause bringen mit ihren Life-Auftritten Glamour und Stimmung in die Kultstätte des Rock & Soul auf dem St.Pauli-Kiez.

Resttickets bei eventim, ticketmaster und an der Abendkasse ab 14 Uhr.

Text: BOXEN IM NORDEN

COVID-19: Eubank Jr. vs. Elbir off – Anatoli Muratov springt als Ersatzgegner ein!

Chris Eubank Jr. muss sich kurzfristig auf einen neuen Gegner einstellen, da Sven Elbir positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Gegen Chris Eubank Jr.: Muratov springt als Ersatzgegner ein

Anatoli Muratov (24-2(2)-1, 17 KOs) stand erst am 18. September im Ring und konnte sich bei „Raus aus Corona – Rein in den Ring“ in Runde 1 via KO gegen Aufbaugegner Gyorgy Varju durchsetzen. Nun steht für den gebürtigen Kasachen, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, die wohl härteste Bewährungsprobe seiner Karriere an! Da Sven Elbir (18-1, 14 KOs) positiv auf COVID-19 getestet wurde und den Kampf gegen Chris Eubank Jr. (30-2, 22 KOs) am kommenden Samstag, den 2. Oktober, nicht wahrnehmen kann, springt Muratov kurzerhand ein.

Der 33-jährige Anatoli Muratov steht seit 2012 als Profiboxer im Ring. In 27 Kämpfen unterlag er lediglich zweimal, ein Gefecht endete Unentschieden. Neben dem WBA Inter-Continental-Titel im Mittelgewicht, konnte sich Muratov im Verlauf seiner Karriere auch den Internationalen Deutschen Meistertitel des BDB im Supermittel sowie den EM-Titel des Kleinstverbandes UBF im Supermittelgewicht sichern.

Gegen Chris Eubank Jr. steigt Muratov am Samstag definitiv für den bis dato schwersten Kampf seiner Karriere in den Ring.

Box-Gott Oleksandr Usyk – Wer kann ihn jemals besiegen?

Usyk drängt Joshua in die Seile und trifft diesen nach Belieben mit seinen Kombinationen. Fotos: Marc Robinson/Matchroom Boxing.

Eine Nachbetrachtung zum WM-Kampf von Anthony Joshua vs Oleksandr Usyk von Ebby Thust

Selten hat ein Boxkampf die Massen so fasziniert wie der WM-Kampf zwischen dem Engländer Anthony Joshua und dem Ukrainer Oleksandr Usyk. Der Titelverteidiger Joshua war auf den Wettzetteln der Buchmacher der 3:1 Favorit, was bedeutet, dass 75% der Wett-Experten Anthony Joshua, vor diesem Kampf, als klaren Favoriten sahen.

Doch es kam alles ganz anders als es die meisten der Experten und Zuschauer erwartet hatten. Es war immer die Rede davon, dass Usyk viel zu klein sei und auch, dass er gegen den viel schwereren Muskelprotz Joshua keine Chance hätte. Ich erinnere mich an einen Satz mit dem im Vorfeld viele Experten diesen Kampf einschätzten: „Joshua geht einfach durch ihn durch, Usyk wird spätestens bis zur 6. Runde ganz schwer KO gehen.“

Anthony Joshua vs Oleksandr Usyk Kampfszene

Doch der Kampf hat dann diesen Experten etwas Besserem belehrt. Es war alleine Usyk der diesen Kampf diktierte, der fast jedem Schlag von Joshua auf seinen schnellen Beinen auswich. Der kleinere und leichtere Mann traf den größeren muskelbeladeneren Joshua, wie immer er wollte. Usyk, der eigentlich als Spätstarter bekannt ist, war in diesem Kampf der, der von der ersten Minute an diesen Kampf diktierte. Die ersten vier Runden gingen ganz klar an den Herausforderer. Aber auch dann als Joshua in der fünften Runde aufzuwachen schien, waren es immer nur einzelne Hände die Joshua schlug und sein gefürchteter Jab blieb mehr und mehr aus, einmal weil er Usyk damit nicht treffen konnte, weil dieser auf schnellen Beinen fast jedem Schlag auswich und auch deshalb, weil er gemerkt hatte, dass jedesmal wenn er den Jab schlug, Usyk diesen sofort zum Kontern ausnutzte.

Noch gefährlicher wurde es, wenn Joshua dann – wenn auch sehr selten – einmal seine Rechte zum Einsatz brachte, dann war Joshua in Gefahr die harte Schlaghand von Usyk zu spüren. Während von Joshua, wenn auch relativ selten, immer nur Einzelschläge kamen, waren es bei Usyk Kombinationen mit denen er beeindruckte.

Die Schlaghand Usyks schlug in der 7. Runde einmal voll ein und traf die rechte Augenpartie des Titelverteidigers, wo sich sofort eine große Schwellung bemerkbar machte. Joshua sagte dann nach dem Kampf, dass sein Auge ab der 9. Runde so zugeschwollen war, so dass er kaum noch etwas sehen konnte. Seitdem kam die Rechte von Joshua dann kaum noch und er schien längst erkannt zu haben, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Die letzten drei Runden gingen dann wieder ganz klar an Usyk und Joshua musste froh sein, dass Usyk ihn kurz vor Ende des Kampfes nicht noch ausknockte.

Oleksandr Usyk stand in den letzten Sekunden des Kampfes fast noch vor dem KO-Sieg. Foto: Marc Robinson/Matchroom.

Am Ende stand dann ein einstimmiger Punktsieg von Oleksandr Usyk, wobei wohl das Punkturteil des englischen Punktrichters Howard Forster für eine gewisse Parteilichkeit für seinen Landsmann sprach. Forster hatte letztlich den Kampf mit 115:113 für Usyk gewertet, was bedeutet, dass dieser englische Punktrichter den Kampf nach der 11. Runde noch unentschieden sah.

Während vieler Presse-Interviews zwei Wochen vor seinem Kampf gegen Anthony Joshua wurde Oleksandr Usyk immer wieder gefragt, ob er denn einige Videos von Anthony Joshua studiert habe. In Gesprächen zwischen Medienvertretern und Boxern ist dies normalerweise eine Einstellung für die Kämpfer, um den Kampfstil ihres Gegners zu studieren. Aus welchen Gründen auch immer, viele Boxer sind darauf programmiert zu sagen, dass sie sich nie Video angeschaut haben, sie „überlassen es einfach ihrem Trainer“. Für manche mag das zutreffen, aber für viele andere dient es auch nur als Gelegenheit, dem Gegner Lässigkeit zu vermitteln und zu suggerieren, dass es sich um Virtuosen handelt, für die die Fähigkeit, einen speziellen Plan zu formulieren, selbstverständlich ist.

Oleksandr Usyk spielt keine Konventionen, wenn es darum geht, wie ein Boxer spricht oder sich verhält. Fast keiner von ihnen. Er tanzt, jongliert, schreibt Gedichte, spielt Gitarre und er hat früher sogar Theaterwissenschaften an der Universität studiert. Er hat in der Vergangenheit gesagt: „Ich schlage die Leute nicht. Ich mache Sport. Ich habe die Leute mit Liebe geschlagen.“ Für diesen Kampf habe er sich extra einen Schnurrbart wachsen lassen, sagte er, weil Usyk auf Ukrainisch „Schnurrbart“ bedeutet, was auch tatsächlich stimmt. Er taucht auf Pressekonferenzen auf, gekleidet wie der Joker. Nachdem er sein Joker-Outfit gesehen hatte, bemerkte Promoter Eddie Hearn einmal, dass „er ein Spinner ist“. Eddie Hearn: „Die Vorstellung, dass er sich für einen Mann mit so eifrigen Interessen wie Usyk in einen Kampf einlassen würde, ohne sich vorher ein Video seines Gegners anzusehen, wäre albern.“ Aber warum sollte Usyk hier die Unwahrheit sagen?

Es war Usyk der den Kampf bestimmte und das Tempo vorgab.

„Ich habe alle Kämpfe von Joshua gesehen“, sagte Usyk und bemerkte sogar, dass er dessen Kämpfe schon bei den Amateuren studiert hatte, für die Chance, dass sie sich eines Tages bei den Profis treffen würden. „Absolut jeden einzelne Kampf von ihm habe ich schon in der Vergangenheit gesehen, deshalb brauche ich mir das vor dem Kampf nicht noch einmal anzusehen.“

Als Usyk am Samstagabend im Tottenham Hotspur Stadium mit Joshua in den Ring stieg, hatte er alles schon einmal gesehen und kämpfte auch wie jemand, der dies getan hatte. Zwölf Runden lang stand Usyk vor Joshua und tanzte mit schnellen Beinen um ihn herum, er war kaum von Joshua zu treffen, womit er sich letztendlich eine einstimmige Entscheidung und Joshuas vier WM-Gürtel verdiente.

„Der Kampf verlief genau so, wie ich es erwartet hatte. Es gab ein paar Momente, in denen Anthony mich hart bedrängt hat, aber nichts Besonderes“, sagte Usyk in seinem Interview nach dem Kampf durch einen Dolmetscher. „Es war sicher neben dem Gewinn der Goldmedaille bei Olympia der größte Sieg meiner Karriere, aber es war nicht mein schwerster Kampf!“

Usyks Boxfähigkeiten standen nie in Frage, als er in den Kampf kam. Als olympischer Goldmedaillengewinner und ehemaliger Champion bei allen vier Weltverbänden im Cruisergewicht, ist Oleksandr Usyk einer der besten reinen Boxer der Welt. Es war immer nur die Frage, ob er groß genug ist, die die meisten Leute vor dem Joshua-Kampf beschäftigte. In seinem zweiten Kampf im Schwergewicht sah Usyk gegen Dereck Chisora, einem Mann, der als knapp unter der Elite der Ranglisten steht, nicht ganz so gut aus.

Oleksandr Usyks Schwierigkeitsgrad mit Chisora ​​hatte aber letztendlich mehr mit Chisoras Missachtung des Standard-Boxprotokolls und seinem knüppelhaften, zerfleischenden Stil zu tun, als mit seiner reinen Größe. Im Gegensatz zu Chisora ​​stimmt Joshua dem stillschweigenden Verständnis zu, was Boxer tun sollten, auf Distanz zu stehen und zu boxen, Jabs, Gerade und Aufwärtshaken. Am wichtigsten für Usyk ist, dass er Platz hat und mit nur dem geringsten Platz gehört Usyk zu den härtesten Männern auf diesem Planeten, die in jeder Gewichtsklasse einfach nicht zu besiegen sind.

Ein typisches Bild dieses Kampfes, Oleksandr Usyk wich fast jedem Schlag von Joshua geschickt auf schnellen Beinen aus und so schlug Joshua ein Luftloch nach dem anderen.

Tony Bellew, Usyks letzter Gegner im Cruisergewicht, drückte diese Meinung nach dem Joshua-Kampf auf Twitter aus: „Ich habe den Leuten immer gesagt, wie großartig Usyk ist! Ich glaube nicht, dass jemand ihn jemals ausboxen wird! Der einzige Grund, warum dieser Mann verlieren wird, ist, dass jemand einfach größer ist als er! Niemand auf dieser Welt ist eigentlich besser“, twitterte Bellew.

Die Sorge um Usyks Größe hatte auch historischen Vorrang. Nur zwei Kämpfer in mehr als zehn Kämpfen haben zuvor einen Schwergewichts-Titel gewonnen, nachdem sie einen Titel im Cruisergewicht gewonnen hatten, Evander Holyfield und David Haye… und nun auch Oleksandr Usyk! Die Arten von Größennachteilen, die Kämpfer, die diesen Sprung machen, normalerweise haben – wie mindestens 10 Kilo Gewichtsnachteil und 10 cm Reichweitennachteil, die auch Usyk hatte – sind im Allgemeinen zu viel, um sie zu überwinden.

Was an Usyks Leistung am beeindruckendsten war und auch auf eine mögliche lange Regentschaft an der Spitze der Schwergewichtsklasse hindeutet, ist, dass er nicht die typische Strategie des „kleineren Mannes“ anwenden musste, sich so wenig wie möglich zu bewegen und zu engagieren. Usyk tat genau das Gegenteil, blieb fast während des gesamten Kampfes in Reichweite und vertraute seiner Fähigkeit, alles zu vermeiden oder direkt zu kontern, was Joshua auch versuchte zu schlagen. Dabei nahm er natürlich auch ein paar Treffer, was durch einige Stiche nach dem Kampf über seinem rechten Auge belegt wurde, was aber auch die Frage zu seiner Fähigkeit beantwortete, auch Mal einen schweren Schlag zu absorbieren. Es war jedoch sein Gegner, der im Kampf den größten Teil des Schadens erlitt. Joshua stand mehr als einmal im Kampf auf wackeligen Beinen, sowohl früh als auch spät, vor allem in den letzten Sekunden des Kampfes.

„Es war eigentlich von vorne herein nicht mein Vorhaben, ihn auszuknocken und meine Ecke drängte mich auch immer wieder, es gar nicht erst zu versuchen. Ich habe ihn hart getroffen und dann auch versucht, ihn doch auszuknocken, aber mein Trainer sagte mir in der Ecke: ‚Hör einfach auf damit und mache deinen Job‘“, sagte Usyk.

Ähnlich wie seine direkten Antworten, wenn es um die Vorbereitung auf Kämpfe geht, wird Usyk auch nach dem Sieg nicht einmal die Haltung einnehmen. Explizit zuzugeben, dass er nie beabsichtigte, seinen Gegner auszuschalten, kann von anderen Kämpfern als Schwäche oder Ausrede interpretiert werden. Aber von Usyk kommend, wird es nur als sehr spezifischer, akribischer Boxplan gelesen.

Sowohl im Konzept als auch im Ansatz unterscheidet sich Usyk von den meisten Boxern. Und unabhängig von seiner Größe wissen wir jetzt, dass er auch einfach der Beste ist.

Alle vier WM-Gürtel (IBF, WBO, IBO und WBA-Superchampion-Belt) gingen an diesem denkwürdigen Abend an den neuen Champion Oleksandr Usyk.

Wie geht es weiter?

Natürlich beinhaltet der Kampfvertrag für diesen Kampf mit Anthony Joshua, den Usyk bei Eddie Hearn unterschrieben hat, eine Rückkampfklausel und es wurde auch schon direkt nach dem Kampf darüber diskutiert. Einmal sagte Joshua kurz nach dem Kampf: „Ich boxe auch gegen Tyson Fury ohne meine WM-Titel.“ Dann versuchte Eddie Hearn abzuwiegeln und meinte, man müsse sich erst einmal die Verletzung an Joshuas Auge ansehen, ob da vielleicht nicht die Augenhöhle gebrochen sei.

Doch schon heute sagte Eddie Hearn, dass er einen Rückkampf zwischen Usyk und Joshua im Februar oder März kommenden Jahres in Großbritannien plane.

So sehr Hearn möchte, dass Joshua erst einmal einen Nicht-Titelkampf bestreiten würde und in einen vertrauensbildenden Kampf gegen einen weniger imposanten Gegner antritt, ist dies aus geschäftlicher Sicht praktisch keine Option, da es Usyk ermöglichen würde, als nächstes gegen einen anderen Gegner als Joshua zu kämpfen. Unter der Annahme, dass Joshua keine gebrochene rechte Augenhöhle erlitten hat, wie Hearn während der Pressekonferenz nach dem Kampf feststellte, glaubt der Promoter des britischen Superstars, dass ihr zweiter Kampf für Februar oder März angesetzt werden könnte, vorzugsweise irgendwo in England. Ihr Kampf am Samstagabend zog fast 70.000 Zuschauer ins Tottenham Hotspur Stadium.

„Ich weiß nicht – Februar, März“, sagte Hearn. „Ich meine, ich würde es gerne wieder in Großbritannien machen. Aber auch hier setzen wir uns mit Usyks Promoter Alex Krassyuk zusammen und reden darüber. Wissen Sie, es gab schon einige Leute, die daran interessiert sind, den Rückkampf zu inszenieren. Ich würde es gerne in Großbritannien machen. Ich denke, das wäre offensichtlich ein Vorteil für AJ. Ich fand die Atmosphäre an diesem Abend unglaublich. Aber auch hier setzen wir uns mit Alex Krassyuk und Egis zusammen und sehen, was für beide am sinnvollsten ist.“

Hearn glaubt nicht, dass Krassyuk, der Generaldirektor von K2 Promotions oder Egis Klimas, Usyks Manager, auf einen sofortigen Rückkampf in der Ukraine drängen werden. Usyk vs Joshua II ist aus wirtschaftlicher Sicht in Großbritannien sinnvoller, wo Boxen sehr beliebt ist.

„Sehr unwahrscheinlich, denke ich“, antwortete Hearn auf die Frage, ob die Ukraine eine Option für ihren Rückkampf sei. „Die Ukraine ist im Februar nicht so toll. Nein, im Ernst, wir werden zusammenarbeiten, um den Umsatz zu maximieren. Die Ukraine ist sehr unwahrscheinlich, um ehrlich zu sein. Ich denke, es wird entweder international oder in Großbritannien sein. Aber ich würde denken, dass es in Großbritannien sein wird.“

Hier sieht man schon wie das Auge von Joshua immer mehr zuschwillt.

Aus meiner Sicht halte ich einen direkten Rückkampf eher für den totalen Niedergang von Anthony Joshua, denn sollte Joshua zwei Mal hintereinander verlieren und vielleicht im Revanchekampf sogar noch KO gehen, dann ist er nicht mehr der Medienmagnet und der große Hero und auch Tyson Fury würde ihn sicher verspotten und sagen, dass er doch lieber gegen einen Sieger, als einen zweifachen Verlierer boxen möchte. Was soll mit Anthony Joshua innerhalb eines halben Jahres passieren, dass er dann auf einmal Usyk besiegen könnte? Einige werden sagen, er hat auch Andy Ruiz im Rückkampf wieder besiegt und seine Titel zurück geholt. Aber die Niederlage gegen Ruiz war etwas ganz anderes als die Niederlage gegen Usyk. Andy Ruiz hat damals Joshua mit einem Lucky Punch an der Schläfe getroffen und ihn dann gefinisht, aber Usyk hat Joshua regelrecht dominiert und es war zumindest vom technischen klassischen Boxen ein Klassenunterschied. Während Joshua nach dem Kampf total erschöpft auf seinen Schemel in der Ringecke sank, hatte man das Gefühl, dass Usyk wohl locker noch Mal 10 oder 12 Runden hätte weiter boxen können. Ich glaube, dass Joshua Usyk niemals besiegen kann.

Natürlich gibt es einige totale Joshua-Fans die sagen, dass Usyk nicht gewonnen hat weil er so gut war sondern nur deshalb, weil Joshua an diesem Tag so schlecht war. Aber auf diese Aussage trifft die alte Box-Weisheit wie die Faust aufs Auge zu, dass eben ein Boxer nur so gut sein kann, wie sein Gegner es zulässt.

Usyk mit seiner Ehefrau Ekaterina, mit der er schon seit seiner Studienzeit an der Universität zusammen ist.

„Ich denke gerade nicht an einen Rückkampf“, sagte Usyk während seines Interviews nach dem Kampf zu den Journalisten und Reportern. „Ich habe seit Januar so hart gearbeitet, um mich auf diesen Kampf vorzubereiten und all diese lange Zeit musste ich auf meine Familie verzichten.“

Währenddessen war Usyk gezwungen, von seiner Frau Ekaterina, mit der er schon seit seiner Highschool-Zeit liiert ist und ihren gemeinsamen drei Kindern Liza, Cyril und Mikhael getrennt zu sein. Der Sieg über Joshua fand genau an Usyks 12. Hochzeitstag statt. Es ist mehr als verständlich, dass Usyk diesen Anlass zusammen mit seiner geliebten Frau und seinen drei Kindern in aller Ruhe nachfeiern möchte.

„Heute vor 12 Jahren hat meine Frau ja gesagt. Ich bin doppelt glücklich“, sagte Usyk direkt nach dem Kampf. „Ich vermisse meine Kinder, denen ich so gerne beim Spielen zusehe. Ich möchte einfach nur nach Hause kommen und bei ihnen sein.“

Auch das ist Oleksandr Usyk und auch das macht ihn sympathisch. Er ist kein Mann der lauten Worte, wie etwa ein Tyson Fury und in seinem Leben gab es auch noch nie den kleinsten Skandal. Dieser große Boxkünstler ist auch trotz seiner großen Erfolge immer bescheiden geblieben. Einfach nur ein toller Boxer und Mensch. Man muss ihn einfach mögen.

Hinweis: Einen Teil dieses Beitrages wurde aus dem Online US-Boxing-Portal ‚BoxingScene‘‘ recherchiert und übernommen.

Fünf Boxer vom Bundesstützpunkt Schwerin für WM qualifiziert

Auf dem Foto: v.l. Paul Döring, Argishti Terteryan, Lena Büchner, Deniel Krotter, Kevin Boakye, Dariusz Lassotta, David Gkevorgkian, Michael Timm / Foto: ©️- Boxclub TRAKTOR Schwerin

Schwerin. Das gab’s noch nie. Gleich fünf Sportler entsendet der Bundesstützpunkt (BSP) Schwerin zur Box-WM Ende Oktober in Belgrad.

Athleten absolvierten Qualifikations-Kämpfe am Olympiastützpunkt

Bei dreitägigen QualifikaIons-Kämpfen in der Boxhalle des Olympiastützpunktes setzten sich am Wochenende David Gkevorgkian (63,5 Kg/BC Traktor Schwerin/Agon Sportschule Hamburg) und Kevin Boakye-Schumann (bis 75 Kg gesetzt/ BCT/Eilbek) durch. Auch Deniel Krotter (67 Kg/Bayern; TV 1860 Bad Winsheim), der seit anderthalb Jahren am BSP der Landeshauptstadt trainiert, sowie Dariusz Lassotta (92Kg/Boxzentrum Münster, NRW), seit einem Jahr am BSP aktiv, konnten sich für die WM qualifizieren. Zudem ist auch Argishti Terteryan (51 Kg/SV Halle; Sachsen-Anhalt), der regelmäßig zum Blocktraining nach Schwerin kommt und dem BSP angehört, gesetzt für die Weltmeisterschaft in der Hauptstadt Serbiens. Sie findet vom 26. Oktober bis zum 6. November statt.

„Dass Schwerin gleich fünf Männer zu einer Box-WM schickt – das gab’s noch nicht einmal zu DDR-Zeiten“, freut sich BCT-Sportdirektor und Stützpunkt-Koordinator Paul Döring. „Ich bin unheimlich stolz auf die Leistung unserer Athleten. Und natürlich auf die Leistung unseres Stützpunktteams vor Ort. Mein großer Dank geht an die Trainer hier und die Heimtrainer, die erheblichen Anteil an diesem Erfolg haben. Wir hoffen, dass unsere Sportler gesund durch die Vorbereitung kommen und in Topform zur WM fahren.“

Laut Döring machen sich die Boxer alsbald bei Wettkämpfen in Italien und in der Sparringsphase in Sheffield (England) fit.

Thron-Wechsel im Schwergewicht: Usyk dominiert Joshua!

Foto: Mark Robinson Matchroom Boxing

Oleksandr Usyk ist neuer Weltmeister im Schwergewicht (IBF, WBA, WBO, IBO)! Der 34-jährige Ukrainer bezwang Titelverteidiger Anthony Joshua, in London, mit einem einstimmigen sowie deutlichen Punktsieg über zwölf Runden.

Boxerisches Meisterwerk: Starker Usyk entthront überforderten Joshua!

Auf den Hauptkampf der Boxgala im „Tottenham Hotspur Stadium“ freuten sich die weltweiten Boxfans bereits seit Monaten! Für Anthony Joshua (24-2-0, 22 Ko’s) sollte die Titelverteidigung gegen Oleksandr Usyk (19-0-0, 13 Ko’s) eigentlich nur eine „Zwischenstation“ darstellen, ehe der 31-jährige Brite im nächsten Jahr gegen Tyson Fury oder Deontay Wilder um die Allein-Herrschaft im Schwergewicht boxen wollte.

Foto: Mark Robinson Matchroom Boxing

Doch nicht wenige Experten und Fachkenner warnten schon im Vorfeld vor dem boxerisch hoch-versierten Oleksandr Usyk, der bereits im Cruisergewicht alle vier bedeutenden WM-Gürtel vereinigen konnte. Dem 34-jährigen Usyk, für den es der erste WM-Fight im Schwergewicht war, gelang am Ende ein boxerisches Statement!

Der ukrainische Herausforderer betrat den Ring unter unüberhörbaren Buhrufen – und verließ ihn am Ende unter Applaus. Bereits zu Beginn des WM-Kampfes präsentierte sich Oleksandr Usyk als der Chef im Ring. Der Rechtsausleger konnte die ersten vier Durchgänge deutlich für sich entscheiden. In der dritten Runde geriet Anthony Joshua sogar kurzzeitig ins Wanken, nachdem ihn eine linke Usyk-Schlaghand erwischte.

Foto: Ian Walton Matchroom Boxing

Joshua, der insgesamt statisch und eher verkrampft wirkte, fand erst ab dem fünften Durchgang etwas besser in das Gefecht. Auch die sechste Runde konnte der Titelverteidiger wohl zu seinen Gunsten gestalten, nachdem dieser einige Male seine Rechte ins Ziel brachte. Dennoch behielt Oleksandr Usyk stets die Übersicht.

Foto: Mark Robinson Matchroom Boxing

Im siebten Durchgang schien eine Linke von Usyk erneut Wirkung bei Joshua hinterlassen zu haben. Dieser kam zwar in der achten Runde wieder zurück, jedoch gab der Ukrainer das Heft nicht mehr aus der Hand. In den letzten beiden Durchgängen unterstrich Oleksandr Usyk wiederum seine boxerische Überlegenheit, während Anthony Joshua krampfhaft versuchte, den entscheidenden Treffer ins Ziel zu bringen.

Foto: Mark Robinson Matchroom Boxing

Besonders in der Schlussrunde, war es der explosivere sowie schlichtweg flinkere Usyk, der dem inzwischen erschöpften Joshua arg zusetzte. In den letzten Sekunden deckte Usyk den überforderten (Noch-)Champion sogar mit einem Schlaghagel ein – und setzte somit seiner denkwürdigen Performance noch die Krone auf! Das Urteil der drei Punktrichter fiel schließlich folgerichtig einstimmig aus (117-112, 116-112, 115-113).

Foto: Mark Robinson Matchroom Boxing

Somit darf sich Oleksandr Usyk, der eine ausgesprochen überzeugende Vorstellung lieferte, als neuer Weltmeister im Schwergewicht feiern lassen. Für Anthony Joshua, der seine Titel 2019 bereits an Andy Ruiz Jr. verlor, war es hingegen die zweite Niederlage – im 26. Profikampf. Ob es nun im nächsten Jahr zum vertraglich vereinbarten Rückkampf kommen wird, bleibt abzuwarten.

„Hafen-Basti“ Formella gewinnt in Zinnowitz durch TKO!

Foto: Torsten Helmke

Hafen-Basti meldet sich mit einem klaren Sieg zurück!

Vor 308 Tagen stand Sebastian Formella zuletzt im Ring. Der eigentliche Gegner Ferenc Hafner aus Ungarn durfte mit einem positiven Corona-Test nicht das Land verlassen. Promoter Erol Ceylan musste über Nacht einen Ersatzgegner suchen. Der Ersatzgegner Gabor Kovacs aus Ungarn ist nach Zinnowitz angereist um seinen Landsmann zu vertreten. Für den Ungarn war das wohl der Kampf des Lebens.

Auf der vierten Auflage des Fritz-Sdunek-Memorials in der Sportschule Zinnowitz, meldet sich „Hafen-Basti“ mit einem TKO in Runde 4 zurück. Nach zwei Bandscheibenvorfällen war für den Hamburger wichtig, dass er wieder Vertrauen in seinen Rücken gewinnt. Mit dem erfahrenen Marc Hachmann (Physio Sports) konnte Sebastian Formella die Verletzung in Griff bekommen. In allen Runden konnte Sebastian Formella überzeugen. Sein Gegner war ab der ersten Runde überfordert und fand nie ein Mittel „Hafen-Basti“ gefährlich zu werden. In Runde vier war Schluss für den unterlegenen Boxer aus Ungarn.

Foto:Torsten Helmke

Team Formella hat schon das nächste Ziel vor den Augen.

Steffen Soltau, Manager von Sebastian Formella betonte nochmals: „Wir wollen nochmal oben angreifen“. In einem Interview sagte Formella: „Für die Weltspitze reicht es nicht, so ehrlich muss ich sein. Aber ich kann die zweite Garde schlagen und die erste ärgern, wenn ich in Topform bin“. Für diese ehrliche Analyse lieben die Fans „Hafen-Basti“. Der sympathische Containerbrückenfahrer aus Hamburg will noch einige gute Kämpfe absolvieren.

Volkan Gokcek gewinnt seinen vierten Kampf im Jahr 2021!

Boxstall Kollege Volkan Gokcek musste in seinem 4 Runden Kampf gegen den Boxer aus Ungarn Szilveszter Ajtai ran. Für den aus Istanbul stammenden Gokcek war das schon der vierte Kampf in diesem Jahr. Volkan Gokcek gewann problemlos in Runde 2 durch Ko. Gokcek dominierte seinen Gegner ab der ersten Runde. Szilveszter aus Ungarn war mit dem Abbruch in Runde 2 gut bedient.

Foto: Torsten Helmke

Eine gelungene Veranstaltung in Zinnowitz.

KO in Runde 3: Lawrence Okolie verteidigt WM-Titel!

Lawrence Okolie bleibt WBO-Weltmeister im Cruisergewicht! Dem 28-jährigen Briten gelang in London ein Ko-Sieg in der dritten Runde über seinen Herausforderer Dilan Prasovic (Montenegro).

Okolie lässt Prasovic keine Chance!

Erst im März dieses Jahres, konnte sich Lawrence Okolie (17-0-0, 14 Ko’s) zum neuen WBO-Champion im Cruisergewicht krönen. Mit einem KO-Sieg über den Polen Krzysztof Glowacki sicherte sich der 28-Jährige Koloss jenen WM-Gürtel. In London setzte er eben jenen Titel nun das erste Mal auf’s Spiel.

Seiner haushohen Favoritenrolle sollte Lawrence Okolie am Ende vollkommen gerecht werden, nachdem er seinem zwei Jahre jüngeren Herausforderer, Dilan Prasovic (15-1-0, 12 Ko’s), nicht den Hauch einer Chance ließ.

Schon im zweiten Durchgang schickte Okolie seinen Widersacher mit mehreren Kopftreffern auf die Bretter. In der dritten Runde beförderte der Titelverteidiger den hoffnungslos unterlegenen Prasovic mit einem linken Körperhaken wiederum in den Ringstaub.

Der Herausforderer ließ sich daraufhin auszählen (Zeit: 1.57 Min). Somit konnte Lawrence Okolie, der einen äußerst souveränen Auftritt lieferte, seine erste erfolgreiche Titelverteidigung bestreiten. Nun hofft Okolie auf einen baldigen Unification-Fight.

Heftiger KO in Runde 2: Callum Smith gelingt Comeback!

Ex-Supermittelgewichts-Weltmeister Callum Smith hat sich mit einem eindrucksvollen KO-Sieg zurück gemeldet! Der 31-jährige Brite knockte auf der „Joshua vs. Usyk“-Undercard seinen Widersacher, Lenin Castillo, in der zweiten Runde schwer aus.

Schock-Knockout: Smith macht kurzen Prozess!

Im Dezember des letzten Jahres musste Callum Smith (28-1-0, 20 Ko’s) die allererste Niederlage in seiner Profikarriere hinnehmen. Gegen Saul „Canelo“ Alvarez kam der damalige WBA-Champion zwar immerhin über die Runden, der WM-Gürtel im Supermittelgewicht war aber dennoch weg!

Eben jenen WM-Titel will sich der 31-Jährige nun zurückholen. Den Anfang machte Callum Smith Samstagabend in London, als er sich im „Joshua vs. Usyk“-Rahmenprogramm wieder seinen Fans im Ring präsentierte. Gegen den zwei Jahre älteren Lenin Castillo (21-4-1, 16 Ko’s) hatte der Ex-Weltmeister letztlich keinen allzu langen Arbeitstag zu verrichten.

Nach einer eher ereignislosen ersten Runde, in der Callum Smith dennoch die Oberhand hatte, folgte im zweiten Durchgang bereits das Ende des Kampfes. Mit einer „trockenen“ rechten Schlaghand – zum Kopf von Lenin – schickte Smith seinen Gegner zu Boden.

Lenin Castillo, der schwer benommen und minutenlang liegen blieb, musste schließlich von Sanitätern auf einer Trage aus dem Ring transportiert werden. Bleibt wohl nur zu hoffen, dass sich der Gast aus der Dominikanischen Republik von jenem heftigen Knockout schnellstmöglich erholen wird! Hingegen war es für Callum Smith, dem ein durchaus eindrucksvolles Comeback gelungen ist, der 28. Sieg – im 29. Profikampf.

Haro Matevosyan verteidigt IBF Intercontinental Titel – Jama Saidi neuer EBU EU-Meister

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
IBF-Intercontinentalmeisterschaft: Haro Matevosyan (GER) – Zino Meuli (SUI)
© Torsten Helmke

Es war ein eine rundum gelungene Box-Gala und endlich wieder vor Publikum. 198 Fans wurden zur Box-Gala im Agon Sportpark Triftal zugelassen. Wer keinen Einlass fand, verfolgte die Fights am Bildschirm, denn AGON übertrug einen kostenfreien Livestream auf ihren sozialen Medien und weiteren Streamingdiensten.

Erfolgreiche Box-Gala

Die von Matchmaker Hagen Doering zusammengestellte Fightcard hielt, was sie versprach: Krasse und spannende Fights. Bei dreien ging es um Meisterschaftsehren.

Im Hauptkampf des Abends verteidigte Haro Matevosyan seinen IBF Intercontinental Gürtel im Superweltergewicht gegen den Schweizer Zino Meuli. Meuli war in 14 Kämpfen ungeschlagen. Von Matevosyan gab es die erste Klatsche. Ex-Weltmeister Jack Cuclay sagte einen KO in Runde 5 voraus. Von der ersten Runde an war der IBF Champion der kampfbestimmende Mann im Ring. Mit nerviger, fast zermürbender Penetranz trieb Haro den Schweizer vor sich her, bis in der 3. Runde eine Kombination zum ersten Bodenkontakt und einem Cut am linken Auge des Kontrahenten führte.

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
IBF-Intercontinentalmeisterschaft: Haro Matevosyan (GER) – Zino Meuli (SUI)
© Torsten Helmke

Präzessionsarbeit made in Germany! Denn die rechten Führhände schlugen jetzt genau dort ein. Die Stimmung in der Halle steigerte sich im Durchgang 4, als Meuli sich bemüht wehrte. Doch in den nächsten 3 Minuten erhöhte Matevosyan den Druck und deckte sein Gegenüber variabel mit Kopf- und Körpertreffern ein. Der Alpenländer zeigte sich trotz klaffender Wunde robust. In Runde 8 ging Meuli erneut runter und gönnte sich 10 Sekunden. In der Rundenpause signalisierte die Ecke die Aufgabe! … Mission Titelverteidigung geglückt

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
EBU-Europameisterschaft: Jama Saidi (GER) – Howard Cospolite (FRA)
© Torsten Helmke

Ebenfalls im Superweltergewicht krönte sich Jama Saidi nach einem clever geführten Kampf gegen Howard Cospolite zum neuen EBU EU-Meister. Auch hier lag Jack Cuclay mit seiner Analyse richtig. Er prognostizierte ein Gefecht auf Biegen und Brechen. Cospolite war der erwartet ausdauernde Gegner mit Eisenschädel, doch Saidi behielt die Nerven und Übersicht. In Runde 2 blitzten bereits Jamas Fähigkeiten eines ausgezeichneten Konterboxers auf.

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
EBU-Europameisterschaft: Jama Saidi (GER) – Howard Cospolite (FRA)
© Torsten Helmke

Im 4. Durchgang trafen mehrere Körperhaken  den Franzosen, die noch ohne größere Wirkung blieben. Im 6. Durchgang wirkte jede Aktion des Düreners ad libitum und wie aus dem Lehrbuch. Dennoch blieb Cospolite mit heftigen Schwingern gefährlich. Doch die Angriffe des Franzosen verpufften und die gestochen scharfen Gegenangriffe zerlegten den ehemaligen französischen Meister nach Strich und Faden. Ein vollkommen ungefährdeter Sieg für das AGON Team.

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
EBU-Europameisterschaft: Jama Saidi (GER) – Howard Cospolite (FRA)
© Torsten Helmke

Halbschwergewichtler und Gastboxer Armenak Hovhannisyan, behielt gegen den Finnen Timo Laine die Oberhand und sicherte sich den WBA Continental Titel. Sein Feinschliff im AGON Gym hat im sichtlich gut getan, denn gegen den Finnen boxte er abgeklärt und ohne technische Defizite bis Runde 6. Vor allem Hovhannisyans Tempowechsel und flüssigen Kombinationen überzeugten. Der Finne blieb allerdings mutig und landete in Runde 3 durchaus Treffer.

Boxen: Agon Fightnight, Berlin, 24.09.2021
EBU-Europameisterschaft: Jama Saidi (GER) – Howard Cospolite (FRA)
© Torsten Helmke

In der 6. Runde öffnete sich über dem linken Auge von Laine ein Cut, den sein Team aber problemlos schließen konnte. In Runde 9 hatte der Finne seine Glanzrunde und erwischte seinen Gegner mehrmals am Körper. Dann wurde der Kampf zunehmend unsauberer, jeder suchte das schnelle Ende. Ab da schien der Kampf wieder offen. In Runde 12 gaben beide Kämpfe alles, wann an Reserven vorhanden war. Ein Fight mit Emotionen. Die Kampfrichter werteten 117-112, 119-109 und 116-112. Neuer WBA Champ wurde Armenak Hovhannisyan.

Erstmalig boxte Beke Bas auf einer AGON Veranstaltung. Marina Sakharov aus Frankreich hielt ab der ersten Runde gut gegen, kassierte ab der 2. Runde einige harte Aufwärtshaken und musste in der 5. Runde heftig einstecken. Beke ließ nichts mehr anbrennen und variierte ihre Kombinationen zunehmend treffgenauer und siegte mit 60-54 einstimmig!

In den weiteren Kämpfen bezwang AGONs Newcomer Alexander Müller vom Berge den Kroaten Hrvoje Bozinovic mit einem TKO in Runde 3. Nach einer ersten verhaltenen Runde wurde die Schlaghand des Berliners präziser und schlug mehrfach ein. In Runde 3 musste der Kroate angezählt und anschließend aus dem Kampf genommen werden.

Mittelgewichtler Thomas Piccirillo ließ sein Talent aufblitzen. Er erledigte seine Aufgaben gegen den Afrikaner Francis Tchoffo strategisch vorbildlich. Mit einer klaren Linie und ohne Schnick Schnack traf er von Runde zu Runde mit der Führhand zum Kopf und hatte die Geduld, den wilden Angriffen des Afrikaners mit harten Kontern zu begegnen. Nach 8 zermürbenden Runden für Tchoffo wertete die Jury einstimmig für den Kölner.

Die Gütersloherin Michelle Klich deklassierte Sonja Pilipovic aus Bosnien und Herzogowina, siegte in Runde 2 durch TKO und baute damit ihren Rekord auf drei Siege, davon 2 KO aus.

O-Töne zur Veranstaltung:

BDB Präsident Thomas Pütz: Wieder einmal eine rundum gelungenen Veranstaltung und vor allem endlich mit Publikum. Toll, dass AGON Schritt für Schritt sein Team an die Spitze heranführt. Wir dürfen hier wohl noch mit tollen Fights rechnen.

AGON-CEO Ingo Volckmann: Unser Konzept geht auf: Mit Geduld und Qualität an die Weltspitze! Das Trainerteam um Franquis Aldama, Jack Culcay und Björn Schicke leisten täglich super Arbeit. Jetzt wird es Zeit, den ersten Titelkampf um eine Weltmeisterschaft zu liefern.

AGON Sportmanager Dr. Strickrodt: Wir bauen weiterhin am Erfolg mit Hartnäckigkeit, Professionalität und Ehrgeiz. Schließlich sind wir angetreten, der erfolgreichste Boxstalls Deutschlands zu werden. Mit diesem Potential können wir das erreichen!

AGONS neues Schwergewicht Granit Shala: Ich bin sehr stolz, Mitglied dieses geilen Teams zu sein und freue mich auf meinen ersten Auftritt in wenigen Wochen unter der Flagge der AGON Sports & Events.

Vor „Joshua vs. Usyk“: SO tippen Axel Schulz und Jürgen Brähmer!

Nur noch wenige Stunden: Heute Abend steigen Schwergewichts-Weltmeister Anthony Joshua und Ex-Cruisergewichts-Herrscher Oleksandr Usyk zum heiß-ersehnten Duell in den Ring. Kurz vor jenem WM-Kracher im „Tottenham Hotspur Stadium“ (live auf DAZN ab ca. 19:00 Uhr) sprach BOXEN1 mit den beiden deutschen Box-Stars Axel Schulz und Jürgen Brähmer.

Schulz: „Physische Vorteile bei Joshua“ – Brähmer: „Usyk ist der bessere Boxer“

Die Boxfans dürfen sich auf einen echten WM-Kracher freuen, wenn heute Abend Titelverteidiger Anthony Joshua (24-1-0, 22 Ko’s) und Herausforderer Oleksandr Usyk (18-0-0, 13 Ko’s) um die IBF/WBA/WBO-WM im Schwergewicht aufeinandertreffen werden. In den Wettbüros sieht man bisher den 31-jährigen Joshua als Favoriten.

Foto: Matchroom Boxing

Allerdings sind sich Experten und Fachjournalisten hinsichtlich jener Favoritenrolle immer noch nicht ganz einig. Während die einen den amtierenden Champion als künftigen Sieger sehen, tippen andere auf den 34-jährigen Oleksandr Usyk, der einst alle vier WM-Gürtel im Cruisergewicht sein Eigen nennen durfte.

BOXEN1 fragte dieser Tage bei zwei deutschen Box-Stars nach! Einer, der in seiner aktiven Laufbahn selbst dreimal um die Schwergewichts-WM geboxt hat, ist Axel Schulz. Der 52-jährige Unternehmer sieht die Vorteile klar auf der Seite des britischen Weltmeisters. Schulz: „Ich denke, dass es Joshua machen wird. Er hat deutliche Vorteile im physischen Bereich!“

Der einstige Publikumsliebling will den ukrainischen Herausforderer jedoch nicht völlig abschreiben. „Usyk hat definitiv große boxerische Fähigkeiten. Im Schwergewicht ist ja ohnehin immer alles möglich! Aber ich gehe davon aus, dass Anthony Joshua wegen seinen Reichweitenvorteilen die Oberhand hat. Daher tippe ich auf einen vorzeitigen Sieg zugunsten von Joshua. Aber ich freue mich sehr auf diesen (hoffentlich) spannenden Kampf!“, so Axel Schulz.

Jürgen Brähmer/ Foto: ©Andreas Barth/BOXEN1.com

Etwas anders sieht es hingegen Jürgen Brähmer. Der frühere zweifache Halbschwergewichts-Weltmeister traut Oleksandr Usyk den WM-Triumph zu! Brähmer: „Das ist ein ausgesprochen interessantes Duell und es ist schwierig, einen deutlichen Favoriten zu bestimmen! In boxerischer Hinsicht sehe ich Usyk klar im Vorteil. Er hat ja bereits als Amateur mehrfach gegen größere und physisch stärkere Gegner im Ring gestanden.“

Der 42-jährige Schweriner boxt, wie auch Usyk, ebenso in der Rechtsauslage. Brähmer tippt daher auf einen Usyk-Sieg. „Wenn er seine boxerischen Qualitäten nutzen kann, wird er klar gewinnen.“, so Brähmer.