So verlief das Viertelfinale des Millionen $-PrizeFighter Turniers

Start des 1 Millionen $-PrizeFighter Turniers am Montag.

Das Boxen hat ein neues, millionenschweres Profiturnier. Am Montag erfolgte in Japan das Viertelfinale, das auf DAZN zu sehen war.

Am Montag war es endlich soweit. Das PrizeFighter-Turnier fand nach einer Verschiebung endlich seinen Startschuss. Ursprünglich war geplant, dass das neue millionenschwere Turnier im Profiboxen am 31. März seinen Auftakt erfährt, doch dies musste verlegt werden. Am Montag, den 15. Juli, war es dann endlich soweit. Die vier Viertelfinalpaarungen wurden in der Yamato Arena in Suita, Japan, ausgefochten.

Doch was ist dieses PrizeFighter-Turnier überhaupt? Vor einigen Jahren hat Matchroom Boxing solch ein Format ins Leben gerufen, bei dem sich acht Boxer an einem Abend im Turniermodus gegenüberstanden. Insgesamt bis zu drei Kämpfe wurden jeweils bestritten, der Sieger erhielt 80.000 Pfund. Nun wollte man im Jahr 2024 das PrizeFighter-Turnier im großen Stil neu aufziehen. Matchroom Boxing verpflichtete acht hungrige Mittelgewichte, die sich für Ruhm und Geld im Turniermodus stellen. Dem Sieger winkt ein Preisgeld von über 1 Million Dollar, was eine mehr als reizvolle Gage bedeutet.

Turniere erfreuen sich im Boxen großer Beliebtheit. Wer denkt beispielsweise nicht gerne an die WBSS von Kalle Sauerland zurück? Zwar hat das Teilnehmerfeld von PrizeFighter noch nicht dieses Niveau, aber dem Sieger winkt eine hervorragende Ausgangssituation in einer momentan doch ziemlich schwach besetzten Division. Grund genug also, einen näheren Blick auf das internationale Boxturnier zu werfen: Was war im Viertelfinale geboten?

Japanischer Meister befindet sich im Halbfinale

Riku Kunimoto setzt sich im Rematch gegen Eiki Kani durch.

Der Hauptkampf in Suita war das Rematch zwischen Riku Kunimoto (12-1) und Eiki Kani (8-5-3). Kunimoto gehört zu den spannendsten Japanern im Mittelgewicht und ist auch amtierender nationaler Mittelgewichtschampion. Im PrizeFighter-Turnier möchte er nun seinen internationalen Durchbruch schaffen. Gegen Kani boxte er bereits am 31. März und verteidigte erfolgreich seinen Meistertitel. An diesem Datum hätte schon das Turnier starten sollen, wurde jedoch verschoben. Da man Kani wohl die Teilnahme am millionenschweren Turnier nicht vorenthalten wollte, entschied man sich, ihn weiterhin im Teilnehmerfeld zu belassen. Dies führte also zum direkten Rematch, was rein sportlich betrachtet nicht sonderlich sinnvoll erscheint.

Kunimoto war Favorit im Kampf und unterstrich dies von Beginn an. Immer wieder lud er Kombinationen zum Körper ab und setzte Kani somit zu. In Runde 3 gab es dann überraschenderweise einen Schreckmoment für den Champion. Kani kam satt durch und Kunimoto wirkte etwas angeschlagen. Sofort begriff Kani diese Chance und setzte entschlossen nach, bekam aber Kunimoto nicht zu Boden. Es sollte am Ende die letzte Chance für ihn gewesen sein, denn in der nächsten Runde war es wieder Kunimoto, der harte Akzente setzte. Kani wirkte zwei Minuten angeschlagen und versuchte nur irgendwie zu überleben. Der Abbruch lag in der Luft, und in Runde 5 sollte dieser dann auch stattfinden. Kunimoto gab weiterhin Gas und Kani war direkt wieder angeschlagen. Der Ringrichter hatte genug gesehen und nahm den tapferen Kani frühzeitig in der fünften Runde aus dem Kampf.

Damit steht Kunimoto im Halbfinale und hat durch den Kampf mindestens 200.000 Dollar verdient. Neben dem Siegesbonus von 100.000 Dollar erhielt er auch für den vorzeitigen Erfolg zusätzliche 100.000 Dollar, die sich mehr als sehen lassen.

Nächster Japaner steht im Halbfinale

Kazuto Takesako setzt sich gegen Mark Dickinson durch.

In der Viertelfinalpaarung Kazuto Takesako (17-2-1) gegen Mark Dickinson (6-1) stand der dritte und letzte Japaner des Teilnehmerfeldes im Ring. Takesako gilt als powervoller Actionfighter, was er in diesem Kampf auch eindrucksvoll unter Beweis stellte. Dickinson hingegen hat erst 6 Profikämpfe zuvor bestritten und war eine der Unbekannten des Turniers. Mit 1,88 m misst er jedoch eine beachtliche Physis für die Gewichtsklasse und war natürlich nicht zu unterschätzen. Die Frage stellte sich, wie der Kampf wohl verlaufen würde. Für Dickinson wäre es wohl die richtige Taktik gewesen, Takesako auf Distanz zu halten, doch es sollte gänzlich anders kommen.

Der Brite suchte von Beginn an den Infight und wollte den Kampf bestimmen. Takesako wich keinen Millimeter und so entstand direkt ein richtig harter und attraktiver Kampf. Damit hat Dickinson durchaus überrascht, weil man hätte davon ausgehen können, dass er sich dem Infight mit dem gefährlichen Japaner nicht hätte stellen wollen – was er dann doch tat. Dass diese Herangehensweise taktisch nicht sonderlich smart war, zeigte sich dann ab der zweiten Runde, wo Takesako mit verheerenden Körpertreffern durchkam. Insbesondere die Leberhaken schmeckten Dickinson nicht und er wurde durch jene immer wieder nach hinten gedrängt. Insgesamt war es ein sehr harter und starker Kampf, der in der zweiten Kampfhälfte aber zunehmend an Takesako ging, weil er einfach die höhere Workrate offenbarte. Beide Boxer wurden gegen Ende des 10-Runden-Kampfes etwas müder. Takesako schlug weiterhin viel, die Schläge kamen aber nicht mehr so gut wie zuvor – bei Dickinson zeigte sich, dass er mehr auf Bewegung setzte, was grundsätzlich klug war. Allerdings vermisste er die eigenen Offensivaktionen, wodurch es auswärts einfach nicht reichen sollte.

So sahen es auch die Punktrichter, die den Kampf einstimmig an Takesako mit 98-92, 97-93 und 96-94 werteten. Damit trifft Takesako im Halbfinale auf Landsmann Kunimoto, ein Duell, welches Takesako schon im Mai 2021 in der ersten Runde für sich entscheiden konnte.

Turnierfavorit Aaron McKenna setzt sich souverän durch

Aaron McKenna stoppt in der letzten Minute einen tapferen Jeovanny Estela.

Im dritten Viertelfinale konnte man mit dem Iren Aaron McKenna (19-0) einen Turnierfavoriten beobachten, der es mit dem Amerikaner Jeovanny Estela (14-1) zu tun hatte. Beide Männer waren zuvor ungeschlagen, was diese Paarung sehr reizvoll machte. McKenna gilt als großes Talent und könnte ein Versprechen für die Zukunft sein. Seine Herangehensweise ist der konsequente Offensivgang, bei dem er seine Kontrahenten nonstop mit Schlägen eindeckt. Welche Strategie würde Estela dagegen aufbringen?

Estela tat anfänglich das Richtige, suchte den Rückwärtsgang und Kontermöglichkeiten, die sich in der ersten Runde auch auftaten. Er kam gut durch und McKenna wirkte zum Ende der ersten Runde etwas angeschlagen, was ein überraschender und vielversprechender Start war! Doch in den darauffolgenden Runden war es nahezu nur noch McKenna, der den Kampf bestimmte. Immer wieder rannte der Ire an und schlug eine Hand nach der anderen. Seine Workrate ist beeindruckend und solch einen Mann bezwingt man vermutlich kaum über die Punkte. Man benötigt gute Konter und einiges an Schlagkraft, um McKenna Paroli zu bieten. Dieses Profil hatte jedoch Estela nicht, der zunehmend chancenloser erschien. Ab Runde 7/8 war die Dominanz so groß, dass man durchaus über einen Abbruch hätte nachdenken sollen. Doch weder das Team von Estela noch der Ringrichter sahen Handlungsbedarf. So schleppte sich ein chancenloser Estela bis in die letzte Runde, wo er in der Schlussminute vom passiven Ringrichter doch nicht herausgenommen wurde.

Bitter für Estela, der sich hier 10 Runden lang unnötig verprügeln ließ; da hat man den 23-Jährigen völlig grundlos verheizt. Sehr schade und unverantwortlich. McKenna hingegen konnte sich doppelt freuen: Mit dem Stopp strich er weitere 100.000 $ ein.

Kieron Conway stoppt seinen chinesischen Kontrahenten

Kieron Conway befindet sich ebenfalls im Halbfinale.

Im letzten Viertelfinale trafen Kieron Conway (21-3-1) und Ainiwaer Yilixiati (19-2) aufeinander. Conway könnte man vielleicht als renommierteste bzw. bekannteste Personalie bezeichnen, da er schon im Vorfeld auf größeren Events teilnahm. Mit dem Chinesen Yilixiati stand hingegen eine Personalie im Ring, die zuvor nahezu nur in der Heimat gekämpft hat und den meisten Boxbeobachtern eher kein Begriff erschien. Entsprechend konnte man gespannt sein, wie der Kampf verlaufen würde.

Und der Kampf verlief für Conway sehr gut. Er war physisch stark und boxte in einer stabilen Doppeldeckung. Yilixiati versuchte derweil, einiges zu initiieren und den Kampf zu diktieren, doch seine Schläge verfehlten häufig das Ziel. Conway konterte in die Aktionen und konnte somit Yilixiati konstant vor Probleme stellen. Dies sollte sich im Kampf kaum mehr ändern. Yilixiati schlug viel und griff an, Conway parierte es und traf. In der siebten Runde baute Yilixiati dann merklich ab und schien angeschlagen. Conway witterte seine Chance, setzte entschieden nach und zwang den Ringrichter zum Eingreifen.

Damit komplettiert Conway das Teilnehmerfeld und trifft im Halbfinale auf den starken McKenna, was qualitativ wirklich eine tolle Paarung zu werden verspricht. Das Halbfinale soll wohl im Oktober stattfinden. Den aktuellen Turnierstand kann man dem Bild unten entnehmen.

Schwacher Matchroom-Vorstoß in Japan löst Enttäuschung aus

PrizeFighter-Turnierbaum nach dem Viertelfinale.

In den sozialen Netzwerken kursierten schnell Bilder von einer sehr leeren Halle. Tatsächlich war der Zuschauerzuspruch für das große Millionen-$-Turnier sehr gering. Das hat vielfältige Gründe, weshalb der Matchroom-Vorstoß in Japan als Debakel betrachtet werden muss.

Zunächst fand das Turnier in der Yamato Arena in Suita statt, einem Ort, der im Vorfeld nie groß im Boxen in Erscheinung getreten ist. Beobachter beschreiben die japanische Boxkultur so, dass sie sehr unterschiedlich angenommen wird. Primär findet sie in Tokio und Osaka statt, wo das Boxen einen hohen Stellenwert genießt. In anderen Teilen Japans, beispielsweise dem Norden, ist Boxen hingegen kaum ein Thema. Diese territorialen Unterschiede sind ein Fakt, den wir beispielsweise in Deutschland so nicht groß besitzen. Matchroom hat also in Suita eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, was schon eine eigenwillige Entscheidung gewesen ist. Zudem war die Yamato Arena mit einer Kapazität von 4.800 Plätzen viel zu groß gewählt, was man an den beiden Tweets oben gut erkennen kann. Vermutlich waren nicht mehr als 1.000 Zuschauer vor Ort.

Die Ticketpreise waren zu hoch, und man hat sich in Japan mit einem unerfahrenen Ausrichter zusammengesetzt und das Event nicht ausreichend beworben. Zugleich fand sogar das Desaster statt, dass es scheinbar keinen Übertragungspartner in Japan gab. Wer also vom Event überhaupt etwas erfahren hatte, konnte nichts davon sehen. Matchroom wollte sich eigentlich mit dem Turnier in Japan etablieren und hat kläglich versagt. Das war ein Fiasko, wie man es selten von einer großen Promotion sieht. Top Rank und Bob Arum veranstalten beispielsweise vor ausverkauften Stadien in Japan; bei Matchroom sah es eher nach einer tristen, deutschen, leeren Turnhalle aus.

Hierbei gilt es den lesenswerten englischen Artikel von Asian Boxing zu empfehlen, wo das Dilemma detailliert und anschaulich beschrieben wurde.

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