Weltmeisterin Fabiana Bytyqi, Schwergewichtler Tomas Šálek und Trainer Lukáš Konečný haben ihre Corona-Infektion überstanden und sind als gesund erklärt worden.
SES Boxing- „Team Czech Republic“ als gesund erklärt
Es gibt auch gute Nachrichten in dieser Zeit, diesmal aus Usti nad Labem / Tschechien: die drei Mitglieder des dort trainierenden SES Boxing- „Team Czech Republic“ sind jetzt als gesund erklärt worden. Nach ihrer Infektion mit dem Corona- / Convid 19-Virus konnten alle, nach zum Glück nur leichten Symptomen, nun über Ostern die beruhigende Nachricht von jeweils zwei negativen Tests aufnehmen. Über drei Wochen in Quarantäne und in der Ungewissheit des Verlaufes sind nun vorbei.
Unter den auch in Tschechien gültigen Auflagen und Beschränkungen werden WBC-Weltmeisterin Fabiana Bytyqi und Schwergewichtler Tomas Šálek nun vorsichtig mit Trainer Lukáš Konečný die athletische Vorbereitung auf hoffentlich baldige Wettkämpfe wieder aufnehmen.
Schattenboxer – das ist Hinterhof. Das ist die Farbschicht, die von Betonwänden abblättert, an denen verblichene Bilder gerne einfach durch neue Bilder ersetzt werden.
Schattenboxer – Die Geschichte von Michele Aboro
„Du bist nicht vermarktbar.“
Boxen ist ein schmutziger Sport, jedenfalls dort, wo es um Geld geht. Die Strukturen sind undurchsichtig, das Personal ist zwielichtig, und die Leute, die das Sagen haben, sind überwiegend Männer. Es ist eine Welt aus Machogehabe und Ganoventum. Dies musste die farbige Michele Aboro am eigenen Leib erfahren.
Aufgewachsen war die gebürtige Britin in einem südlichen Stadtteil Londons in bescheidenen Verhältnissen zusammen mit sechs Geschwistern. „Peckham hatte einen üblen Ruf. Die Polizei hielt sich lieber fern“, erzählte Aboro in ihrer Biographie. Aber tatsächlich sei das Zusammenleben dort sehr nachbarschaftlich gewesen. „Trotzdem sind solche Orte ein Ansporn. Du bekommst Hunger auf etwas Besseres.“
Diesen Hunger stillte sie mit Kampfsport und holte im Thai- und Kickboxen sämtliche Meistertitel in ihrer Gewichtsklasse, die es zu gewinnen gab. Als sich keine Gegnerinnen mehr fanden, wechselte die Ausnahmeathletin 1995 zum Profiboxen. Auch hier kämpfte sie sich unaufhaltsam empor, wurde Champion und war ungeschlagen. Doch das allein sollte nicht reichen.
Für Aboro lauerten die gefährlichsten Gegner vor allem außerhalb des Rings. „Die Nummer eins im Boxen ist das Marketing. Firmen wollen Sportler in eine individuelle Illusion, eine Traumfigur für Herrn oder Frau Norm verwandeln“, analysierte die bekennende Lesbe Mitte 2000 freimütig in einem Interview. „Ich bin eine Athletin und kein Playmate. Meine Hautfarbe ist ein Problem. Meine Sexualität ist ein Problem. Ethnizität ist ein Problem.“, kritisierte Aboro weiter. „Solange Du all das versteckst, ist es in Ordnung. Aber das kann und will ich nicht. Ich weiß, wer ich sein will und wer ich bin. Und nun habe ich ein großes Problem.“
Dieses Problem versetzte der Boxerin 2001 den Knockout. Plötzlich und unerwartet beendete Aboros damaliger Arbeitgeber, die Universum Box Promotion, ihren Vertrag. Für Aboro war das ein Schock. Sie forderte eine Begründung für die Kündigung und bekam nur zu hören, dass sie für ihren Arbeitgeber und dem Programmsender ZDF im Fernsehen nicht zu vermarkten sei. Vor Gericht setzte sie sich dagegen zur Wehr, doch am Ende ohne Erfolg. Nach jahrelangem Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht bis hoch zum Europäischen Gerichtshof war sie es leid. Sie warf das Handtuch.
„Ich habe geklagt, um Arbeitsrechte einzufordern. Auch für andere Boxer. Wir sind keine Sklaven. Doch irgendwann erkannte ich, dass mein Kampf sinnlos ist“, begründete Aboro ihre Entscheidung den Rechtsstreit nicht mehr fortzuführen. Sie hängte die Boxhandschuhe als ungeschlagene WIBF-Weltmeisterin im Superbantamgewicht an den Nagel, widmete sich neuen Herausforderungen.
Heute lebt Michele Aboro in den Niederlanden und China und unterrichtet Kampfsportler und Kampfsportlerinnen in ihren eigenen Fitness-Studios in Zaandam und Shanghai.
Im heutigen Video geht Zwischen den Runden – Der Boxtalk den derzeitigen Entwicklungen im Boxsport nach, genauer gesagt wie die Veranstalter planen die Corona-Krise zu überwinden.
Wie weit werden die Box-Promoter gehen?
Vor etwa einem Monat ist der Boxsport global zum Stillstand bekommen. Hinter den Kulissen basteln Promoter und TV-Sender aber schon fleißig an Wegen, um schon in näherer Zukunft wieder Veranstaltungen übertragen zu können. Ob die Verantwortlichen sich auch obskuren Ideen wie denen von UFC-Präsident Dana White bedienen werden, ist noch unklar, aber keineswegs auszuschließen. Sehen wir demnächst vielleicht Boxkämpfe auf Privatinseln oder sonstigen exotischen Locations? Die Realität erscheint derzeit absurder als die Fiktion.
Der ehemalige Weltmeister in fünf Gewichtsklassen, Floyd Mayweather Jr, denkt über eine Karriere als Boxtrainer nach. Videos zeigen ihn mit seinem Sohn und Neffen während des Boxtrainings.
Mayweather: Ich verspreche euch, dass ich einer der besten Trainer der Welt sein werde!
Im September 2015 bestritt Floyd Mayweather Jr. seinen letzten WM-Kampf, verkündete sein Karriereende und kam 2017 noch einmal für einen Kampf gegen UFC-Weltmeister Conor McGregor zurück. „Money“ verdiente erneut Multimillionen, schickte McGregor über 10 Runden zur Schule und spielte knappe 30 Minuten mit ihm, ehe er durch TKO gewann und seinen Kampfrekord auf 50-0 bei 27 KOs ausbaute.
Seitdem gab es immer mal wieder Gerüchte um einen erneuten Box-Kampf (vom stattgefundenen Showfight mit dem Japaner Tenshin Nasukawa mal abgesehen), doch im Ring sah man Mayweather, der Weltmeister in fünf Gewichtsklassen war, nicht. Der ehemalige P4P-Beste und selbsternannte „TBE“ (The Best Ever) könnte nun allerdings in die Fußstapfen seines erst kürzlich verstorbenen Onkels Roger Mayweather treten, wie er selbst sagte. Dieser war, wie Floyd auch, erfolgreicher Profiboxer und Weltmeister, ehe er seine Trainerlaufbahn einschlug und seinen Neffen in 34 von 50 Kämpfen vorbereitete.
Auf Instagram tauchten von Mayweather Jr. mehrere Videos auf, in denen er seinem Sohn Koraun und seinem Neffen Chris die Box-Basics näherbrachte. In der Videounterschrift von einem dieser Videos schrieb er auch, dass er „der beste Boxtrainer der Welt“ werden wolle.
„Wie viele von euch wissen, hatte ich unglaubliche Trainer, darunter auch mein Vater und mein Onkel. Durch den kürzlichen Tod meines Onkels Roger habe ich mich inspiriert gefühlt, den Menschen um mich herum genauso zu helfen, wie sie während meiner gesamten Boxkarriere für mich da waren“, erklärte Mayweather.
„In einer Zeit, in der wir uns von anderen distanzieren müssen, wurde es mir ermöglicht, darüber nachzudenken, wie ich im Leben der Menschen etwas verändern und ihnen helfen möchte, ihre Ziele zu erreichen“, so Mayweather. „Ein echter Trainer will das Beste aus seinem Kämpfer herausholen und drängt ihn dazu, das Beste aus seinen Fähigkeiten zu machen.“
„Ich möchte bei den Menschen um mich herum einen Eindruck hinterlassen und ihnen ermöglichen, ihr Potenzial zu erkennen. Ich bin neu im Training und bisher habe ich mit Menschen ohne Boxerfahrung gearbeitet, deshalb wachsen wir zusammen. Aber ich verspreche euch, dass ich einer der besten Trainer der Welt sein werde.“
Die Boxfans müssen wegen der Corona-Krise zurzeit noch ausharren. Doch in einigen Monaten steht (womöglich) der nächste Box-Leckerbissen vor der Tür! Wie BOXEN1 aus US-Insiderkreisen erfahren hat, sollen die Verhandlungen hinsichtlich des dritten Gefechts zwischen Saul „Canelo“ Alvarez und Gennady Golovkin bereits an Fahrt aufgenommen haben.
Canelo-Coach Reynoso: „Golovkin wird KO gehen!“
Am 2. Mai sollte es für Canelo Alvarez (53-1-2, 36 Ko’s) eigentlich zum ersten Wettkampfeinsatz für dieses Jahr kommen. Zum traditionellen „Cinco de Mayo“ war ein WM-Fight gegen WBO-Supermittelgewichts-Champion Billy Joe Saunders geplant. Jedoch macht die aktuelle Corona-Pandemie jenen derzeitigen Termin-Wünschen einen großen Strich durch die Rechnung.
Momentan wird in US-Fachmedien darüber spekuliert, dass das Team um den 29-jährigen mexikanischen Box-Superstar nach einem anderen Master-Plan greift! So soll es am 12. September zum dritten Gefecht zwischen Canelo Alvarez und Gennady Golovkin kommen. Jenes Datum steht bereits seit einiger Zeit im Raum. Wie BOXEN1 aus US-Insiderkreisen weiß, stehen die beiden gegnerischen Teams weiterhin in „Verhandlungs-Kontakt“.
Als Austragungsort hatte man das AT&T-Stadion in Texas (USA) in Erwägung gezogen (BOXEN1 berichtete). Über den genauen Verhandlungs-Stand lässt sich bisher ohnehin nur spekulieren. Fakt ist: Es gibt einen Termin und es besteht Kontakt zwischen den Managements der beiden Boxer. Jenes Vorhaben soll vom Streaming-Partner DAZN „wohlwollend“ unterstützt werden.
Einziges Problem könnte allerdings die IBF-Pflichtverteidigung von Gennady Golovkin (40-1-1, 35 Ko’s) darstellen, der eigentlich zunächst gegen den Polen Kamil Szeremeta in den Ring steigen sollte. Möglicherweise ist die IBF (International Boxing Federation) gnädig und gestattet eine Sondererlaubnis. Andernfalls müsste der 38-jährige Golovkin seinen WM-Titel niederlegen.
Vom wirtschaftlichen und sportlichen Gesichtspunkt her, wäre das Zustandekommen von „Canelo vs. Golovkin – Part III“ nur allzu logisch! Canelo-Coach Eddy Reynoso gab jedenfalls gegenüber Journalisten bereits jüngst eine Prognose ab: „Canelo wird Golovkin ausknocken – Versprochen!“
Das, was Hearn derzeit wohl in seiner Karriereleiter noch fehlt, wäre ein „Undisputed Champion“ im Schwergewicht: Anthony Joshua. Der Olympiasieger von London 2012, der Klitschko einen gigantischen Kampf lieferte, seine Titel mehrfach verteidigte, zwischendurch aber ausgerechnet an Andy Ruiz Jr. kurzerhand scheiterte, soll gegen Landsmann und WBC-Champion Tyson Fury in den Ring steigen. Dem Sieger würde der Status als vereinigter Weltmeister winken und die wohl größte Börse seiner Karriere.
Dass der Kampf zwischen den beiden britischen Ausnahme-Schwergewichten und Weltmeistern nicht nur im Vereinigten Königreich für Rekorde sorgen würde, weiß auch Hearn. Doch der Kampf, der nicht vor 2021 kommen wird, könnte vermutlich nicht in Großbritannien stattfinden. „In einer idealen Welt würde jeder sagen, es wird ein Kampf in London“, so Hearn zum „Evening Standard“. „Wenn er im Dezember, Januar oder Februar kommt, kann man das in London aber nicht wirklich machen. Also hätte man den ersten Kampf im Nahen Osten oder vielleicht in den Staaten und den zweiten in Wembley. Oder, wenn sich der erste Kampf auf den Sommer verschiebt, dann erst in Wembley.“ Richtig gelesen: Hearn will zwei Duelle.
Hearn: Joshua wäre Underdog im Kampf gegen Fury
Doch bevor der wohl größte Schwergewichtskampf, wenn nicht gar der größte Boxkampf der jüngeren Geschichte des Sports über die Bühne gehen kann, müssen sowohl Joshua als auch Fury vorerst anderen Verpflichtungen nachgehen. Der vereinigte Weltmeister nach Version der IBF, IBO, WBA und WBO sollte im Juni auf „Kobra“ Kubrat Pulev treffen. Der Termin wurde mittlerweile aufgrund der Corona-Pandemie verschoben, zwischenzeitlich Stand Ende Juli als Nachholtermin zur Debatte. Eine Äußerung seitens Promoter Matchroom blieb bisher aus.
Fury hingegen soll im Oktober zum dritten Mal auf US-KO-Monster Deontay Wilder treffen, der nach seiner vorzeitigen Niederlage vor gut 1,5 Monaten die Rückkampfklausel zog. Auch dieser Kampf sollte im Sommer über die Bühne gehen, allerdings war auch hier der Juli nicht zu halten. Nun sollen beiden im Oktober, hoffentlich zum letzten Mal, erneut aufeinandertreffen.
Sollten die zwei Champions erfolgreich aus ihren nächsten Aufgaben kommen, so würden sie dann mit großer Wahrscheinlichkeit gegeneinander antreten. Fury steht indes bereits im Vorfeld als Favorit bei den Quotenmachern fest. Und auch Joshua-Promoter Hearn bescheinigt seinem Schützling die Außenseiter-Rolle, jedoch nicht im negativen Sinn: „Die meisten Buchmacher sehen Fury im Vorteil“, sagte Hearn. „Das ist großartig für Joshua, da er seine ganze Karriere damit verbracht hat, dass jeder annahm, er würde gewinnen. Jetzt ist er der Außenseiter und das liebt er.“
„Wir werden Fahnenträger brauchen, die sagen, dass Großbritannien zurück ist und man braucht ikonische britische Ereignisse – und Joshua ist zu einem Ereignis geworden“, so Hearn weiter. „Er wird das Boxen wieder aktivieren und Großbritannien wird mit einem Knall zurückkommen.“
In einem Interview bestärkte WBA Super Champion Dmitry Bivol (17-0-0, 11 KOs) sein Interesse an einem Duell mit Mexikos Superstar Canelo Alvarez (53-2-1, 36 KOs).
Bivol: „Ich weiß, dass ich ihn schlagen kann!“
Die Liste derer, die gegen Saul Canelo Alvarez in den Ring steigen wollen, wird länger und länger. In den letzten Wochen wurden Gerüchte laut, dass man auf Seiten von DAZN noch in diesem Jahr ein drittes Aufeinandertreffen zwischen dem Mexikaner und Gennady Golovkin will, doch nun hat sich ein weiterer Kandidat in die Diskussion eingeschaltet. Die Rede ist von Dmitry Bivol, seines Zeichen Super Champion der WBA im Halbschwergewicht. Der ungeschlagene Russe wäre für einen Kampf gegen Canelo gar bereit eine Gewichtsklasse hinunterzugehen.
„Ich weiß, dass mein Team und Golden Boy Promotions diese Option bereits diskutiert haben und wir bereit sind diesen Kampf auf einer vernünftigen finanziellen Grundlage zu machen. Mein Team weiß, dass anders als viele andere mein Ziel nicht das große Geld ist, sondern dass ich die besten Boxer der Welt herausfordern möchte. Ich weiß, dass ich ihn schlagen kann, die wahre Belohnung kommt dann nach dem Kampf“, so Bivol.
Der 29-Jährige stand zuletzt im Oktober im Ring, als er Lenin Castillo problemlos nach Punkten bezwingen und seinen WM-Titel zum fünften Mal erfolgreich verteidigen konnte. Neben einem lukrativen Kampf gegen Canelo stünde für ihn auch die Option offen, gegen Landsmann Artur Beterbiev in den Ring zu steigen. Dieser hält die Titel der IBF und WBC, es wäre also für Bivol die Chance, gleich drei Gürtel mit nach Hause zu nehmen.
Für Canelo hingegen wäre ein Duell mit Bivol vermutlich nicht die erste Wahl. Neben der Beendigung der Trilogie gegen Golovkin steht für ihn auch Billy Joe Saunders als möglicher Gegner bereit. Der Brite hält den WBO-Titel im Super-Mittelgewicht und wäre aufgrund seiner auch durch zweifelhafte Aktionen außerhalb des Rings hervorgerufenen Bekanntheit wohl interessanter. Um sich ernsthaft ins Gespräch zu bringen, müsste Bivol wohl dauerhaft ins Super-Mittelgewicht runter.
Das prestigeträchtige Weltergewicht steht vor einem Wandel. Im neuen Video von Zwischen den Runden – Der Boxtalk geht es um die Frage, wer die neuen Stars der Gewichtsklasse werden könnten.
Frischer Wind
Von Sugar Ray Robinson über Sugar Ray Leonard bis hin zu Oscar De La Hoya: das Weltergewicht ist seit jeher die Gewichtsklasse, in der die Superstars des Boxsports zu finden sind. Auch in der Gegenwart sind mit Errol Spence, Terrence Crawford oder Altmeister Manny Pacquiao illustre Namen in der Division bis 66,678 kg aktiv. Doch sie alle haben die 30 zum Teil deutlich überschritten und gehen tendenziell eher auf die letzten Jahre ihrer Laufbahn zu. Dementsprechend lohnenswert ist ein Blick auf mögliche neue Gesichter, die in die Fußstapfen der etablierten Stars treten könnten.
Mit meinen neuen Partnern haben wir uns zusammengesetzt und eine Strategie für einen großen Titelkampf entwickelt.
Auf dieses Gespräch habe ich mich gefreut, denn Artur Mann, 29, Profiboxer, ist ein Gesprächspartner der niemals seine Ruhe verliert. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir beide aus Niedersachsen kommen und er als Hannoveraner und ich als gebürtiger Celler faktisch Nachbarn waren. In Zeiten der Corona-Krise hat sich AGON Sports & Events Neuzugang an Telefoninterviews gewöhnt, an seine Niederlage im Kampf um die Cruiser-Weltmeisterschaft mittlerweile auch.
Artur, Corona hat den Trainingsbetrieb in allen Boxställen lahmgelegt. Wie hältst du dich fit?
Ich bin in den letzten Wochen so viel gelaufen, wie nie zuvor. Ich ziehe mir direkt nach dem Aufstehen die Trainingsschuhe an. Wenn ich starte, sind kaum Menschen unterwegs, was in Zeiten von Corona gut ist. Ich laufe zwischen sechs und acht Kilometer, je nachdem wie anspruchsvoll meine zweite Trainingseinheit wird.
Die wäre?
Eine Stunde Kondition bolzen auf dem Spinning Rad und danach mit Schattenboxen auf dem Balkon auspowern.
Schattenboxen auf dem Balkon? Bleiben die Leute schon stehen?
Noch nicht, aber ich glaube, wenn es draußen heller wird, dass sie das dann tun werden. Schattenboxen auf dem Balkon ist halt ein ungewohntes Bild in Hannover. Irgendwie hat das was von Rocky. (Artur lacht)
Du hast 18-jährig, also sehr spät mit dem Boxen begonnen. Bereust du das heute?
Nein, auf keinen Fall. Ich hätte meine Kindheit und Jugend sonst nicht so erlebt, wie ich sie erlebt habe. Mit tiefen Freundschaften und dem Zusammenhalt in meiner Familie, mit meiner Mutter, meinem Onkel und meiner Oma.
Ich kenne einige, die wegen einer vielversprechenden Amateurkarriere in Sportinternate gewechselt sind und dafür ihr gewohntes Leben aufgegeben haben. Freunde und Familie waren nicht mehr für sie da, denn die Sportinternate waren zumeist weit weg von ihrem Zuhause.
Immer im Internat oder auf Veranstaltungen. Der eine oder andere ist daran zerbrochen und hat mit dem Boxen aufgehört, trotz allem Ruhm. Wer weiß, ob ich nicht auch verbrannt wäre, hätte ich mit zehn, statt mit 18 angefangen zu boxen. Kurzum, ich bin über den Verlauf meiner Kindheit sehr glücklich.
Wie verbringst du deine trainingsfreie Zeit?
Zurzeit liegen „Mensch ärger dich nicht“ und UNO ganz hoch im Kurs bei meiner Frau Viktoria, meinem Sohn Artjom und mir. Im UNO ist Artjom, trotz seiner drei Jahre, ein Profi. Verlieren ist nicht sein Ding. Dann kann es sein, dass er schon mal aufdreht.
Also ganz der Papa?
Um Gottes Willen! In seinem Alter war ich ein ganz ruhiges und braves Kind. Da kannst du meine Mutter fragen. Zu meiner Oma hatte ich ein ganz besonderes Verhältnis. Ich war immer ihr Liebling. Im Gegensatz zu mir, ist Artjom ein kleiner Racker. (Artur lacht) Das hat er bestimmt von Viktoria.
Und sonst?
Und sonst gehe ich Viktoria auf die Nerven, weil ich die Hausarbeit für mich entdeckt habe. Ich bin ein richtiger Putzteufel geworden, sehe immer wieder in Ecken, die schmutzig sein könnten. Mittlerweile ist unser Geschirrspüler mein bester Kumpel.
Du hast bisher nur eine Niederlage einstecken müssen. Wie sehr nagt die an Dir?
In Südafrika habe ich im Kampf um die IBO Cruiser-WM gegen Kevin Lerena verloren. Die Niederlage war schwer zu verdauen und das nicht, weil sie bis jetzt meine einzige im Profiboxen war. Verlieren gehört zum Sport, genauso wie das Siegen. Das ist mir vollkommen klar. In Südafrika hatte einfach nichts zusammengepasst. Lerena war am Kampftag besser als ich. Punkt. Und Boxen ist nun mal kein Fußball, wo du ausgewechselt wirst, wenn es einmal nicht läuft.
Was planst Du für die Zukunft?
Natürlich Titelangriff. Mit meinen neuen Partnern haben wir uns zusammengesetzt und eine Strategie für einen großen Titelkampf entwickelt. Die sah eigentlich vor, dass ich dieses Jahr noch zwei- oder dreimal boxen sollte, mit dem Ziel, um einen kleineren Gürtel zu kämpfen. EU- oder Europameisterschaft oder vielleicht um einen „International“. Trotz Corona, der Plan bleibt bestehen. Nur der Angriffszeitpunkt könnte sich verschieben.
Was fehlt dir in diesen Krisenzeiten am meisten?
Ganz klar das Boxen. Als ich früher täglich im Gym war, ist mir gar nicht aufgefallen, wie sehr ich diesen Sport liebe. Es ist irgendwie zur Gewohnheit geworden. Jetzt, wo ich das nicht mehr habe, weiß ich erst, wie sehr mir das Boxen fehlt. Ich könnte heulen, wenn ich mir Trainingsvideos von den Jungs und mir anschaue, wie wir am Sandsack arbeiten oder im Sparring stehen.
Wir müssen diesen Virus so schnell wie möglich besiegen. Deshalb bitte ich alle: Haltet euch an die Regeln!
Der Brite Tyson Fury entthronte den bis dato ungeschlagenen Deontay Wilder vor über einem Monat. In einem jüngsten Interview stichelte der WBC-Weltmeister nun erneut Richtung Ex-Champion.
„Man muss das Heu machen, solange die Sonne scheint“
Am 22. Februar konnte sich der britische Schwergewichtler Tyson Fury im Rematch erfolgreich gegen den bis dato ungeschlagenen WBC-Weltmeister Deontay Wilder durchsetzen. Im MGM Grand in Las Vegas brachte Fury den KO-König Wilder sieben Runden lang zur Schule, prügelte ihn durch den Ring und schlug ihn zweimal zu Boden, ehe der Referee das Duell abbrach. Fury stieg damit zurück auf den Schwergewichts-Thron und sicherte sich jenen Titel, den er noch nicht besaß: den grün-goldenen WBC-Weltmeistertitel.
Schon im ersten Duell, was mit einem sehr umstrittenen Unentschieden endete, konnte sich Wilder laut vieler Experten nur wenige Runden sichern – vor allem die, in denen er Fury auf die Bretter schickte. Umso verwunderlicher war es dann für den „Gypsy King“, dass Wilder die vertraglich vereinbarte Rückkampfklausel, die ihm die Trilogie zusichert, gezogen hat. „Ja, ich war überrascht, dass er den Rückkampf angenommen hat, denn es war ein einseitiger Kampf. Er hat keine Sekunde dieses zweiten Kampfes gewonnen, aber Boxen ist es ein kurzes Spiel und eine kurze Karriere, und es gibt ein altes Sprichwort – ‚Wir müssen Heu machen, solange die Sonne scheint'“, so Fury gegenüber talkSPORT im Interview.
? “I was surprised [he took the fight].”
?♂️ “For Wilder, at the age of 34, how many big fights are out there for him?”
Fury: Wilder will die Trilogie nur des Geldes wegen!
Für Tyson Fury, der einst Klitschko nach 10 Jahren Schwergewichts-Regentschaft „stürzte“ und ungeschlagen ist, steht fest: Wilder will den Rückkampf nur der Millionen wegen. „Und für Deontay Wilder im Alter von 34 Jahren, wie viele große Kämpfe gibt es da draußen noch für ihn nach dieser Dominanz? Ich kenne die persönlichen Umstände des Mannes nicht, aber nach dem, was ich von diesen amerikanischen Kämpfern und Sportlern gesehen habe, leben sie immer den Lebensstil eines Rockstars, auch wenn sie keine Rockstars sind.“
Fury weiter: „Sie machen ziemlich schnell eine Menge Geld. Schauen Sie sich Mike Tyson an, er hat eine Milliarde Dollar oder was auch immer gemacht. Ich bin also sicher, dass das Geld die verlockende Seite ist. Ich glaube nicht, dass es verlockend ist, da reinzugehen und eine absolute Tracht Prügel zu erhalten, wie er sie zuvor bekam. Aber er wäre durch die Menge an Geld, die er erhalten würde, in Versuchung, weil er sie ziemlich schnell bekäme. Ich glaube, das ist der Grund, warum er den Kampf annimmt, wegen des Geldes.“
„Gypsy King“ enttäuscht von Wilders Leistung im zweiten Kampf
Im Interview mit talkSPORT zeigte sich Fury außerdem sehr enttäuscht über Wilders Leistung und stichelte damit erneut Richtung Ex-Champion. Fury habe sich auf den besten Boxer des Planten vorbereitet, wurde dann aber keineswegs gefordert: „Um ehrlich zu sein, war ich sehr enttäuscht über die Herausforderung, die Deontay Wilder darstellte. Ich habe für zwölf Runden in jedem möglichen Tempo trainiert. Ich bin in zehn Wochen Trainingslager durch die Hölle gegangen. Ich habe mich auf den besten Kämpfer des Planeten vorbereitet, den gefährlichsten Puncher, den die Erde jemals sah.“
Stattdessen war das zweite Duell mit dem ‚Bronze Bomber‘ aus den USA einer der einfachsten Kämpfe seiner Karriere gewesen, so Fury weiter. „Der Typ war Schwergewichts-Weltmeister. Er hatte seinen Titel zehnmal verteidigt und jeden einzelnen seiner Gegner ausgeknockt. Und dann trifft er auf einen wie mich, ich bin eigentlich ein Konterboxer, ein meisterhafter Techniker, und wird von mir in ein paar Runden komplett zerstört.“
Der dritte Kampf der beiden sollte ursprünglich am 18. Juli steigen. Durch die Corona-Pandemie soll das Kampfdatum nun jedoch auf Oktober gelegt werden.