Am Mittwoch in Australien: Großes PPV-Event mit Nikita Tszyu

Fightposter: Nikita Tszyu vs. Danilo Creati

In Australien findet am Mittwoch ein spannendes PPV-Event mit großen Namen und starken Titelkämpfen statt, die auch Michael Eifert betreffen können.

No Limit Boxing Promotions meldet sich mit einer kostspieligen PPV-Card am Mittwoch in Sydney, Australien, zurück. Im Gepäck ein nationaler Titelkampf, ein WBO Global-Titelkampf, ein IBF Eliminator sowie eine Frauenweltmeisterschaft. Zahlreiche weitere Kämpfe stehen ebenfalls auf dem Programm, wodurch diese Card sicherlich ein Highlight in dieser Woche darstellt. Ein Problem ist jedoch, dass australische Events auf Fox international nicht zu sehen sind. Selbst wenn man mit einem VPN versucht, das Geoblocking zu umgehen, scheitert es bei der Zahlung, einen Kaufabschluss abzuwickeln. Das ist äußerst schade und entspricht nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist. Dennoch wird am Mittwoch geboxt, und Boxen1 wirft einen genauen Blick auf die PPV-Maincard.

Nikita Tszyu – auf den Spuren seines Bruders?

Nikita Tszyu und Danilo Creati.

Der Hauptkampf im Superweltergewicht wird von Nikita Tszyu (8-0) bestritten, dem Sohn von Kostya Tszyu (31-2) und dem kleinen Bruder von Tim Tszyu (24-1). Das Boxen dürfte Nikita zweifellos in die Wiege gelegt worden sein, dennoch muss sich jeder Fighter auch individuell beweisen; nur auf den Familiennamen zu setzen, reicht natürlich nicht aus. Dennoch gibt es gravierende Vorteile, wenn man eben der Sohn oder der kleine Bruder von Boxstars ist. Die Aufmerksamkeit ist deutlich höher, zudem bekommt man unter Umständen mehr Sendezeit, mehr Hauptkämpfe usw.

Bei Nikita ist dies der Fall. Sein australischer Promoter baut ihn früh schon als kommenden Boxstar auf, schnell bekommt er trotz Aufbaukämpfen die Gelegenheit, sich als Hauptkämpfer zu präsentieren. Dies wird nun auch am Mittwoch der Fall sein, wenn Nikita seinen australischen Meistertitel gegen Danilo Creati (8-1-1) verteidigt. Das ist sicherlich kein sportliches Highlight der Card, dennoch wird es der Hauptkampf schlussendlich sein. Nikita Tszyu blickt zwar auf eine sehr starke Bilanz zurück, dennoch gab es in den vergangenen Kämpfen auch immer wieder starke Wackler, was auch an seiner sehr offensiven und spektakulären Herangehensweise liegt. Er versucht, seine Gegner zu stoppen und stoppt dabei selbst immer wieder einige Schläge mit dem Kopf, was für neutrale Zuschauer natürlich eine wundervolle Konstellation darstellt. Man muss ihn absolut als Actionfighter bezeichnen, wodurch er sich auch gut als PPV-Fighter eignet.

Nun wartet mit Danilo Creati (8-1-1) sicherlich der Gegenpart eines Actionfighters. Creati blickt auf eine gute Amateurkarriere zurück und ist zudem physisch sehr stark. Aber er fühlt sich beim technischen Boxen eher wohl, was natürlich nicht mit Tszyu vergleichbar ist. Dennoch könnte Creati sicherlich auch ein guter Test darstellen, indem er Nikita einen anderen Boxstil als Gegner präsentiert, der entsprechend auch eine Herausforderung darstellt. Ob dies so kommen wird, oder ob Nikita auch durch Creati rennt, wird sich zeigen.

WBO Global-Titelkampf im Co-Mainevent

Cesar Mateo Tapia.

Eine PPV-Card wird natürlich nicht nur am Hauptkampf gemessen, sondern auch an der Maincard bzw. der gesamten Card. Entsprechend wird im Co-Mainevent ein wertiger und interessanter WBO Global-Titelkampf im Mittelgewicht stattfinden. Cesar Mateo Tapia (16-0) und Keiber Gonzalez (20-0) riskieren jeweils ihre Null im Rekord für diesen Kampf. Tapia ist durchaus ein Name, den man schon vernommen hat. Zuletzt boxte er auch in den USA auf einer ProBox-Veranstaltung. Im Februar unterschrieb Tapia dann beim australischen Promotergiganten No Limit Boxing, wo er entsprechend nun sein Debüt geben wird. Gerankt ist Tapia noch nicht, allerdings dürfte sich das bei einem Sieg umgehend ändern.

Auf der Gegenseite wird Gonzalez stehen, der mit 1,87m sehr lang für die Gewichtsklasse ist und entsprechend auch über viel Reichweite verfügt. Im Amateurbereich bestritt er World Series of Boxing-Kämpfe, was zumindest ein gewisses Grundniveau attestiert. Im Profibereich selbst hat er gefühlt nur kleine Hinterhofkämpfe bestritten, sodass selbst der größte Boxfanatiker vermutlich kaum Kämpfe von Gonzalez gesehen haben wird. Er ist die typische Latino-Wundertüte. Sehr schwer im Vorfeld einzuschätzen, allerdings darf man ihn als ungeschlagenen Mann mit viel Reichweite und Amateurhintergrund gewiss nicht unterschätzen. Womöglich wird er gut im Rückwärtsgang agieren können, aber Tapia ist durchaus bekannt für seinen druckvollen Kampfstil, wodurch ein Sieg das denkbarste Szenario am Ende ist.

IBF Eliminator könnte den kommenden Michael Eifert-Gegner bestimmen

Jerome Pampellone und Malik Zinad.

Im vergangenen Jahr gab es in Kanada einen sensationellen Sieg von Michael Eifert (12-1) über Jean Pascal (36-7-1), wodurch Eifert nun seine WM-Chance sicher hat. Leider geht dies häufig einher mit einer langen Wartezeit, doch „Diesel“ verliert nicht den Fokus und bereitet sich akribisch im Training weiterhin darauf vor, dass seine große WM-Chance baldig erfolgt.

Das Warten hat für Eifert zwar vorerst kein Ende, doch bei der IBF tut sich im Halbschwergewicht etwas. Jerome Pampellone (18-0) wird auf dieser Card einen Eliminatorkampf um Platz 2 gegen Malik Zinad (21-0) bestreiten. Auch in diesem Kampf riskieren beide Boxer ihre Null, um die Gelegenheit des IBF-Eliminators wahrzunehmen. Ein kleines Gedankenspiel: Am 1. Juni findet der Kampf um sämtliche Gürtel im Halbschwergewicht zwischen Beterbiev und Bivol statt. Daraufhin könnte es zu einem Ablegen des IBF-Gürtels kommen, wodurch dieser dann zwischen Eifert und dem Gewinner dieses Kampfes ausgefochten wird. Natürlich muss zunächst der Titel vakant gestellt werden, aber so unrealistisch ist das nicht, denn weder Bivol noch Beterbiev dürften großes Interesse haben, gegen den eher unbekannten Michael Eifert anzutreten.

Entsprechend ist der Kampf für Pampellone und Zinad jeweils auch enorm wichtig, weil das unter Umständen das Ticket für einen WM-Kampf bedeuten kann. Pampellone hat sich zuletzt als Puncher einen Namen gemacht mit drei guten Siegen jeweils in der ersten Runde. Zinad stand dagegen etwas weniger im Mittelpunkt und kämpfte beispielsweise schon im Sportpalast von Bielefeld. Allerdings hat er zuletzt den argentinischen Olympioniken Ezequiel Osvaldo Maderna (31-12) ebenfalls bezwingen können wie Mickael Diallo (21-1-2). Das ist durchaus ein wirklich spannender und wertiger Halbschwergewichtskampf, den man auch im Vorfeld nur schwerlich einschätzen kann. Pampellone wird sicherlich als Favorit in den Kampf gehen, aber für beide Boxer ist der Sieg durchaus greifbar. Also ein wirklich empfehlenswerter Kampf, auch aus deutscher Perspektive.

Weltmeisterschaft der Damen im Superfliegengewicht

Die WBA-Weltmeisterin Clara Lescurat.

Zwar gab es bereits starke Titelkämpfe, jedoch bisher keine vollwertige Weltmeisterschaft. Das ändert sich mit diesem Frauenkampf, in dem es um den WBA-Titel im Superfliegengewicht zwischen Clara Lescurat (10-0) und Linn Sandstrom (8-2-2) geht. Lescurat kommt aus Argentinien und ist die ungeschlagene Weltmeisterin. Sandstrom wird die Herausforderin sein, die jedoch zugleich ein Heimspiel haben wird. Das ist nicht uninteressant, weil sie sozusagen die a-side hier sein wird, obwohl auf der Gegenseite die ungeschlagene Weltmeisterin steht.

Für Sandstrom wird das jedoch eine enorme Aufgabe werden. Sie startete mit einer negativen Kampfbilanz in das Profisegment und stand nach 4 Kämpfen bei 1-2-1. Seitdem hat sie 8 weitere Kämpfe bestritten, wobei sie ungeschlagen blieb. Darunter befanden sich jedoch auch einige 50/50-Kämpfe, was nun nicht zwingend für das Weltklasseformat von Sandstrom spricht. Lescurat ist sicherlich favorisiert, geht jedoch tendenziell als b-side in den Kampf, was gerade bei den Damen ein massiver Nachteil ist, da der Punch häufig fehlt und die Runden dann enger verlaufen können, was sich auf den Scorecards rächen kann. Auch dieser Kampf ist in dieser Konstellation ebenfalls nicht uninteressant.

Nationales Duell als Opener + Frauenpower auf den Prelims

Der Opener der teuren PPV-Card wird im Superweltergewicht zwischen Benjamin Hussain (10-2) und Mason Smith (9-1-1) ausgetragen. Ein durchaus enges und ansprechendes nationales Duell. Hussain hat bereits zwei vorzeitige Niederlagen im Rekord stehen, was sicherlich eine Schwachstelle bei ihm ist. Allerdings gehört der Punch nicht zu den ausgeprägtesten Stärken des Linksauslegers Smith, wodurch man dazu neigen kann, Hussain vorne zu sehen. Obwohl Hussain einen Kampf gegen Lachlan Higgins (8-8-2) in Runde 2 verlor, gewann Smith gegen diesen Gegner im Nachgang. Doch Quervergleiche lassen sich nicht immer übernehmen, da zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen und ein komplexes Gesamtbild ergeben. Jedenfalls gibt es Argumente auf beiden Seiten für einen Sieg, was die Kampfpaarung wiederum interessant erscheinen lässt.

Ebenfalls interessant sind die beiden Boxerinnen Shanell Dargan (3-1-2) und Jasmine Parr (4-0), die bereits jeweils in absoluten Schlachten standen. Beide stehen für viel Action und Begeisterung, was sicherlich auch auf den Prelims zu sehen sein wird.

Keine Übertragung außerhalb von Australien vorhanden

Eine wirklich interessante PPV-Card erwartet also die Boxfans, jedoch gibt es einen Haken: Eine Übertragung in Europa ist nicht zu finden. Leider gibt es selbst im Jahr 2024 noch solche Fälle, in denen die Globalisierung keinerlei Einzug findet. In Australien wird Fox das PPV für 60 australische Dollar übertragen, was natürlich ein mehr als stolzer Preis ist. Auch die illegalen Piratenstreams sind in Australien nicht gut bestückt und stabil. Doch in der Vergangenheit war es zumeist so, dass es zumindest Wiederholungen gab, die man im Internet zu den Events finden konnte.

Jedenfalls wird die Veranstaltung mit den Prelims auf Fox Sports 503 Australia um 9:30 Uhr beginnen. Die PPV-Maincard erfolgt dann um 11 Uhr.

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