Vor dem großen Titelkampf am Samstag: Interview mit Oronzo Birardi

Frank Warren und Oronzo Birardi.
Der Mainzer Oronzo Birardi steht am Samstag vor seinem bislang größten Profikampf. Zuvor gab er Boxen1 ein Interview.

 

Die Spannung steigt: Am Samstag findet der große Titelkampf im Cruisergewicht für Oronzo Birardi (8-0) statt. Der Mainzer mit Wurzeln in Italien blickt auf eine starke Amateurlaufbahn zurück, in der er sechsmaliger deutscher Meister wurde und sich die Europameisterschaft bei den Junioren sicherte. Nach sechs überzeugenden Siegen im Profilager entschied sich der Promotergigant Frank Warren, das deutsche Talent unter Vertrag zu nehmen.

Nach zwei Siegen in England steht nun am Samstag Birardis bislang wichtigster Profikampf an. Er wird in London im Co-Mainevent auf seinen Stallgefährten Aloys Junior (7-1) treffen, der bislang alle seine Siege vorzeitig errang. Ein schlagstarker und junger Mann also, der in seiner Heimatstadt den Deutschen natürlich bezwingen möchte. Am Ende kann nur einer die Continental-Titel der WBA und IBO gewinnen. Für den Verlierer könnte es eng werden hinsichtlich einer weiteren Zukunft bei Frank Warren. Der Druck ist vorhanden, die Gier nach dem Sieg ebenfalls.

Boxen1 nutzte die Gelegenheit, um das deutsche Talent vor seinem größten Profikampf im Interview zu treffen.

Das Boxen1-Interview mit Oronzo Birardi

Oronzo Birardi und sein Trainer Dirk Dzemski.

Boxen1: Hallo, Oronzo. Nur noch wenige Tage bis zum Kampf, wie fühlst du dich?

Oronzo Birardi: Ich fühle mich sehr gut. Ich bin sehr motiviert, bin echt heiß und kann es kaum abwarten.

Wie hast du dich konkret auf diesen Kampf vorbereitet?

Mental wie immer eigentlich, ich weiß, was ich kann. Alle Gegner sind nur Menschen, und ich versuche einfach, mich zu konzentrieren und das zu machen, was ich kann.

Hattest Du ein Trainingslager?

Unser Trainingslager ist fast immer gleich, nur die Sparringspartner sind anders. Ich bin hier in Magdeburg, beim Dirk Dzemski. Die Vorbereitungen sind eigentlich alle gleich. Diese war etwas kürzer, aber das wird schon passen.

Du warst ein dekorierter Amateurboxer und bist seit 2021 bei den Profis aktiv. Im vergangenen Jahr kam dann das Angebot von Frank Warren, der dich als ersten deutschen Boxer in der Geschichte gesignt hat. Wie kam es dazu?

Das muss man eher ihn fragen *lacht, ich weiß es tatsächlich nicht. Eines Tages hat mein Vater einfach eine Nachricht aufs Handy gekriegt, und darüber haben wir uns sehr gefreut. Dann braucht man eigentlich auch nicht zweimal zu überlegen, ob man Ja oder Nein sagt.

Bis jetzt läuft alles nach Plan

Sind bislang deine Erwartungen erfüllt worden bezüglich des Signings?

Ja, bis jetzt läuft alles nach Plan. Er hat mir gesagt: „Hör zu, kämpf erstmal, wir wollen dich auch live sehen. Wenn alles passt, was wir gesehen und gehört haben, dann bekommst du Ende des Jahres deinen Titelshot“ – und jetzt bin ich schon so weit.

Hat sich für dich durch das Signing etwas verändert, außer dass du nun in UK kämpfst? Beispielsweise vermehrte Sparringsessions in UK?

Eigentlich nicht. Natürlich kommen viele Angebote rein, aber bislang haben sie nicht gepasst. Das Einzige, was ich gemacht habe, das war aber nicht in UK. Ich war in Riga bei Briedis. Da hat er gegen Opetaia geboxt. Darauf habe ich ihn in der Sparringsession vorbereitet, aber ansonsten gab es nicht so viel, um ehrlich zu sein.

Nach einem überzeugenden UK-Debüt hattest du im zweiten Kampf auf der Insel ein hartes Duell mit Milans Volkovs. Wie blickst du darauf zurück?

Ja, es war ein harter Gegner. Darauf haben wir uns auch vorbereitet, wir wussten ganz genau, dass es ein harter Kampf wird mit ihm. Dass es über die Runden gehen wird, haben wir auch gedacht. Man muss immer vom Schlimmsten ausgehen. 8 Runden durchgeboxt, es war ein harter Gegner und eine schöne Erfahrung. 8 Runden mal im Ring zu stehen, hat mir viel gebracht. Weil 8 Runden Sparring und 8 Runden Kampf sind wieder etwas anderes. Deswegen bin ich sehr glücklich darüber, habe das Ding nach Hause gefahren und kann nur Positives davon mitnehmen.

Nun steht wenige Monate danach das Stallduell mit Aloys Junior an. Glaubst du, dass es für den Verlierer bei Queensberry Promotions bezüglich der Zukunft eng werden könnte?

Ich denke nicht, weil wir beide noch recht jung sind. Wir sind beide noch Babys in dieser Gewichtsklasse. Es wird aber der erste Türöffner sein, der Erste, der nach vorne springen darf. Der Andere geht zwar nicht direkt nach hinten, bleibt aber erstmal da, wo er ist.

Denkst du, ein Sieg am Samstag wäre dein internationaler Durchbruch, oder ist der Gegner dafür noch zu unbekannt?
Ich denke schon. Abgesehen vom Gegner sind es zwei stabile Titel. Damit macht man sich schon einen Namen, erst recht für mich, weil ich einen aus England schlage, aus London. Das wäre für mich nochmal viel besser, auch für meinen Bekanntheitsgrad – und die Leute haben mich dann endlich auf dem Schirm.
Dein Gegner Aloys Junior hat alle 7 Siege vorzeitig errungen. Wie schätzt du ihn als Boxer ein?

Da ist ein Kampf, der vor den 7 Siegen kommt, und das ist die Niederlage. Die habe ich noch nicht. So schätze ich ihn ein. Er ist ein ganz normaler Mensch und wird versuchen, alles zu geben. Aber ich bin nicht einer seiner letzten 7 Gegner und werde es ihm auch zeigen müssen.

Hast Du ihn denn videotechnisch studiert? 

Ja, auf jeden Fall. Für mich ist er halt ein Prügler, sage ich mal. Er ist jetzt nicht so viel technisch und versucht das auch auszuspielen. Aber dafür habe ich die Technik und versuche, ihn damit auszuboxen.

Umso sicherer er sich fühlt, umso besser fühle ich mich dann

Oronzo Birardi vs. Milans Volkovs.

Er hat am Samstag ein Heimspiel in London. Denkst du, dass das ein Faktor ist – oder reizt es dich mehr, auch gegen das Publikum anzukämpfen?

Ich war irgendwie noch nie der Favorit *lacht. Egal, wo ich war, auch schon zu den Amateurzeiten, obwohl ich sogar alles gewonnen habe, war ich nie der Favorit. Ich denke, dass es mir ganz gut in die Karten spielt, weil ich es liebe, der Außenseiter zu sein. Umso sicherer er sich fühlt, umso besser fühle ich mich dann.

Und wo liegen deine Stärken, die du am Samstag ausspielen möchtest? Was wird entscheidend sein, damit du Junior schlägst?

Ich denke, über die Beinarbeit und Schnelligkeit. Auch einfach über das Boxerische. Ich bin meiner Meinung nach boxerisch viel überlegener als er – und das muss ich auch im Ring beweisen.

Nun kämpfst du international in London, aber in deinem Herzen sehnst du dich danach, auch mal einen Kampf in Mainz auszutragen, oder?

Auf jeden Fall, das ist mein Ziel! Aber ich denke, das wird erst passieren, wenn ich die Titel habe. Spätestens dann, wenn ich den WM-Titel habe. Dann wäre es eher möglich, weil man schauen muss, wie es passt. Man müsste dann selbst eine Veranstaltung machen, braucht auch genügend Sponsoren. Und in Deutschland wird man dafür noch nicht ganz anerkannt, was man bislang geleistet hat. Deshalb muss man darauf noch etwas warten, aber auf jeden Fall steht das auf meinem Plan.

Abschließende Frage: Was möchtest du allen Lesern von Boxen1 mit auf den Weg geben? Worauf können sich die Leute am Samstag einstellen?

Die Leute können sich darauf einstellen, dass am Samstag zwei neue Titel nach Deutschland kommen. Schaltet alle ein, mehr kann ich dazu nicht sagen.

Der Kampf findet am Samstag als Co-Mainevent in London statt

Aloys Junior vs. Oronzo Birardi Fightposter
Aloys Junior vs. Oronzo Birardi Fightposter

Der wichtige Titelkampf im Cruisergewicht für Oronzo Birardi wird am Samstag das Co-Mainevent in der York Hall in London, England, sein. Das Event wird ab 20 Uhr auf TNT Sports 1 in UK und kostenlos auf Mola.tv in Italien übertragen. Oronzo Birardis Kampf wird gegen 22 Uhr erwartet.

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